Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
sie. Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, fragte sie: »Was ist los mit dir?«
    »Ich möchte nicht mehr länger hierbleiben. Ich möchte die Pyramiden sehen und das Museum. Und dann möchte ich fort von hier.«
    »Ja, ich verstehe.« Sie bedeutete ihm, sich auf den Sessel neben ihr zu setzen. »Ich möchte auch fort«, sagte sie. Sie gab ihm einen schnellen, sanften Kuß auf den Mund.
    »Schön, bitte noch einmal«, sagte er. »Es tröstet mich.«
    Sie küßte ihn zweimal und legte dann die warmen Finger um seinen Hals.
    »Wir werden nicht länger als ein paar Tage in Kairo bleiben, das verspreche ich.«
    »Ein paar Tage! Können wir nicht ein Automobil nehmen, oder noch besser, einfach mit dem Zug zur Küste fahren?«
    Sie senkte den Blick und seufzte. »Ramses«, sagte sie. »Du mußt mir verzeihen. Aber Alex möchte so gern die Oper in Kairo sehen. Und Elliott auch. Ich habe ihnen mehr oder weniger versprochen, wir würden…«
    Jetzt seufzte er.
    »Und weißt du, ich möchte ihnen dort auf Wiedersehen sagen.
    Ihnen sagen, daß ich nicht nach England zurückkehre. Und….
    ich brauche die Zeit.« Sie sah ihm ins Gesicht. »Bitte.«
    »Gewiß«, sagte er. »Diese Oper. Ist das etwas Neues? Das ich auch sehen sollte?«
    »Ja!« sagte sie. »Die Geschichte spielt in Ägypten. Aber geschrieben wurde sie vor fünfzig Jahren von einem Italiener, für das Britische Opernhaus in Kairo. Ich glaube, sie wird dir gefallen.«
    »Viele Instrumente.«
    »Ja.« Sie lachte. »Und viele Stimmen!«
    »Gut, ich füge mich.« Er beugte sich vor und küßte sie auf die Wange, dann auf den Hals. »Und dann gehörst du mir, meine Schöne – mir allein?«
    »Ja, dir allein«, flüsterte sie.
    Als er es an diesem Abend vorzog, an Bord zu bleiben, anstatt in Luxor nochmals an Land zu gehen, fragte ihn der Earl nach dem Erfolg seiner Reise nach Ägypten. Ob er gefunden hatte, was er gesucht hatte.
    »Ich glaube schon«, sagte er, ohne von seinem Buch aufzusehen. »Ich glaube, ich habe die Zukunft gefunden.«

    Dies war ein Mameluckenhaus gewesen, eine Art Palast. Er gefiel Henry, auch er wenn nicht ganz sicher war, wer die Mamelucken genau waren, er wußte nur, daß sie einmal Herrscher Ägyptens gewesen waren.
    Ihm war das egal. Im Augenblick ließ er es sich gutgehen. Seit Tagen wohnte er in diesem kleinen gemütlichen Haus, wo er so ziemlich alles hatte, was er brauchte.
    Malenka bereitete ihm köstliche Speisen, nach denen ihn aus unerfindlichen Gründen gelüstete, wenn er einen Kater hatte.
    Sie schmeckten ihm sogar dann, wenn er sturzbetrunken war und alle anderen Speisen ihn ekelten.
    Und sie versorgte ihn mit Alkohol. Sie brachte seine Gewinne in die Stadt und kam mit seinem Lieblingsgin, Scotch und Brandy zurück.
    Und gewonnen hatte er in den letzten zehn Tagen, an denen er von Mittag bis zum späten Abend gespielt hatte, reichlich.
    Es war so einfach, diese Amerikaner zu bluffen, die alle Engländer für Memmen hielten. Auf den Franzosen mußte er aufpassen, der Hurensohn war hinterlistig. Aber er war kein Betrüger. Und er bezahlte seine Schulden, auch wenn Henry sich nicht vorstellen konnte, wo ein so übel beleumundeter Mann sein Geld her bekam.
    Bei Nacht liebten sie sich in dem großen viktorianischen Bett.
    Sie fand es erstklassig, dieses Bett mit dem hohen Mahagoni-kopfteil und dem großen Moskitonetz. Sollte sie ruhig ihre kleinen Träume haben. Im Augenblick liebte er sie. Es war ihm einerlei, ob er Daisy Banker jemals wieder sah oder nicht. Tatsächlich hatte er sich mehr oder weniger entschieden, nicht nach England zurückzukehren.
    Sobald Julie und ihre Eskorte eintrafen, wollte er nach Amerika. Er war sich fast sicher, daß selbst sein Vater Gefallen an der Idee finden würde, und daß er ihn dafür, daß er drüben in New York blieb oder gar in Kalifornien, belohnen würde.
    San Francisco, das war eine Stadt, die ihn reizte. Man hatte sie nach dem Erdbeben fast vollständig wieder aufgebaut. Und er hatte das Gefühl, daß er dort sein Glück machen konnte, fernab von allem, was er in England verabscheute. Wenn er Malenka mitnehmen konnte, um so besser. Und da drüben in Kalifornien, wer würde sich da schon drum kümmern, ob ihre Haut dunkler war als seine?
    Ihre Haut. Er liebte Malenkas Haut. Die rauchige, heiße Malenka. Er hatte dieses kleine Haus einige Male verlassen, um sie im Europäischen Club tanzen zu sehen. Gefiel ihm. Wer weiß? Vielleicht würde sie in Kalifornien berühmt

Weitere Kostenlose Bücher