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Die Mutanten kommen

Die Mutanten kommen

Titel: Die Mutanten kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isidore Haiblum
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versuchte herauszufinden, ob sie überwacht wurde. Die Dunkelheit war allumfassend. Ich mußte buchstäblich meinen Röntgenblick schweifen lassen, um überhaupt etwas zu erkennen. Aber anscheinend war die Gegend sauber.
    Ich überquerte die Straße und betrat das Haus. Ellie Fenwick wohnte im achtundsechzigsten Stock. Ich nahm die Röhre und ließ mich hinauftragen. Als ich klingelte, richtete sich mit bedrohlichem Summen ein Kameraauge auf mich. Im nächsten Moment öffnete sich die Tür.
    »Hey«, sagte das Mädchen fröhlich. »Herzlich willkommen im Rattenloch.«
Ich schloß die Tür.
»Wird das Haus wirklich so genannt?« fragte ich.
»Nur von den Bewohnern. Das Management gebraucht andere Ausdrücke. Aber lassen wir das.« Sie winkte ab. »Machen Sie es sich bequem.«
Ich setzte mich auf eine Couch. »Danke. Sie nehmen ein ziemliches Risiko auf sich.«
»Oh, es ist mir eine Ehre!«
Zwar konnte ich das nicht ganz nachvollziehen, aber ich glaubte ihr aufs Wort.
»Sie möchten nicht zufällig einen Imbiß zu sich nehmen? Ich mache mir gerade zu essen.«
»Liebend gern.«
Ellie verschwand in der Küche. Ich erhob mich und trat ans Fenster. Die Stadt wirkte düster und bedrohlich auf mich. Nur wenige Lichter brannten noch, und auf den Straßen herrschte kaum Verkehr. Zwei Fußgänger spazierten einsam dahin, hatten aber offenbar nichts mit mir zu tun. Ich mußte herausfinden, wie weit gefächert die Suche nach mir war. Dazu konnte ich einen Heimathafen gut gebrauchen, doch Ellie Fenwicks Wohnung war kein Heimathafen. Nachdenklich setzte ich mich wieder auf die Couch und nahm ein Sandwich von dem Tablett, das sie mir reichte.
»Was ist drauf?«
»Thunfisch.«
»Auf dem Mond ist so etwas der reine Luxus. Genau wie manches andere.«
»Aber das Leben auf dem Mond hat doch sicher auch seine guten Seiten, oder?«
»Klar. Einige schon. Das Geld und die Chance, bald wieder fortzukommen.«
»Davon hat unser Public-Relations-Leiter niemals ein Wort erwähnt.«
»Vermutlich war er noch nicht dort.«
Genüßlich spülte ich das Sandwich mit einer Flasche Bier hinunter und sagte: »Ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen danken soll. Aber früher oder später wird mir schon eine Möglichkeit einfallen. Leider sieht es so aus, als wäre das erst später. Die Wahrheit ist nämlich, daß ich nirgends sicher bin. Das werden auch Sie noch zu spüren bekommen.«
»Aber ich fühle mich sicher.«
»Natürlich. Nur hält dieses Gefühl nicht lange an, wenn man einen Flüchtling beherbergt.«
»Also was sollen wir tun?«
»Sicherheit hat Vorrang. Ich verdrücke mich.«
»Jeter? Mitten in der Nacht?«
»Wann sonst? Wenn die Bullen erst die Personalliste der Mondbasis durchforstet haben, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie bei Ihnen auftauchen.«
»Aber wohin wollen Sie denn gehen?«
Ich hob einen Finger. »Das, mein Mädchen, sollten Sie besser nicht wissen.«
»Und wie wollen Sie dorthin?«
»Haben Sie irgendein Fortbewegungsmittel?«
»Einen Motorroller.«
»Wer würde schon erwarten, daß der stadtbekannte Mutifreund auf einem Motorroller durch die Gegend fährt?«
»Ja. Wer?«
»Niemand, hoffe ich. Abgesehen davon – vielleicht könnten Sie mir etwas zur Hand gehen?«
    Fünf Blocks entfernt verabschiedeten Ellie und ich uns. Knatternd verschwand sie in der Nacht, während ich auf ein Bürohaus zuging. Es war bereits drei Uhr morgens, aber ich hatte keine andere Wahl. So ließ ich mich denn von der Röhre ins sechste Stockwerk tragen. Tom Boßlein öffnete schon auf mein erstes Klopfen. Das dünne Haar hing ihm strähnig in die Stirn, und erstaunlicherweise hatte er weder einen Drink noch eine Zigarre in der Hand. »Jesus Christopherus!«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte ich. »Es ist nur recht dunkel im Korridor, deshalb denkst du das. Und zweifellos wegen meiner heiligen Erscheinung.«
    Ich trat ein. Boßlein schloß hastig die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Er sah etwas seltsam aus in seinem pastellblau gestreiften Pyjama.
    »Ich hoffe«, ächzte er, »es wurde inzwischen eine Belohnung auf dich ausgesetzt. Nur das kann mich für dein unerwartetes Auftauchen entschädigen.«
    »Ich will ehrlich sein, Tom. Ich hörte, daß ein paar Mutis bei dir herumlungern. Und da wir Mutifreunde schließlich zusammenhalten müssen, dachte ich, schaue doch eben mal vorbei – vielleicht kannst du ihm helfen?«
    Boßlein schlurfte durchs Zimmer und ließ sich in einen bequemen Sessel fallen.
»Was hast du nur getan,

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