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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Eigentlich komisch, wissen Sie, bis nach Ägypten zu reisen, um eine Oper zu sehen.«
    »Aber es ist Aida, meine Teuerste.«
    »Ich weiß, ich weiß…«
    »Ja, wir gehen hin, es ist schon alles arrangiert. Sie sind doch sicherlich auch dort. Und was ist mit dem Ball danach?«
    Welch ein bewundernswertes Lächeln. »Ja, wissen Sie, bei dem Ball war ich mir nicht sicher. Ich wollte eigentlich nicht mit Vater und Mutter gehen…«
    »Vielleicht gehen Sie dann mit mir.«
    Was für hübsche weiße Zähne sie hatte.
    »Es wäre mir ein Vergnügen, Lord Rutherford.«
    »Bitte nennen Sie mich Alex, Miss Barrington. Lord Rutherford ist mein Vater.«
    »Aber Sie sind selbst ein Vicomte«, sagte sie mit verblüffender amerikanischer Offenheit und demselben spitzbübischen Lä-
    cheln. »Das hat man mir gesagt.«
    »Ja, das stimmt. Genauer gesagt, Vicomte Summerfield…«

    »Was ist denn ein Vicomte?« fragte sie.
    So hübsche Augen, und wie sie lachte, wenn sie ihn ansah.
    Plötzlich war er nicht mehr wütend auf Henry, weil dieser sich bei dieser Tänzerin Malenka eingenistet hatte. Es war besser, daß Henry völlig von der Bildfläche verschwunden war, mit seinem Spielen und Trinken, statt in den öffentlichen Sälen des Hotels herumzuhängen. Er war gespannt, was Julie von Miss Barrington halten würde. Was er von ihr hielt, das wußte er.

    Mittag. Der Speisesaal. Ramses lehnte sich lachend zurück.
    »Nein, ich bestehe darauf. Nimm Messer und Gabel«, sagte Julie. »Versuch es.«
    »Julie, es ist nicht so, daß ich es nicht könnte! Es erscheint mir nur barbarisch, sich das Essen mit Silberzeug in den Mund zu schaufeln!«
    »Ja, leider weißt du, wie schön du bist und daß du alle bezaubern kannst.«
    »Ich habe im Laufe der Jahrhunderte ein wenig Takt gelernt.«
    Er hob die Gabel auf und hielt den Griff absichtlich mit der Faust.
    »Bitte hör damit auf«, flüsterte sie.
    Er lachte. Er legte die Gabel weg und nahm wieder ein Stückchen Huhn mit den Fingern. Sie hielt seine Hand fest.
    »Ramses, bitte iß anständig.«
    »Liebster Darling«, sagte er, »ich esse so wie schon Adam und Eva, Osiris und Isis, Moses, Aristoteles und Alexander gegessen haben.«
    Sie brach in heftiges Lachen aus. Er stahl ihr rasch einen Kuß.
    Doch dann wurde sein Gesicht finster.
    »Was ist mit deinem Cousin?« flüsterte er.
    Darauf war sie nicht vorbereitet. »Müssen wir von ihm sprechen?«
    »Sollen wir ihn hier in Kairo zurücklassen? Soll der Mord an deinem Vater ungerächt bleiben?«
    Tränen traten ihr wieder in die Augen. Sie kramte wütend in der Handtasche nach dem Taschentuch. Sie hatte Henry seit ihrer Rückkehr nicht gesehen, und sie wollte ihn auch nicht sehen. In ihrem Brief an Randolph hatte sie ihn nicht erwähnt.
    Und es war vornehmlich der Gedanke an ihren Onkel, der sie jetzt zum Weinen brachte.
    »Laß mich diese Last tragen«, flüsterte Ramses. »Ich trage sie mühelos. Laß der Gerechtigkeit ihren Lauf.«
    Plötzlich legte sie ihm eine Hand auf die Lippen.
    »Nicht mehr«, sagte sie. »Jetzt nicht.«
    Er sah über ihre Schulter. Er seufzte und drückte ihre Hand.
    »Es scheint, als wäre die Museumsgruppe hier«, sagte er.
    »Und wir sollten Elliott nicht zu lange stehen lassen.«
    Plötzlich war Alex neben ihr und gab ihr einen leichten Schmatz auf die Wange. Wie keusch. Sie wischte sich rasch die Nase und wandte sich ab, damit er ihr gerötetes Gesicht nicht sah.
    »Nun, sind wir alle bereit?« fragte Alex. »Unser privater Führer trifft sich in fünfzehn Minuten im Museum mit uns. Ach, und ehe ich’s vergesse, für die Oper ist alles arrangiert. Logenplät-ze und selbstverständlich Karten für den Ball danach. Und Ramsey, alter Freund, wenn ich das sagen darf, ich werde an diesem Abend nicht mit Ihnen um Julies Gunst buhlen.«
    Julie nickte. »Schon verliebt«, sagte sie spöttisch flüsternd.
    Sie ließ sich von Alex hoch helfen. »Eine Miss Barrington.«
    »Bitte, Darling, sag mir deine Meinung. Sie begleitet uns ins Museum.«
    »Sputen wir uns«, sagte Ramses. »Ihrem Vater geht es nicht gut. Es überrascht mich, daß er nicht hier bleibt.«
    »Großer Gott, wissen Sie nicht, was das Museum von Kairo den Menschen bedeutet?« sagte Alex. »Und dabei ist es der staubigste, schmutzigste Ort, den ich jemals…«
    »Alex, bitte, wir werden gleich die größte Sammlung ägyptischer Kunstschätze sehen.«
    »Die letzte Prüfung«, sagte Ramses und nahm Julies Arm.
    »Und alle Könige befinden sich in einem Raum?

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