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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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und versicherst, wenn du wieder zu Hause bist.«
    »Ich nehme an, ich sollte es tun. Aber ich bin schrecklich dumm in solchen Dingen.« Sie ließ das Etui in den großen Beutel fallen. Sie hatte nun alles ausgepackt. Sie klappte den leeren Koffer zu, schob ihn unter das Bett und drehte sich zu dem Spiegel an der Wand. Sie zog die Schildpattnadeln aus ihrem Knoten und schüttelte ihr Haar aus, so daß es, graumeliert, aber dicht und gesund wie früher, über ihren Rücken nach unten fiel. Sie schwang Kopf und Schultern so herum, daß es nach vorn flog, und nahm ihre Haarbürste. Olivia beobachtete zufrieden das vertraute Ritual, den erhobenen Arm, die langen und regelmäßigen Bewegungen. »Und du, Liebling? Wie sieht deine Zukunft aus?«
    »Ich werde ein Jahr hier bleiben. Ein Sabbatical.«
    »Weiß deine Chefredakteurin, daß du zurückkommst?«
    »Nein.«
    »Wirst du zu Venus zurückgehen?«
    »Vielleicht. Oder ich suche mir etwas anderes.« Penelope legte die Bürste hin, nahm den dichten Haarschweif in die Hand, drehte und faltete ihn und steckte ihn wieder fest. Sie sagte: »Jetzt muß ich mich noch rasch ein bißchen frisch machen, und dann bin ich zu allem bereit.«
    »Gib acht bei den Stufen.«
    Sie ging durch die andere Tür in Richtung Badezimmer. Olivia blieb auf dem Bett sitzen, wartete dort auf sie und fühlte eine dankbare Erleichterung, weil ihre Mutter die Situation so gelassen und nüchtern akzeptiert hatte. Sie dachte daran, daß sie auch anders sein könnte, neugierig und voll von altmodischen, romantischen Vorstellungen, so daß sie es nicht abwarten könnte, sie und Cosmo verheiratet zu sehen. Daß sie sich vorstellte, ihre Tochter stünde in einem weißen Kleid, das auch von hinten gut aussah, vor dem Altar, und bei diesem Gedanken lachte und erschauerte sie zugleich. Als Penelope zurückkam, stand sie auf. »Hast du eigentlich keinen Hunger?«
    »Doch.« Sie blickte auf die Uhr. »Großer Gott, es ist fast halb zwölf.«
    » Halb zwölf ist hier eine ganz normale Zeit zum Essen. Du bist jetzt in Spanien. Komm, sehen wir nach, was Maria für uns gemacht hat.«
    Sie traten hintereinander auf die Terrasse hinaus. Das Dunkel hinter den Lampen war warm und dicht wie tiefblauer Samt, und Olivia ging ihrer Mutter voran in die Küche hinauf, wo Cosmo und Antonia und Maria und Tomeu an dem von Kerzen beleuchteten Tisch saßen und - mit Ausnahme Antonias, die Orangensaft hatte - Wein tranken und sich angeregt auf spanisch unterhielten.
    »Sie ist fabelhaft«, sagte Cosmo.
    Sie waren wieder allein, und es war wie eine Heimkehr. Sie hatten sich geliebt und lagen nun im Dunkeln nebeneinander. Olivia schmiegte sich in seine Armbeuge. Sie redeten leise, um die anderen beiden Hausbewohner nicht zu stören.
    »Mama? Ich habe gewußt, daß sie dir gefallen würde.«
    »Jetzt sehe ich, woher du dein gutes Aussehen hast.«
    »Sie sieht hundertmal besser aus als ich.«
    »Wir müssen sie vorführen. Man wird mir nicht verzeihen, wenn ich sie wieder nach England zurückfliegen lasse, ohne sie vorgeführt zu haben.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wir geben eine Party. So bald wie möglich. Großes Comeback in der Inselgesellschaft.«
    Eine Party. Das war eine ganz neue Idee. Seit jener mißglückten Party auf der Jacht waren Cosmo und Olivia immer allein gewesen und hatten mit niemandem außer Maria und Tomeu und ein paar Stammgästen von Pedros Café geredet. Sie sagte: »Aber wen sollen wir einladen?«
    Sie konnte kaum hören, wie er lachte, aber sie fühlte es. Sein Arm legte sich fester um ihre Schultern. »Die große Überraschung, Schatz. Ich habe überall auf der Insel Freunde. Ich lebe hier schließlich seit fünfundzwanzig Jahren. Hast du vielleicht gedacht, ich sei ein Eremit?«
    »Ich habe nie darüber nachgedacht«, antwortete sie wahrheitsgemäß. »Ich habe nur dich gewollt.«
    »Und ich habe nur dich gewollt. Außerdem hatte ich den Eindruck, daß du Erholung von den Menschen brauchst. Ich hatte die Tage, als du geschlafen hast, echt Angst um dich, und damals bin ich zu dem Schluß gekommen, wir sollten es langsam angehen lassen.«
    »Ach so.« Sie hatte nichts von alldem bemerkt und die Einsamkeit als selbstverständlich betrachtet. Jetzt, im Rückblick, wunderte sie sich, warum sie nie etwas über den selbstauferlegten Rückzug von der Welt gesagt hatte. »Darüber habe ich auch nicht nachgedacht. «
    »Dann wird es Zeit, daß du es jetzt tust. Wie findest du die Idee, eine Party zu geben?«
    Sie

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