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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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nicht zu Hause herum, drehe Daumen und mache meine Mutter verrückt. «
    »Wann werden Sie nach Edinburgh zurückkommen?«
    »Wahrscheinlich nächsten Donnerstag.«
    »Kann Ihre Mutter Sie nicht in der Kate erreichen, falls sie vorher etwas erfährt?«
    »Nein. Ich habe Ihnen ja gesagt, es ist am Ende der Welt. Und um die Wahrheit zu sagen. Ich habe so lange mit dieser Sache gelebt, daß ich es sehr gut noch eine Woche aushalten kann.«
    »In dem Fall ist es wohl besser, wenn Sie fahren. Wir werden Ihnen inzwischen die Daumen drücken. Wir denken fortwährend an Sie. Sie versprechen, daß Sie anrufen, sobald Sie wieder zurück sind?«
    »Natürlich. Ist Antonia.?«
    »Warten Sie. Ich hole sie.«
    Sie ließ den Hörer vom Apparat baumeln und ging durch den Wintergarten hinaus. Antonia kam mit dem leeren Wäschekorb unter dem Arm über den Rasen zurück. Sie hatte ein rosa Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln an und einen marineblauen Baumwollrock, der sich im Wind bauschte. »Antonia! Schnell, es ist Danus.«
    »Schon?« Die Farbe wich aus ihren Wangen. »Oh, was hat er gesagt? Was ist passiert?«
    »Er weiß noch nichts, weil der Computer streikt. aber du läßt es dir am besten von ihm selbst erzählen. Er wartet. Da, ich nehm den Korb.«
    Antonia drückte ihn ihr in die Arme und rannte ins Haus. Penelope ging mit dem Korb zu der Bank unter dem Wohnzimmerfenster. Das Leben konnte grausam sein. Wenn eine Sache gutging, ging eine andere schief. Aber unter diesen Umständen war es vielleicht wirklich besser, wenn Danus mit seinem Freund nach Sutherland fuhr. Die Gesellschaft eines vertrauten Menschen brachte manchmal die Antwort auf viele Fragen. Sie stellte sich die beiden jungen Männer in jener Welt endloser Moore und zerklüfteter Berge, zwischen Atlantik und Nordsee, an tiefen und reißenden Flüssen vor. Sie würden zusammen angeln. Ja. Danus hatte einen guten Entschluß gefaßt. Angeln hatte angeblich eine ausgezeichnete therapeutische Wirkung.
    Eine Bewegung riß sie aus ihren Gedanken. Sie sah, wie Antonia aus dem Wintergarten trat und über den Rasen zu ihr kam. Sie sah bedrückt aus und schlurfte daher wie ein Kind. Sie ließ sich neben ihr auf die Bank fallen und sagte: »Verdammt!«
    »Ich weiß. Es ist schrecklich frustrierend. Für uns alle.«
    »Dieser verdammte Computer. Warum können sie diese Maschinen nicht so machen, daß sie funktionieren? Und warum muß es ausgerechnet bei Danus passieren?«
    »Ich muß sagen, es ist wirklich Pech. Aber wir können nichts daran ändern, versuchen wir also, das Beste daraus zu machen.«
    »Er findet nicht viel dabei. Er fährt einfach für eine Woche zum Angeln.«
    Penelope mußte lächeln. »Du hörst dich an wie eine vernachlässigte Ehefrau«, sagte sie.
    »Wirklich?« sagte Antonia zerknirscht. »Das wollte ich nicht. Es ist nur, daß es mir wie eine Ewigkeit vorkommt. Ich meine, noch eine Woche zu warten.«
    »Ich weiß. Aber es ist besser, wenn er nicht zu Hause herumsitzt und darauf wartet, daß das Telefon klingelt. Es gibt nichts Deprimierenderes. Es wird ihm viel besser gehen, wenn er sich beschäftigen kann. Du wirst es ihm sicher nicht verübeln. Wir werden uns ebenfalls beschäftigen. Ich fahre am Montag nach London. Möchtest du mitkommen?«
    »Nach London? Warum?«
    »Nur um alte Freunde zu besuchen. Es wird einfach Zeit, daß ich mal wieder hinfahre. Wenn du mitkommen möchtest, können wir den Wagen nehmen. Aber wenn du lieber hierbleiben willst, könntest du mich vielleicht nach Cheltenham zum Bahnhof bringen.« Antonia dachte über den Vorschlag nach. Dann sagte sie: »Nein. Ich denke, ich bleibe besser hier. Ich muß vielleicht noch bald genug nach London, und es wäre schade, auch nur einen Tag hier auf dem Land zu verschenken. Außerdem kommt Mrs. Plackett am Montag nicht, weil Darren Geburtstag hat, und da könnte ich mich ein bißchen um das Haus kümmern und ein wunderbares Dinner auf den Tisch bringen, wenn du zurück bist. Und« - sie lächelte und war wieder die alte - »es besteht ja immer eine kleine Chance, daß Danus nicht weiter als zwanzig Kilometer vom nächsten Telefon entfernt ist und beschließt, mich anzurufen. Es wäre eine Tragödie, wenn ich dann nicht da wäre.«
    Also führ Penelope allein nach London. Antonia brachte sie wie geplant nach Cheltenham, und sie nahm den Zug um Viertel nach neun. In London angekommen, fuhr sie zur Königlichen Akademie, wo sie sich eine Ausstellung ansah, und aß dann mit Lalla Friedmann zu

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