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Die Muse des Mörders (German Edition)

Die Muse des Mörders (German Edition)

Titel: Die Muse des Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Wedler , Nadine d'Arachart
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besprechen. Wenn du nichts dagegen hast.«
    »Nichts dagegen.« 
    Er lehnte sich gegen die Tür und ließ sie ein paar Schritte auf sich zukommen. Er bemerkte eine bläuliche Verfärbung, die die billige Kette an ihrem Hals hinterlassen hatte. Außerdem bemerkte er ihre unnatürlich großen Pupillen, die sich im grellen Badezimmerlicht kein Stück zusammengezogen hatten. Sie konnte sich noch so herausputzen, er sah das Mädchen hinter der Maske, das, was sie im Alltag war. Ein Junkie im Jogginganzug. Vermutlich war sie nicht besonders glücklich. 
    »Kennst du dich mit Folienbondage aus?«, fragte sie.
    »Nicht gerade mein Fachgebiet.«
    Sie lachte. 
    »Hätte ich auch nicht gedacht. Siehst nicht danach aus.«
    »Ach nein?«
    »Nein.« Sie griff nach seinen Händen und betrachtete sie. »Sieht aus, als hättest du mit feineren Instrumenten zu tun als einer Rolle Frischhaltefolie. Was bist du im echten Leben? Chirurg?«
    »Fast.« Zumindest konnte er mit chirurgischer Präzision ein menschliches Herz perforieren. »Was bist du im echten Leben?«
    Sie blickte auf, als ob sie die Frage irritierte. 
    »Das hier ist mein einziger Job. Ich bin eine Zofe von Mistress Nora, der dieser Club gehört.«
    »Wohnst du auch hier?«
    »Ich wohne bei meinem Vater.« 
    »Der hat nichts dagegen, dass du so etwas machst?«
    Sie lachte bitter, ließ seine Hände los und die Frage im Raum stehen. 
    »Kommen wir zur Sache. Mit dem Einwickeln bin ich schon fertig. Der Kunde wünscht eine Dom-Behandlung mit Atemreduktion. Ich werde assistieren.«
    »Der Kunde?« Er hörte, dass seine Stimme heiser klang.
    »Ja, der kleine Mistsack hier.« Mit schnellen Schritten ging sie zur Badewanne und zog den Duschvorhang zur Seite.
    Die Wanne war bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt. Darin lag ein Mann mit schütteren Haaren, er mochte um die fünfzig sein, der nackt und bis auf den Kopf in Frischhaltefolie gewickelt war. Sein Körper glänzte rosa unter der transparenten Hülle. 
    Carla bemerkte, wie erschrocken er den Mann musterte. 
    »MMF, das stand doch in meiner Anzeige.« 
    Er hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, hatte es für irgendeinen Sadomaso-Code gehalten. Jetzt verstand er. Es hieß »Male Male Female«. 
    »Hast du MFF gelesen oder was?« Sie grinste und er mühte sich ab, um sich sein Erschrecken nicht anmerken zu lassen. Dass sie zu dritt waren, änderte vielleicht die Grundsituation, aber es änderte nichts am Ausgang der Geschichte. Dass er nicht ihr einziger Kunde heute Nacht war, musste nicht bedeuten, dass die Session nicht gut werden würde. Der eingewickelte Mann beäugte ihn misstrauisch. 
    »Nein, alles in bester Ordnung.« Er lächelte die Zofe an. »Ich hätte nur nicht erwartet, dass er einen so erbärmlichen Eindruck macht.«
    Sie lachte und beugte sich hinunter zu dem Mann. 
    »Nur die Ruhe, Mistsack. Er wird dir nicht mehr wehtun, als du es verdient hast.«
    Da hatte sie vermutlich recht. Während Carla eine Rolle Klebeband vom Badewannenrand nahm und ein Stück mit den Zähnen abriss, holte er seine Lederhandschuhe aus der Innentasche und zog sie sich über. Als sie den Mund des eingewickelten Mannes verschloss, ging er ein paar Schritte rückwärts und drehte, so leise er konnte, den Schlüssel im Schloss um. Er griff nach dem Dolch und zog ihn hervor, hielt die Klinge nach unten und machte ein paar Schritte auf Carla zu. Sie richtete sich auf und wollte sich gerade zu ihm umdrehen, als er sie von hinten packte und ihr seine Chirurgenhand auf den Mund presste. Er hörte, wie sie einen Schrei unterdrückte. 
    »Nicht schreien, dann passiert dir nichts«, log er leise in ihr Ohr, während er ihr die Klinge an den Hals presste. 
    Er sah, wie sich die Augen des Mannes in der Wanne vor Schreck weiteten. Das Mädchen versuchte, etwas zu sagen, doch unter seiner Hand waren ihre Worte unverständlich. Als er nicht darauf reagierte, geriet sie in Panik, zappelte und schlug um sich. Er nahm die Klinge schnell von ihrem Hals, denn er wollte ihr nicht die Kehle durchschneiden, um das Schmuckstück, das ein liebeskranker Freier ihr geschenkt hatte, nicht zu beschmutzen. Trotzdem zeichnete sich ein dünner Schnitt auf ihrer Haut ab, als sie zu ihm herumfuhr und einzelne Blutstropfen rannen in ihr Dekolleté. Irgendetwas an ihm erschreckte sie, denn sie holte zwar Luft, um ihn anzuschreien, doch dann wich sie zurück und prallte mit den Waden gegen den Rand der Badewanne. 
    »Was?«, fragte sie atemlos, als

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