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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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haben Recht. Jetzt höre ich es auch.» Ein Teil von mir erhob sich und ging in die Diele. Mein Astralleib oder meine Seele, weil das Fleisch und die Knochen auf dem Küchenstuhl zurückblieben. Das Fleisch goss ein wenig Kaffee aus meiner Tasse auf die Tischplatte und zeichnete mit dem Ende eines Knochens einen Stern in die Pfütze. Einen unsichtbaren Stern, ebenso unsichtbar wie das, was von mir in die Diele gegangen war und sagte: «Ich will es auch hören. Was ist denn da noch? Lasst es mich auch hören.»
    Sie konnten es mich nicht hören lassen, weil sie mich nicht hörten. Der Knochen zeichnete ein Dreieck und ein Viereck in die Kaffeepfütze. Dem anderen Teil von mir wurde langweilig in der Diele, er ging hinaus auf den Hof, zur Einfahrt, den Feldweg entlang bis zum Reitstall. Ich war meine eigene Zeitmaschine.
    Es war wieder Donnerstag, der 8.   September, ein paar Minuten nach zehn. Bei der Einfahrt stand der graue Kleinbus. Nita und André Menke waren durch die beschlagenen Scheiben nicht zu erkennen. Der Bus fuhr ab und Rena stand im Regen auf der Straße. Wasser gurgelte um ihre Füße. Der Sturm heulte wie ein Rudel Wölfe.
    Ich rief sie, aber sie hörte mich nicht. Niemand hörte mich. Und ich hörte auf zu schreien, um mich zu schlagen, Kreise und Linien in die Kaffeepfütze zu zeichnen. Es war immer noch Donnerstag, der 8.   September. Es war dunkel und der Regen klatschte mir wie ein nasser Lappen ins Gesicht.
    Es war ein nasser Lappen. Gretchen wischte mir damit über Stirn, Wangen und Kinn. Dünne Rinnsale liefen mir hinter den Ohren vorbei durch die Haare in den Nacken. Ich lag auf der Couch im Wohnzimmer, wehrte mich gegen das Auftauchen, aber der Lappen war unbarmherzig.
    «Sie kommt zu sich», sagte Gretchen, griff in meinen Nacken, hob meinen Kopf, hielt mir etwas an die Lippen und sagte: «Komm, runter mit dem Zeug, in einem Ruck.»
    Mir lief etwas in den Mund, es war eiskalt und brannte wie Feuer. Ich schluckte und musste husten. Gretchen klopfte mir auf den Rücken, was den Hustenreiz noch verstärkte und mich endgültig zu Bewusstein brachte.
    Klinkhammer saß in einem Sessel und lächelte mich an. Jürgen saß im zweiten Sessel und lächelte nicht. Ich nehme an, sie hatten über irgendetwas gesprochen, während ich meine Zeitreise machte. Klinkhammer wusste nicht so recht, ob er weitermachen durfte, nachdem ich wieder mit ihnen im selben Boot saß. Jürgen nahm ihm die Entscheidung ab.
    «Ich bringe Ihnen das Band vorbei, sobald ich einen Ersatz besorgt habe. Darum werde ich mich als Erstes kümmern morgen früh.» Er schaute mich an, fragte mit neutraler Stimme, in der ein Hauch von Anerkennung schwang: «Wer hat dich auf die Idee gebracht, die Ansage zu ändern?»
    Im Geist hörte ich ihn über Vaters Ansicht und meine biestige Ader reden, über alles, was er von mir eingesteckt hatte im Laufe der Zeit.
    «Die Ansage ist gut», erklärte er. «Das sage nicht nur ich. Herr Klinkhammer ist derselben Meinung. Nicht wahr, Herr Klinkhammer?»
    Klinkhammer bestätigte seine Meinung mit einem kurzen Nicken und erklärte gleichzeitig: «Ja, er scheint mit seinen Nerven am Ende zu sein.»
    «Wer?», fragte ich. «Und hören Sie auf, mich zu belügen. Vergessen Sie für zwei Minuten, dass ein Richter a. D. noch eine Menge Einfluss hat. Ich will wissen, wer
er
ist.»
    Klinkhammer sagte rasch: «Das wissen wir noch nicht, Frau Zardiss. Aber wir werden es bald wissen, hoffe ich.»
    Er schaute Jürgen an, erhob sich und ging auf die Tür zu. «Wir sehen uns morgen früh.»
    Jürgen begleitete ihn zur Haustür. In der Diele sprachen sie noch ein paar Worte. Jürgen überlegte laut, ob er statt eines Ersatzbandesbesser ein zweites Gerät besorgen sollte. Klinkhammer fand, das sei nicht nötig. Die Techniker hätten genug eigene Möglichkeiten. Aber Jürgen dachte nicht an Techniker, sondern an Vater. «Wir sollten ihm die Möglichkeit geben, sich das anzuhören.»
    «Natürlich», stimmte Klinkhammer zu. «Aber dafür ein zweites Gerät zu kaufen, halte ich für überflüssig. Es dauert nicht lange. Sie nehmen es ab, fahren damit ins Krankenhaus, eine Stunde später sind Sie wieder hier mit dem Ding. Dann treffen wir uns am besten im Krankenhaus. Um acht, ist Ihnen das recht?»
    «Ja», sagte Jürgen und schloss die Haustür. Er kam zurück ins Wohnzimmer, schaute Gretchen an. «Soll ich dich ins Dorf fahren, Mutter?»
    Sie winkte ab. «Ich kann laufen, wo ich den ganzen Tag gesessen hab.»
    «Aber

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