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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Entsetzen von ihr zurück. Ramses. Aber tat es ihr leid, daß er es getan hatte? Konnte sie ihn wirklich verfluchen?
    Sie war am Leben!

    Elliott trat durch den Vorhang ins erleuchtete Foyer, um im elektrischen Licht die Nachricht zu lesen.
    »Sie wurde an der Rezeption des Shepheard Hotels hinterlegt, Sir«, sagte der Junge, der darauf wartete, daß Elliott eine Münze aus der Tasche fischte.

    Vater, wir sehen uns in der Oper oder anschließend beim Ball. Tut mir leid, daß ich so geheimnisvoll klinge, aber ich habe die bezauberndste Dame kennengelernt, die man sich vorstellen kann. Alex.

    Zum Verrücktwerden. Aber nicht zu ändern! Er ging in die dunkle Loge zurück.

    Ramses hatte es nicht für möglich gehalten, daß ihm diese Vorstellung gefallen konnte. Er war immer noch wütend auf Elliott, weil der ihn gegen seinen Willen hergeschleppt hatte.
    Die Oper selbst wäre wirklich lächerlich gewesen, wenn sie nicht so wunderschön gewesen wäre – die dicken »Ägypter«
    da unten, die vor den gemalten Tempeln und Statuen im Hin-tergrund auf italienisch sangen. Es war grotesk. Aber die Me-lodien überwältigten ihn, obwohl sie Julies Schmerzen verschlimmerten. Julie lehnte in der abgeschiedenen Dunkelheit an seiner Schulter. Die liebreizenden Stimmen, die im Halbdunkel ertönten, rührten sein Herz. Diese Stunden würden nicht zur Qual werden, wie er sich dies vorgestellt hatte.
    Seine feige Seele kam sogar auf den Gedanken, daß Kleopatra vielleicht aus Kairo geflohen war, daß sie sich jetzt in der modernen Welt verirrt hatte und daß keine Hoffnung mehr bestand, sie zu finden. Das befreite und entsetzte ihn gleichermaßen. Was würde sie in ihrer Einsamkeit der kommenden Wochen und Monate tun? Was würde ihr Zorn verlangen?

    Sie hob das magische Opernglas. Sie beobachtete Ramses und Julie und war verblüfft über die Nähe. Die Frau weinte, kein Zweifel. Ihre dunklen Augen waren auf die Bühne gerichtet, wo der häßliche kleine Mann das wunderbare Lied »Celeste Aida« sang – seine Stimme war gewaltig und die Melodie herzzerreißend.
    Sie wollte das Glas gerade absetzen, als Julie Stratford ihrem Partner plötzlich etwas zuflüsterte. Sie standen gemeinsam auf. Julie Stratford eilte durch den Vorhang, Ramses folgte ihr.
    Rasch berührte Kleopatra Alex’ Hand.
    »Bleib du hier«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    Er schien es für etwas ganz Normales zu halten. Er versuchte nicht, sie aufzuhalten. Sie eilte durch den Alkoven hinter ihrem kleinen Teil des Theaters und trat langsam und vorsichtig in den großen Flur des ersten Stocks hinaus.
    Sie sah niemanden, außer ein paar Bedienstete, die hinter einer Marmortheke standen und mehreren älteren Männern Gläser einschenkten. Die Männer sahen in ihren schwarzwei-
    ßen Umformen kläglich aus. Einer von ihnen zerrte erzürnt an seinem Kragen.
    An einem entlegenen Tisch vor einem hohen Bogenfenster mit gemustertem Vorhang unterhielten sich Julie Stratford und Ramses so leise, daß sie es unmöglich hören konnte. Sie stellte sich hinter einen großen Blumentopf, wo sie das Opernglas hob und die Gesichter näher heranholte. Die Worte hörte sie nicht.
    Julie Stratford schüttelte den Kopf und wich zurück. Ramses hielt ihre Hand und wollte sie nicht gehen lassen. Was sagte sie jetzt mit solcher Leidenschaft? Und wie er sie anflehte! Sie kannte diese Bestimmtheit, diese Beharrlichkeit, aber Julie Stratford war ebenso stark wie sie es gewesen war.
    Plötzlich erhob sich Julie Stratford, umklammerte einen kleinen Beutel mit der Hand und ging mit gesenktem Kopf davon.
    Ramses war verzweifelt. Er stützte den Kopf auf die Hände.
    Geschwind folgte sie Julie Stratford, drückte sich an der Wand entlang und hoffte, Ramses würde nicht aufschauen.
    Julie Stratford ging durch eine Holztür.

    DAMENTOILETTE

    Sie war verwirrt, unsicher. Plötzlich vernahm sie eine Stimme hinter sich; es war eine junge Dienerin. »Suchen Sie die Da-mentoilette, Miss? Die ist hier.« »Danke«, sagte sie und ging darauf zu. Es handelte sich eindeutig um einen öffentlichen Raum.
    Gott sei Dank war sie allein. Julie setzte sich auf den letzten Samthocker vor dem langen Toilettentisch, ruhte sich einen Moment lang aus und bedeckte die Augen mit den Händen.
    Das Ding war da draußen, das Monster, die Schöpfung, wie immer man ein solches Wesen auch nennen mochte. Und sie waren hier in diesem dummen Theater gefangen und lauschten der Musik, als wären nicht Greueltaten geschehen, die auch in

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