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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Menschen, daß er immer noch mehr will.« Wieder entstand ein Schweigen. Penelope, die immer noch an das Abendessen dachte, blickte auf die Uhr. Es war Viertel vor vier. Wenn sie Carn Cottage erreichten, würde es kurz vor fünf sein. Sie sagte: »Papa, wir sollten gehen.« Er hörte sie kaum. »Hm?«
    »Ich sagte, es ist Zeit, daß wir nach Hause gehen.«
    »Ja. Ja, natürlich.« Er riß sich zusammen und traf Anstalten aufzustehen, doch ehe er sich aus dem Polster stemmen konnte, war Major Lomax schon aufgesprungen und stand bereit, um ihm zu helfen. »Vielen Dank. sehr freundlich. Das Alter ist etwas Furchtbares.« Endlich stand er aufrecht da. »Arthritis ist noch schlimmer. Ich habe seit Jahren nicht mehr gemalt.«
    »Das tut mir leid.«
    Als sie endlich zum Gehen bereit waren, kam der Major mit zur Tür und öffnete ihnen. Auf dem Kopfsteinpflaster des windigen kleinen Platzes draußen stand sein Jeep. Er sagte, um Entschuldigung bittend: »Ich würde Sie gerne nach Hause bringen, aber es ist gegen die Vorschriften, Zivilisten in einem Militärfahrzeug zu befördern.«
    »Wir gehen lieber zu Fuß«, versicherte Lawrence ihm. »Wir lassen uns Zeit. Es war nett, mit Ihnen zu reden.«
    »Ich hoffe, ich sehe Sie bald wieder.«
    »Oh, selbstverständlich. Sie müssen zu uns zum Essen kommen.« Er stand da und dachte über diese glänzende Idee nach. Penelope sank das Herz, denn sie wußte genau, was als nächstes kommen würde. Sie stieß ihn mit dem Ellbogen in die Rippen, aber er ignorierte die Warnung und sagte es: »Am besten gleich heute abend!«
    Sie zischte ungehalten: »Papa, ich habe nichts zu essen im Haus. Ich weiß nicht mal, was ich für uns auf den Tisch bringen soll.«
    »Oh.« Er blickte enttäuscht und verletzt, aber Major Lomax half ihm aus der Verlegenheit. »Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich fürchte, heute abend geht es bei mir nicht.«
    »Dann vielleicht ein andermal.«
    »Ja, Sir. Danke. Ich würde sehr gern kommen.«
    »Wir sind immer zu Haus.«
    »Komm, Papa.«
    »Dann au revoir, Major Lomax.« Er hob grüßend den Stock, folgte dann endlich dem Drängen seiner Tochter und setzte sich in Bewegung. Aber er war immer noch verärgert.
    »Das war sehr unhöflich«, warf er ihr vor. »Sophie hat nie einem Gast die Tür gewiesen, selbst wenn sie nur Brot und Käse im Haus hatte.«
    »Ach. Er hätte sowieso nicht kommen können.« Sie gingen Arm in Arm zur Hafenstraße hinunter und legten den ersten Abschnitt des Heimwegs zurück. Sie sah sich nicht um, aber sie hatte das Gefühl, daß Major Lomax immer noch neben seinem Jeep stand und ihnen nachschaute, bis sie beim Sliding Tackle um die Ecke bogen und nicht mehr zu sehen waren. Der anregende und in Anbetracht ihres sonstigen Lebens so abwechslungsreiche Nachmittag hatte den alten Mann zusammen mit dem langen Fußmarsch und der reichlich genossenen frischen Luft sichtlich müde gemacht. Penelope war erleichtert, als sie endlich Cam Cottage erreichten, sie ihn durch die Pforte führte und ins Haus brachte, wo er sich sofort auf einen Stuhl sinken ließ, um langsam wieder zu Atem zu kommen. Sie nahm ihm den Hut ab und hängte ihn an den Haken, und dann wand sie ihm den Schal vom Hals. Sie nahm eine seiner noch in Fäustlingen steckenden Hände zwischen ihre und rieb sie zärtlich, als könne die kleine liebevolle Geste seinen wächsernen und knotigen Fingern neues Leben schenken.
    »Wenn wir das nächste Mal zum Museum gehen, fahren wir mit einem Taxi zurück, Papa.«
    »Wir hätten den Bentley nehmen sollen. Warum haben wir nicht den Bentley genommen?«
    »Weil wir kein Benzin bekommen können.«
    »Ohne Benzin haben wir nicht viel davon.«
    Nach einer Weile hatte er genug Kräfte gesammelt, um ins Wohnzimmer zu gehen, wo sie ihm in seinen geliebten alten Sessel half. »Ich mach dir eine Tasse Tee.«
    »Nein, laß. Ich werde ein wenig schlafen.«
    Er lehnte sich zurück und schloß die Augen. Sie trat zum Kamin, kniete sich hin, hielt ein brennendes Streichholz an das Zeitungspapier und wartete, bis die darüber geschichteten Späne brannten und die kleine Flamme an den Kohlen züngelte. Er machte die Augen auf. »Feuer im August?«
    »Ich möchte nicht, daß du frierst.« Sie richtete sich auf. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, natürlich.« Er lächelte sie an, und in seinem Lächeln war dankbare Liebe. »Vielen Dank, daß du mitgekommen bist. Es war ein schöner Nachmittag.«
    »Ich freue mich, daß es dir Spaß gemacht hat.«
    »Es war

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