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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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leichter.«
    »Du bist sehr lieb«, sagte sie, und sie meinte es. »Ich würde deiner Mutter gern eine Kleinigkeit mitbringen. Ob der Wirt mir ein paar Flaschen Wein verkaufen wird?«
    »Ganz bestimmt, vor allem, wenn du ihm sagst, daß sie für Mrs. Keeling sein sollen. Er wird dir wahrscheinlich seinen teuersten Bordeaux andrehen.«
    Er grinste, öffnete die Tür und stieg aus. Sie sah ihm nach, wie er über den gepflasterten Hof ging, instinktiv den Kopf einzog, weil der Türsturz so niedrig war, und im Pub verschwand. Als er nicht mehr zu sehen war, schnallte sie sich los, rutschte ans Steuer und ließ den Motor an. Es war kurz vor zwölf Uhr.
    Penelope Keeling stand in ihrer warmen und beängstigend vollen Küche und versuchte zu überlegen, was sie als nächstes tun sollte, und kam zu dem Schluß, daß es nichts mehr zu tun gab, weil sie schon alles gemacht hatte. Sie hatte sogar Zeit gefunden, nach oben zu gehen, aus ihren Arbeitssachen zu schlüpfen und etwas anzuziehen, in dem sie ihre Gäste empfangen konnte. Olivia war immer so elegant, und einigermaßen passabel auszusehen, war das mindeste, was sie tun konnte. Sie hatte also einen Winterrock aus Baumwollbrokat gewählt (heiß geliebt und sehr alt; der Stoff hatte sein Leben als Vorhang begonnen), ein gestreiftes Herrenwollhemd und eine karmesinrote Strickweste. Ihre Strümpfe waren dunkel und dick, und sie trug solide Schnürschuhe. Sie hatte zwei goldene Ketten umgebunden und war nun, frisch gekämmt und von einem Hauch Parfüm umgeben, in festlicher Stimmung. Olivias Besuche waren recht selten, die Zeiträume dazwischen sehr lang, was sie um so wichtiger machten, und sie hatte seit dem Anruf heute früh keine Minute still gesessen, um mit allem fertig zu werden.
    Aber nun war alles bereit. Im Wohnzimmer und im Eßzimmer brannte ein Feuer, Gläser und Getränke standen auf dem Bartisch, und sie hatte den Rotwein entkorkt, damit er sein Aroma entfalten konnte. In der Küche duftete es nach dem Lendenbraten, der langsam vor sich hin schmorte, nach ausgelassenen Zwiebeln und nach den Kartoffeln, die sie auf den Rost gelegt hatte. Sie hatte einen Kuchen gebacken; Äpfel geschält, Bohnen (aus der Tiefkühltruhe) geschnipselt und Karotten geraspelt. Später würde sie verschiedene Sorten Käse auf einem Brett servieren, Kaffee mahlen, die dicke Sahne abgießen, die sie noch rasch aus dem Molkereiladen geholt hatte. Sie band eine Schürze um, damit der Rock keine Flecken bekam, spülte die paar Utensilien ab, die noch herumlagen, und stellte sie zum Trocknen in das Gestell auf dem Abtropfbrett. Sie stellte zwei oder drei Töpfe in den Schrank, wischte den Tisch mit einem feuchten Lappen ab, ließ einen Krug mit Wasser vollaufen und goß die Geranien. Dann band sie die Schürze ab und hängte sie wieder an den Haken.
    Die Waschmaschine war durchgelaufen. Sie wusch nur, wenn das Wetter gut genug war, um die Wäsche draußen zu trocknen, denn erstens hatte sie keinen Trockner und zweitens roch im Freien getrocknete Wäsche wunderbar und ließ sich unendlich viel besser bügeln. Olivia und ihr Bekannter konnten jeden Moment kommen, aber sie nahm den großen Weidenkorb, tat das feuchte Bündel aus der Trommel hinein und ging, den Korb an die Hüfte gestemmt, durch den Wintergarten hinaus. Sie überquerte den Rasen und schritt durch die Lücke in der Ligusterhecke zur Obstwiese. Die Hälfte davon war allerdings keine Obstwiese mehr. Sie hatte einen sehr einträglichen Gemüsegarten angelegt, aber die andere Hälfte war noch genauso wie früher, mit den knorrigen alten Apfelbäumen und der Weißdornhecke, hinter der der Windrush still dahinfloß.
    Zwischen drei Apfelbäumen war eine lange Wäscheleine gespannt, an der Penelope nun die Laken und Tücher aufhängte. Jedesmal, wenn sie das machte, und vor allem, wenn sie es an einem schönen frischen Morgen machte, empfand sie eine tiefe Freude. Eine Drossel zwitscherte, und zwischen den feuchten Grasbüscheln zu ihren Füßen lugten die ersten Triebe hervor. Sie setzte oder pflanzte alle Blumen selbst. Hunderte von Narzissen und Krokusse und Szilla und Schneeglöckchen. Wenn sie verblüht waren und das Gras zu einem hohen, sattgrünen Teppich wuchs, fingen wilde Blumen an zu blühen. Schlüsselblumen und Kornblumen und roter Mohn, die sie alle selbst gesät hatte.
    Laken, Hemden, Kissenbezüge, Unterwäsche und Nachthemden flatterten und tanzten in der Brise. Als der Korb leer war, nahm sie ihn und ging zum Haus

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