Die Muschelsucher
stellte fest, daß sie sich darauf freute. »Großartig«, antwortete sie.
»Freizeitlook oder elegant?«
»Elegant. Meine Mutter hat ihr Abendkleid mitgebracht.« Am nächsten Morgen beim Frühstück stellte er, assistiert von seiner Tochter, die abwechselnd Vorschläge machte und Verbote aussprach, eine Gästeliste zusammen. »Daddy, du mußt unbedingt Madame Sänge einladen.«
»Das geht leider nicht, sie ist tot.«
»Hm. Dann Antoine. Er kann bestimmt kommen.«
»Ich dachte, du magst den alten Bock nicht.«
»Nicht sehr, aber ich würde ihn gern sehen. Und die Jungs von Mr. und Mrs. Hardback, sie sind furchtbar nett, und vielleicht laden sie mich zum Surfen ein, und dann brauchen wir keine Stunden zu bezahlen. «
Als die Liste schließlich fertig war, brach Cosmo zu Pedros Café auf und verbrachte den Rest des Morgens dort am Telefon. Die Gäste, die nicht telefonisch erreichbar waren, bekamen schriftliche Einladungen, die Tomeu unter Gefahr für sein eigenes Leben und alle, die ihm auf der Straße begegneten, mit Cosmos Deux Chevaux zustellte. Als alle Antworten gekommen waren, hatten sie siebzig Leute zusammen. Olivia war beeindruckt, doch Cosmo tat bescheiden und sagte nur, er habe sein Licht schon immer unter den Scheffel gestellt.
Ein Elektriker wurde beauftragt, rings um den Swimmingpool Schnüre mit farbigen Glühbirnen zu installieren. Tomeu fegte und schaffte Ordnung, baute Tische auf Böcken auf, verteilte Stühle und Kissen. Antonia bekam die Aufgabe, Gläser zu polieren, selten benutztes Porzellan zu spülen und vergessen geglaubte Tischtücher und Servietten aus dem Schrank zu holen. Olivia und Cosmo machten mit einer armlangen Liste einen anstrengenden Ausflug in die Stadt und kauften Lebensmittel, Olivenöl, geröstete Mandeln, große Beutel mit Eiswürfeln, Apfelsinen, Zitronen und kistenweise Wein. Penelope und Maria arbeiteten die ganze Zeit in der Küche, wo sie in uneingeschränkter Harmonie und ohne jede Möglichkeit, sich verbal zu verständigen, Schinken kochten, Geflügel grillten und brieten, Paellas rührten, Eier schlugen, Soßen abschmeckten, Brotteig kneteten und Tomaten schnitten.
Endlich war alles vorbereitet. Die Gäste würden um neun Uhr kommen, und um acht ging Olivia ins Bad, um zu duschen und sich umzuziehen. Cosmo saß frisch rasiert und köstlich duftend auf dem Bett und mühte sich ab, seine goldenen Manschettenknöpfe in die Manschettenlöcher seines besten Oberhemds zu stecken. »Maria hat das verdammte Ding zu sehr gestärkt. Ich bekomme die Löcher nicht auf.«
Sie setzte sich neben ihn und nahm ihm das Hemd und die Manschettenknöpfe aus der Hand. Er beobachtete sie. »Was ziehst du an?« fragte er.
»Ich habe damals zwei umwerfende neue Kleider gekauft, mit denen ich die Leute im Los Pinos blenden wollte, und sie beide nie angehabt. Ich hatte einfach keine Gelegenheit. Du bist in mein Leben getreten, und seitdem mußte ich rumlaufen wie Aschenbrödel.«
»Welches ziehst du an?«
»Sie hängen im Schrank. Du kannst entscheiden.« Er stand auf, öffnete den Schrank und schob die Bügel mit den Kleidungsstücken klappernd hin und her, bis er die beiden Kleider gefunden hatte. Das eine war aus leuchtend rosa Chiffon mit verschiedenen wolkenartigen Rocklagen. Das andere war ein langes saphirblaues, untailliertes und tief ausgeschnittenes Kleid mit sehr schmalen Trägern. Er wählte das blaue, womit sie gerechnet hatte, und als sie ihn geküßt und ihm das Hemd zurückgegeben hatte, ging sie ins Bad und duschte. Als sie ins Schlafzimmer zurückkam, war er nicht mehr da. Sie ließ sich Zeit, schminkte sich sehr sorgfältig, richtete ihr Haar, befestigte die Ohrringe und parfümierte sich. Schließlich hakte sie die Riemenverschlüsse ihrer Abendsandaletten fest, hob das Kleid hoch und ließ es über ihrem Kopf nach unten gleiten. Es legte sich kühl und leicht wie ein Lufthauch um ihren Körper und folgte jeder ihrer Bewegungen. Sie hatte das Gefühl, in eine Brise gehüllt zu sein.
Es klopfte. Sie sagte: »Herein.« Es war Antonia. »Olivia, glaubst du, es wird so gehen.« Sie hielt inne und starrte sie an. »Oh. Wie schön du bist. Das Kleid ist super.«
»Danke. Und jetzt zu dir.«
» Meine Mutter hat es mir in Weybridge gekauft, und im Geschäft hat es ganz gut ausgesehen, aber jetzt weiß ich nicht mehr recht. Maria sagt, es ist nicht elegant genug.« Es war ein weißes Matrosenkleid mit einem Plisseerock und einem marineblau bestickten viereckigen
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