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Die Muse des Mörders (German Edition)

Die Muse des Mörders (German Edition)

Titel: Die Muse des Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Wedler , Nadine d'Arachart
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Aufschnappen brachte. Der Deckel öffnete sich und offenbarte das mit rotem Samt ausgeschlagene Innenleben. Sowohl Madeleine als auch Lucy erstarrten vor Ehrfurcht. Selbst Georg fand keinen hämischen Kommentar zu dem, was sich im Inneren der Box befand. Ein Collier aus Gold, dessen einzelne Glieder so sorgfältig, so detailverliebt gearbeitet worden waren, wie es nur ein echter Künstler konnte. Jeder Millimeter des Schmuckstückes war perfekt, von der Kette über den tropfenförmigen Anhänger bis zu dem funkelnden Brillanten, der in einer zierlichen Fassung in seiner Mitte prangte. Oberhalb des Anhängers befanden sich zwei zum Collier passende Ohrringe, die zwar kleiner, aber nicht weniger perfekt als der Halsschmuck selbst waren. 
    Madeleine hob die Hand, doch sie hatte Angst, die Schmuckstücke zu berühren. Sie waren nicht einfach nur schön, sondern sie schienen eine Geschichte zu erzählen. Von dem Feuer, aus dem sie geschmiedet worden waren. Von der Leidenschaft und Liebe, die der Künstler in seine Arbeit hatte fließen lassen. 
    »Donnerwetter.« Georg war der Erste, der, wenn auch zögerlich, die Sprache wiederfand. »Die Reichskrone ist ein Witz dagegen.« 
    Er hatte recht. Das Bild des achteckigen Museumsstückes, das in der Schatzkammer der Hofburg aufbewahrt wurde, tauchte vor Madeleines innerem Auge auf. So makellos die verschnörkelten Goldornamente der Krone sein mochten, sie war nicht so perfekt wie dieses Geschmeide. 
    »Von wegen Briefbombe«, stammelte Lucy mit einem Begehren in der Stimme, wie Madeleine es von ihr nicht kannte. Sie schaute kurz auf und sah, dass sowohl ihr Bruder als auch ihr Hausmädchen von den Schmuckstücken wie hypnotisiert waren. Sie wirkten so verliebt in das Gold, dass keiner von beiden den ordentlich gefalteten Zettel bemerkte, der in der Oberseite des Kästchens unter einem Gummiband klemmte, unter das wahrscheinlich ein Geschenkkärtchen gehörte. Madeleine zog den Zettel hervor, faltete ihn auf und erblickte einen handgeschriebenen Brief in einer selbstbewusst geschwungenen Schrift. Erst jetzt, wo sie herausfinden würde, was der mysteriöse Besucher von ihr wollte, überkam auch sie Nervosität. Sie nahm ihre Lesebrille vom Nachttisch, setzte sie auf und las. 
    »Was steht da?« Georgs Stimme bebte vor Ungeduld und als Madeleine nicht gleich antwortete, sah er irritiert auf. Sie spürte, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich. Die Zeilen hatten die exakt gegenteilige Wirkung der Schmuckstücke. Während diese so wunderschön waren, dass sie den Blick nicht davon wenden wollte, waren die Worte so grausam, dass Madeleine den Brief am liebsten in tausend Teile zerrissen hätte. 
    »Madeleine?«, fragte jetzt auch Lucy. 
    Georg wartete nicht länger, er nahm den Brief aus ihren klammen Fingern und las mit fester Stimme. 
    »Ein Liebender, der einen Mörder fürchtet, hat die Liebe nicht verdient.« Langsam blickte Madeleine auf und sah, wie ihr Bruder die Stirn runzelte. »Stammen diese glorreichen Zeilen nicht von dir?«, fragte er sie. 
    »Lies weiter«, sagte Lucy und Madeleine fühlte sich zu beklommen, um etwas einzuwenden.
    »Eine so tugendhafte Frau wie Sie, Frau Scuderi, kann sich nicht vorstellen, wie sehr ein Mensch sich quält, der Dinge tut, die von der breiten Öffentlichkeit als abstoßend und falsch angesehen werden. Doch Sie und ich wissen, dass alle, die bis jetzt getötet wurden, schwach und feige waren und es nicht anders verdient haben. Es ist das Schicksal, das mich nachts zu ihnen führt. Durch Ihre klugen Worte haben Sie versucht, das der Öffentlichkeit verständlich zu machen, und dafür werde ich Ihnen ewig dankbar sein. Sie sind eine Heilige für mich und das kleine Präsent, das Sie bei meinem Brief finden, ist nicht annähernd genug, um Ihnen meinen Dank auszudrücken. Trotzdem bitte ich Sie, es anzunehmen. Ich habe es einem Mann abgenommen, der verdorben und schlecht war, und ich weiß, dass es bei Ihnen in besseren Händen ist. Bitte akzeptieren Sie mein Geschenk. Ich bete, dass Sie trotz aller öffentlichen Kritik standhaft bleiben in Ihrer Freundschaft zu mir. Hochachtungsvoll XXX.« Georg ließ den Brief sinken.  
    Madeleine war übel und sie fand es kalt hier im Raum. 
    »Was für ein kranker Arsch«, flüsterte Lucy und konnte damit nicht annähernd das Entsetzen ausdrücken, das Madeleine empfand.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, sagte sie und ihre Stimme klang seltsam tonlos. »Womit habe ich das verdient?« 
    Weder

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