Die Mutanten kommen
fühlen. Aber mein früheres Selbst war ein Spürhund gewesen.
»Sie wissen alles?«
»Ich habe es von Malcolm Lane erfahren.«
»Er hat es Ihnen erzählt?«
Das Mädchen schüttelte den Kopf.
»Nein, Melissa.«
»Sieh an«, meinte ich. »Offenbar sind Sußmann und Lane befreundet?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Valerie und setzte sich mir gegenüber an den Küchentisch. »Das müssen Sie sich schon selbst fragen.«
Grinsend erklärte ich: »Ich versuche bloß herauszufinden, was ich hier soll.«
»Kapiert. Nun, Melissa hat angerufen.«
»Wann?«
»Vor einigen Stunden. Sie sagte, ich bekäme Besuch von einem Mann.«
»Lane.«
»Ja. Und daß ich ihm trauen könnte.«
»Tun Sie's?«
»Warum nicht?« fragte Lane vor der Tür her.
»Gute Frage«, gab ich zurück.
»Ich bin ehrbar, anständig, aufrecht«, fuhr er fort, »habe mir niemals etwas zuschulden kommen lassen. Darüber hinaus verdanken Sie mir Ihre Freiheit.«
»Möchten Sie einen Bissen, Mr. Lane?« fragte Valerie.
»Ja, gern.« Er zog sich einen Stuhl heran. »Es ist wirklich ganz einfach«, sagte er.
»Nichts könnte einfacher sein«, sagte ich.
»Richtig. Wie Sie arbeite ich für die Mondbasis. Dr. Sußmann ist in alles eingeweiht. Zusammen mit anderen Wissenschaftlern. Als wir durch interne Quellen erfuhren, daß Sie gefaßt worden sind, beschlossen wir zuerst, Sie zu retten, und dann, Sie an einem sicheren Ort zu verstecken.«
Valerie fügte hinzu: »Wer würde Sie hier schon vermuten? Es war Melissas Idee.«
»Nette Idee«, sagte ich.
»Nicht wahr?« meinte Lane.
»Aber gefährlich für Valerie. Was, wenn ich wieder gefaßt werde?«
»Das werden Sie nicht«, erklärte Lane. »Sie dürfen sich bloß nicht sehen lassen, bis sich alles beruhigt hat.«
»Werden Sie solange meine Arbeit tun?«
»Ich werd's versuchen.«
Strahlender Sonnenschein fiel durch das Fenster. Ich setzte mich im Bett auf. Es dauerte eine Weile, bis ich mich erinnerte, wo ich war. Dann grinste ich. Ich hätte es nicht besser treffen können. Hoffentlich blieb mir genug Zeit, die reizende Valerie von meinen Charme zu überzeugen.
Ich stand auf und schlüpfte in die Kleidung, die mir Lane vor seiner Abfahrt zurückgelassen hatte. Dann schlurfte ich die Treppe hinunter in die Küche.
»Hey«, begrüßte Valerie mich.
Sie trug violette Jeans und eine gelbe Bluse. Das Haar fiel offen über ihre Schultern.
»Morgen.« Ich lächelte sie an und setzte mich.
»Haben Sie sich einen Tag freigenommen?«
»Zur Zeit wurde ich im Labor nicht gebraucht.« Ich nickte.
»Übrigens hat Melissa vorhin angerufen«, fuhr sie fort. »Sie möchte Sie sehen, und zwar in der Stadt. Sie sagte, es sei äußerst dringend.«
»Haben Sie ihr erzählt, daß Lane an meiner Stelle das Kind schaukeln will?«
»Ja.«
»Und?«
»Sie will Sie sehen.«
»Das muß an meiner dynamischen Persönlichkeit
liegen. Warum kann sie nicht herkommen?«
»Ich glaube, sie will Ihnen etwas zeigen.«
»Ach ja?«
»Im Labor.«
» Glauben Sie?« Ich nahm einen Schluck Orangensaft und biß in meine Frühstückswurst.
»Ich dachte, Sie beide wären dick befreundet?«
»Natürlich sind wir Freunde. Und Kollegen. Aber jeder hat seine eigenen Projekte.«
»Es kann also um alles Mögliche gehen?« Valerie nickte.
»Das ist nicht gerade der richtige Zeitpunkt, mich wieder in der Stadt sehen zu lassen«, sagte ich. »Nach dem gestrigen Auftritt bin ich sicher das Stadtgespräch.«
»Nicht ganz.«
»Ist noch etwas passiert?«
»Allerdings.«
Ich schob den Frühstücksteller zur Seite.
»Rücken Sie raus damit. Ich werd's schon verkraften. Glaube ich wenigstens.«
Auf Valeries Vorschlag hin sahen wir uns die Nachrichtenan. Sie sprechen für sich selbst, meinte sie. Ich hatte mir eine Extratasse Kaffee mitgenommen, der jedoch kaltwurde, während ich ungläubig auf das dreidimensionale Spektakel starrte. Heller Aufruhr herrschte.
Es ging um die Mutis. Sie warenaus ihrem Dorfgekommenund hatten sich über die ganze Stadt verteilt. Die reguläre Armee, der Sicherheitsdienst und die örtliche Polizei versuchten sie in Schach zu halten, aber das Ergebnis wirkte eher bescheiden. Es waren noch andereKräfte in die Auseinandersetzungenverwickelt, MutisympathisantenundvondenParteienkontrollierte Privateinheiten.Genaueres wurde nicht bekannt. VorsitzenderHess hatte eine Notstandssitzung des Völkerratseinberufen und wollte Ruhe und Ordnung wieder herstellen. Das dürfte ihm schwerfallen. Um das Maß vollzumachen,schienen die Mutis sogar ein Ziel zu
Weitere Kostenlose Bücher