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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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wirklich zum Narren? Dieser Hüne von einem Mann, in dessen Gesicht unsterbliche Lebenskraft leuchtete! Und die Frau – sie hatte es nicht bekommen. Sie war noch sterblich. Sie klammerte sich verzweifelt und ängstlich an Ramses’ Arm.
    »Darling, nicht jetzt«, flehte sie.
    Weiter ging die Gruppe, die Menge verschluckte sie.
    »Aber Liebste, nur um ihnen zu sagen, daß wir hier sind. Es scheint doch alles prima gelaufen zu sein. Ramsey muß entla-stet sein. Alles ist wieder normal. Pitfield hat ein Wunder vollbracht.«
    »Laß mir noch Zeit, Alex, ich flehe dich an!« War ihr Tonfall anmaßend geworden?
    »Na gut, Hoheit«, sagte er mit verzeihendem Lächeln.
    Weg von ihnen! Sie fühlte sich verzweifelt, als würde sie ersticken. Als sie das obere Ende der Treppe erreicht hatten, drehte sie sich um. Sie waren durch eine samtverkleidete Tür auf der anderen Seite gegangen. Und Alex führte sie in die andere Richtung. Den Göttern sei Dank.
    »Sieht so aus, als wären wir am anderen Ende des Prunk-baus«, sagte er zu ihr und lächelte. »Aber wie kannst du so schüchtern sein, wo du doch so schön bist? Schöner als jede andere Frau, die ich jemals gesehen habe.«
    »Ich bin eifersüchtig auf dich und die Stunden, die wir zusammen verbracht haben. Glaub mir, die Welt wird alles kaputt machen, Lord Alex.«
    »Aber das ist unmöglich«, sagte er vollkommen unschuldig.
    Elliott stand an der Tür. »Wo, um alles in der Welt, kann Alex sein? Was ist in ihn gefahren, einfach wegzulaufen? Das alles übersteigt meine Geduld!«
    »Elliott, ich glaube, um Alex müssen wir uns keine Sorgen machen!« sagte Julie. »Wahrscheinlich hat er wieder eine amerikanische Erbin kennengelernt. Die dritte große Liebe seines Lebens innerhalb einer Woche.«
    Elliott lächelte bitter, als sie die Loge betraten. Die Frau im Auto hatte nur aus Hut, Stola und wehendem Haar bestanden.
    Vielleicht war sie das große Glück, das sein Sohn brauchte.

    Eine gebogene Tribüne, ein gigantisches überdachtes Amphi-theater, das heißt die Hälfte davon. An der gegenüberliegenden Seite befand sich offensichtlich die Bühne hinter einer Mauer aus sanft schimmernden Vorhängen. Und davor, in einer Mulde, eine Gruppe Männer und Frauen, die mit Saiten-und Blasinstrumenten gräßliche Geräusche erzeugten. Sie hielt sich die Ohren zu.
    Alex führte sie die kleine Stufe hinunter zur ersten Reihe dieses kleinen Abschnitts. Die weichen roten Sessel am Geländer waren ihre. Sie drehte sich nach links um. Über den spärlich erleuchteten Abgrund hinweg sah sie Ramses! Sie sah die blasse Frau mit den großen, traurigen Augen. Lord Rutherford hatte unmittelbar hinter ihnen Platz genommen. An seiner Seite saß ein dunkelhäutiger Ägypter, der so prachtvoll wie alle anderen Männer gekleidet war.
    Sie versuchte, den Blick von ihnen abzuwenden, was ihr jedoch nicht gelang. Der Aufruhr in ihrem Innern wollte ihr nicht ganz einleuchten. Dann legte Ramses seinen Arm um die Frau. Er umarmte sie, als wolle er sie trösten, und die Frau senkte den Blick, und plötzlich glitzerten Tränen auf ihren Wangen! Ramses küßte diese Frau, und die Frau erwiderte den Kuß!
    Es war, als würde ihr ein Dolch ins Herz gestoßen! Es war, als würde der Dolch über ihr Gesicht gleiten und sie aufschlitzen.
    Sie drehte den Kopf nach vorn und starrte in die Dunkelheit vor sich.
    Sie hätte laut geschrien, wenn sie gekonnt hätte. Aber warum?
    Was empfand sie? Sie spürte den Haß auf die Frau, der sie verbrannte. Gib Antonius das Elixier.
    Plötzlich wurde es dunkel in dem großen Theater. Ein Mann trat vor das Publikum. Die Menschen um sie herum klatschten laut, und das Klatschen schwoll zu einem ohrenbetäubenden Lärm an. Wie so vieles in dieser modernen Zeit, war auch das überwältigend und dennoch seltsam beherrscht.
    Der Mann verbeugte sich, hob die Hände, dann drehte er sich zu den Musikern um, die ruhig und still geworden waren. Auf sein Zeichen fingen sie an zu spielen, die Töne schwollen an, wurden gewaltig und ergreifend und wunderschön.
    Diese Musik rührte sie. Sie spürte, wie Alex eine Hand auf ihre legte. Die Musik hob sie auf und trug sie fort von ihrem Leid.
    »Moderne Zeiten«, flüsterte sie. Weinte sie auch? Sie wollte nicht hassen! Sie wollte diese Schmerzen nicht! In der Erinnerung sah sie wieder Ramses, der sich in der Dunkelheit über sie beugte. War es ein Grab gewesen? Sie spürte, wie er ihr das Elixier in den Mund träufelte. Und dann wich er voller

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