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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Pause: »Wenn Sie warten können, bis ich das Geschirr abgeräumt und in die Spülmaschine getan habe, fahre ich Sie hin.«
    Noel hielt in einem neuerlichen Gähnen inne und sagte, die angewinkelten Arme nach oben haltend: »Komm, Ma, er braucht keinen Chauffeur.«
    »O doch«, widersprach Danus. »Ich brauche einen. Ich fahre nämlich nicht.«
    Nun entstand eine längere Pause, in der Noel und Nancy ihn ungläubig anstarrten.
    »Sie fahren nicht? Sie meinen, Sie können nicht Auto fahren? Aber wie kommen Sie dann zu den Leuten, bei denen Sie arbeiten?«
    »Mit dem Fahrrad.«
    »Sie sind ein bemerkenswerter Knabe. Haben Sie vielleicht hehre Prinzipien, ich meine, wollen Sie nicht zur Umweltverschmutzung beitragen oder so etwas?«
    »Nein.«
    »Aber. «
    Antonia mischte sich in das Gespräch, indem sie rasch sagte: »Ich kann fahren. Wenn du es erlaubst, Penelope. Ich fahre, und Danus kann mir den Weg zeigen.«
    Sie sah Penelope über den Tisch hinweg an, und die beiden Frauen mußten lächeln, als ob sie ein Geheimnis miteinander teilten. Penelope sagte: »Das wäre furchtbar nett von dir. Warum macht ihr das nicht gleich jetzt, während Nancy und ich hier ein bißchen Ordnung schaffen, und wenn ihr zurückkommt, können wir alle in den Garten gehen und sehen, was das Feuer macht.«
    »Eigentlich muß ich jetzt nach Hause«, sagte Nancy. »Ich kann unmöglich den ganzen Nachmittag bleiben.«
    »Oh, bleib bitte noch ein bißchen, und wenn es nur für ein paar Minuten ist. Wir haben kaum miteinander geredet. Du hast doch heute sicher nichts Wichtiges mehr zu tun.« Sie stand auf und holte ein Tablett vom Beistelltisch. Antonia und Danus erhoben sich ebenfalls, verabschiedeten sich von Noel und gingen zur Küchentür hinaus. Während ihre Mutter begann, die Kaffeetassen auf das Tablett zu stellen, saßen Noel und Nancy schweigend da, doch als sie hörten, wie die Tür ins Schloß fiel, und sicher waren, daß sie nicht mehr gehört werden konnten, fingen sie beide auf einmal an zu reden. »Ein komischer Vogel ist das.«
    »So ernst und feierlich. Er lächelt anscheinend nie.«
    »Wo hast du ihn aufgegabelt, Ma?«
    »Weißt du etwas über seine Vergangenheit? Er kommt offensichtlich aus einem guten Stall. Es ist sehr merkwürdig, daß er als Gärtner arbeitet.«
    »Und all dieses Getue, daß er nicht trinkt und nicht Auto fährt. Warum zum Teufel fährt er nicht?«
    »Vermutlich hat er jemanden totgefahren, als er betrunken war«, erklärte Nancy gewichtig, »und man hat ihm den Führerschein abgenommen.«
    Dies kam Penelopes eigenen besorgten Mutmaßungen so nahe, daß sie plötzlich das Gefühl hatte, sie könne kein weiteres Wort mehr ertragen, und Danus zu Hilfe kam.
    »Um Himmels willen, gebt dem armen Mann doch wenigstens eine Chance, zur Pforte hinaus zu kommen, ehe ihr ihn in Stücke reißt.«
    »Oh, hör auf, Ma, er ist ein komischer Vogel, und das weißt du genausogut wie wir. Wenn es stimmt, was er sagt, kommt er aus einer angesehenen und vermutlich auch wohlhabenden Familie. Warum arbeitet er also für den Lohn eines Landarbeiters?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Hast du ihn gefragt?«
    »Wie käme ich dazu? Sein Privatleben geht mich nichts an.«
    »Aber, Mutter. Hatte er irgendwelche Empfehlungen, als er kam?«
    »Selbstverständlich. Ich habe ihn über eine große Gärtnerei eingestellt.«
    »Wissen sie, ob er in Ordnung ist?«
    »In Ordnung? Warum sollte er nicht in Ordnung sein?«
    »Mutter, du bist so schrecklich naiv, du vertraust jedem, der dich harmlos und offen ansieht. Er arbeitet schließlich hier im Haus und im Garten, und du bist allein.«
    »Ich bin nicht allein. Antonia ist hier.«
    »Nach allem, was ich gesehen habe, scheint Antonia ebenso in ihn vernarrt zu sein wie du.«
    »Nancy, was gibt dir das Recht, solche Dinge zu sagen?«
    »Ich sage sie nur, weil ich mir Sorgen um dich mache.«
    »Und was könnte Danus deiner Meinung nach tun? Antonia und Mrs. Plackett vergewaltigen, nehme ich an. Mich ermorden, das Haus ausräumen und die nächste Fähre nach Frankreich nehmen. Er hätte viel davon. Er würde hier nur wertlosen Kram finden.« Sie sagte es im Zorn, ohne groß zu überlegen, und bereute ihre Worte sofort, denn Noel reagierte so schnell wie eine Katze, die eine Maus erblickt hat.
    »Wertlosen Kram! Und die Bilder deines Vaters? Kann man dir denn nicht begreiflich machen, daß du hier in Gefahr bist? Du hast keine Alarmanlage, du schließt nie eine Tür ab, und du bist bestimmt nur

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