Die Mutanten kommen
gemeinsam zu Mittag gegessen. Mit einem so großen Tier neben mir fühlte ich mich sicherer.
Als wir die Steintreppe hinaufgingen, salutierten die Wachtposten. Sie ließen sich nicht anmerken, daß ich gestern noch der meistgesuchteste Mann der Stadt war. Ich grüßte zurück und machte mich auf den Weg zu Hess' Büro. Bei unserem letzten Gespräch hatte er behauptet, auf Seiten der Mondbasis zu stehen. Es wurde Zeit, daß er seine Loyalität bewies.
Ungestört erreichte ich mein Ziel, ließ die »Ehrenwache«, verschwinden und schloß die Tür. Der Vorsitzende war nicht da. Ich stöberte in seinen Unterlagen und stellte fest, daß er bei einer Besprechung war. Glücklicherweise waren die Angaben genau genug, um damit etwas anfangen zu können.
Ich betrat wieder den Gang und holte General Riggs aus seinem Asyl in der Ewigkeit zurück. Dann befahl ich ihm, seinen Arm um mich zu legen, als seien wir alte Kumpel. Nett miteinander plaudernd, näherten wir uns unauffällig dem Konferenzzimmer, in dem sich der Vorsitzende aufhielt.
Er war nicht allein. Etliche Uniformierte standen herum, ihre Rücken uns zugewandt. Hess und ein Mann, den ich als General Stuart Noring identifizierte, saßen an einem Tisch. Letzterer deutete wild gestikulierend auf einen Bildschirm, der das Konterfei von General West zeigte.
»Womit wir uns konfrontiert sehen«, sagte er gerade, »ist eine Revolte enormen Ausmaßes.«
Seufzend fragte ich mich, warum er etwas aussprach, das jedes Kind längst wußte. Langsam aber sicher begann mein Vertrauen in das Militär zu schwinden.
Doch es kam noch schlimmer.
West habe sich nicht loyal verhalten, fuhr er fort, und die Mutanten seien bereits dabei, sich über den Hauptcomputer herzumachen. Ohne ihn sei die Stadt jedoch nicht zu halten. Bisher stünden die bewaffneten Einheiten zwar noch ihren Mann, aber es sei bloß eine Frage der Zeit, bis sie aufgeben müßten. Noring beschuldigte West, gegen sie zu arbeiten, und auch Malcolm Lane ließ er nicht ungeschoren.
Ich starrte das Gesicht an, das auf dem Bildschirm erschienen war und glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Es gehörte Lane, der mir aus der Patsche geholfen hatte und sich angeblich für die Mondbasis stark machte.
Dieser Lane, erklärte Noring, marschiere an der Spitze einer Armee auf die Stadt zu. Er kannte jedoch nicht seinen Namen und nannte ihn ständig den Unbekannten Anführer.
In diesem Moment unterbrach Hess den General und wedelte mit einem Stück Papier. Lauthals verkündete er, daß der Geheimdienst drei Männer identifiziert habe, die dem Unbekannten Anführer aufs Haar glichen und verschiedene Streitkräfte im Bereich der Ostküste befehligten.
Mir klappte der Mund auf. Ich fühlte mich so belemmert, wie ich aussehen mußte.
Vier Lanes? O Mann. Einer war schon schlimm genug!
Ob sie alle für die Mondbasis arbeiteten? Oder gab es in Wirklichkeit nur einen Lane? War er vielleicht irgendwie an ein Benny geraten?
Aber warum sollte er so etwas Albernes tun – vier Armeen befehligen.
Ich fragte mich, ob ich der Versammlung den Namen des Unbekannten Anführers nennen sollte. Ich wußte allerdings ziemlich genau, daß ich mich morgen dafür gehaßt hätte. Sollte sich dann noch herausstellen, daß Lane doch im Sinn der Mondbasis tätig war, konnte ich mit einiger Sicherheit meinen Hut nehmen.
Ich hatte genug gehört, für meinen Geschmack zuviel. Lässig manövrierte ich meinen Phantomgeneral ausdem Konferenzraum, ehe der richtige Riggs auf uns aufmerksam wurde, und machte mich hastig davon.
27.
Ich zog mir einen Stuhl heran, ließ mich hineinfallen und wischte mir den Schweiß von der Stirn. »Du bist schon zurück?« Stokes sah mich an. »Hat das Benny etwa nicht funktioniert?«
»Das ist in Ordnung. Du machst dir keine Vorstellung, Harley, was draußen los ist.«
»Sieht schlimm aus, was?«
»Das ganze System geht zum Teufel. Die Mutis fallen über den Hauptcomputer her. Eine Sympathiesantenhorde hat sich zu ihnen gesellt. West will sich zum Herrscher ausrufen. Die übrigen Generäle sind stinksauer ...«
»Das ist nichts Neues, Jim. Ich habe es dir ja vorhin erst erzählt.«
»Natürlich hast du das.«
»Und?«
»Aber wußtest du auch, daß vier Armeen auf die Stadt zumarschieren?«
»Vier Armeen?«
»Das ist ein Ding, eh? Und sie stehen alle unter dem Befehl von Malcolm Lane. Nicht etwa eines Malcolm Lane, sondern gleich deren vier!«
»Bist du betrunken?«
»Ich zitiere nur General Noring.«
»War er betrunken?«
»Wohl
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