Die Muschelsucher
lernen. Sind die Stunden sehr teuer?« Die inzwischen vertraute Straße wand sich aus der Stadt zu den Hügeln hinauf, wo vereinzelte Lichter die kleinen Bauernhöfe anzeigten und die Luft nach Kiefern duftete. Als sie in den Weg nach Ca’n D’alt bogen, sah Olivia, daß Maria zur Begrüßung alle Lampen angeknipst hatte. Das Licht blitzte festlich zwischen den Zweigen der Mandelbäume, und als Cosmo dann hielt und sie sich aus dem kleinen Gefährt wanden und anfangen wollten, das Gepäck zu entladen, kamen Maria und Tomeu herbeigeeilt - die kräftige und tiefbraun gebrannte Maria war wie immer in schwarzem Kleid und Schürze, während Tomeu sich zur Feier des Tages rasiert hatte und ein frisches Hemd trug.
»Hola, Senor«, rief Tomeu, während Maria nur an ihr geliebtes kleines Mädchen dachte. »Antonia!«
»Maria.« Sie wandte sich vom Auto ab und rannte ihr in die Arme.
»Antonia. Minifia. Favorita. Como esta usted?« Sie waren daheim.
Penelopes Schlafzimmer, der ehemalige Maultierstall, ging unmittelbar auf die Terrasse. Es war so klein, daß es nur Platz für ein Bett und eine Kommode bot und eine Reihe von Holzpflöcken an der Wand den Schrank ersetzen mußte. Aber Maria hatte ihm die gleiche Behandlung widerfahren lassen wie Antonias Zimmer, und es war makellos weiß und roch nach Seife und frisch gebügelter Bettwäsche, und Olivia hatte einen weißblauen Krug mit gelben Rosen auf den einfachen Nachttisch gestellt und einige sorgsam ausgewählte Bücher daneben gelegt. Zwei geflieste Stufen führten zu einer anderen Tür, die sie nun öffnete, um ihrer Mutter den Weg zu dem einzigen Badezimmer zu erklären.
»Die Installation ist sehr eigenwillig. Es kommt auf den Wasserstand im Brunnen an, und wenn die WC-Spülung beim erstenmal nicht funktioniert, mußt du es versuchen, bis es klappt.«
»Ich werde schon zurechtkommen. Was für ein zauberhafter Platz.« Sie zog ihr Cape aus, hängte es an einen Pflock, drehte sich um und beugte sich über das Bett, um den Koffer aufzumachen. »Und Cosmo scheint ein sehr netter Mann zu sein. Und wie gut du aussiehst. Viel besser als früher!«
Olivia setzte sich auf das Bett und sah zu, wie ihre Mutter auspackte.
»Du bist ein Engel, daß du so kurzfristig gekommen bist. Ich dachte nämlich, es wäre leichter mit Antonia, wenn du auch hier wärst. Das ist natürlich nicht der einzige Grund, daß ich dich eingeladen habe. Seit ich das Haus gesehen habe, habe ich mir gewünscht, es dir zeigen zu können.«
»Du weißt ja, wie impulsiv ich bin. Wenn ich etwas monatelang im voraus planen muß, verliere ich die Lust, wenn es soweit ist. Ich habe Nancy angerufen und ihr gesagt, daß ich hierher fahre, und sie schien sehr eifersüchtig zu sein. Und ein bißchen sauer, weil sie nicht eingeladen war, aber ich habe es ignoriert. Und Antonia scheint ein großer Schatz zu sein. Sie ist kein bißchen schüchtern und hat den ganzen Tag gelacht und geredet. Ich wünschte, die Kinder von Nancy wären nur halb so nett und wohlerzogen. Der Himmel weiß, welche Sünde ich begangen habe, um mit zwei solchen Enkeln bestraft zu werden.«
»Und Noel? Hast du ihn in letzter Zeit gesehen?«
»Nein, seit Monaten nicht mehr. Ich habe ihn neulich angerufen, um zu sehen, ob er noch am Leben ist. Er ist es.«
»Wie ist es ihm ergangen?«
»Na ja, er hat eine Wohnung in einer Seitenstraße der King’s Road gefunden. Ich habe nicht gewagt, nach der Miete zu fragen, das ist sein Problem. Er denkt daran, seine Stelle beim Verlag aufzugeben und in die Werbung zu gehen, er sagt, er habe dort einige gute Kontakte. Und er war gerade im Begriff, das Wochenende über zum Segeln nach Cowes zu fahren. Das Übliche.«
»Und du? Wie ist es dir ergangen? Was macht Podmore’s Thatch? «
»Ein entzückendes kleines Haus«, sagte Penelope. »Der Wintergarten ist endlich fertig, und ich kann dir gar nicht sagen, wie schön er geworden ist. Ich habe schon einen weißen Jasmin und einen Weinstock gepflanzt und einen viel zu teuren Korbsessel gekauft.«
»Ich habe schon oft gesagt, daß du ein paar neue Gartenmöbel brauchst.«
»Und der Magnolienbaum hat zum erstenmal geblüht, und ich habe die Glyzinie beschneiden lassen. Und die Atkinsons sind für ein Wochenende gekommen, und es war so warm, daß wir abends im Garten essen konnten. Sie haben nach dir gefragt, und ich soll dir ihre besten Wünsche ausrichten.« Sie lächelte mütterlich und betrachtete sie mit dem Ausdruck liebevoller Befriedigung.
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