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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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zusammen und gab es Klinkhammer zurück. Dann stand ich auf, ging in die Diele und schlug mit beiden Fäusten gegen die Wand, bis Jürgen kam und mir die Arme festhielt. Er zog mich an sich und drückte sein Gesicht gegen meine Schulter. Meine Bluse wurde feucht. Ein paar Minuten standen wir so. Ich legte die Arme um ihn, er legte die Arme um mich. Dann gingen wir zurück.
    Bei der Tür fragte Jürgen: «Ist das alles?» Er drückte mich neben Anne auf die Couch, blieb vor Klinkhammer stehen. «Das kann doch nicht alles sein! Er ließ sie einsteigen, wollte sie heimfahren. Hat er ihr die Hand während der Fahrt auf den Mund gelegt oder hat er angehalten? Hat sie sich nicht gewehrt? Sie muss sich doch gewehrt haben! Warum hat sie ihn nicht gebissen oder gekratzt? Sie sagten heute Morgen, er hätte bei seinem angeblichen Unfall keinen Kratzer abbekommen. Aber meine Tochter hat sich bestimmt nicht ohne Gegenwehr umbringen lassen. Er muss dabei irgendwelche Verletzungen   … Ich   … Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich nicht gewehrt haben soll. Man bringt ein Mädchen doch nicht um, indem man ihm nur eine Hand auf den Mund legt.»
    «Nein», sagte Klinkhammer müde. «Vielleicht sagt er uns morgen, was er tatsächlich mit ihr gemacht hat. Mit diesem Geständnis können wir ihn erst einmal festhalten.»
    «Und den Alten?», wollte Jürgen wissen. «Haben Sie ihn auch festgenommen?»
    Klinkhammer schüttelte den Kopf. «Was sein Sohn uns erzählt hat, reicht nicht, ihn festzunehmen. Es kann eine Schutzbehauptung sein. Der Alte hat uns ausgelacht. Er weiß nichts von einer Leiche. Er hat seinen Sohn in der fraglichen Nacht überhaupt nicht gesehen, sagt er. Erst am nächsten Morgen, kurz nach sechs, als Udo in Kuhlmanns Kombi auf den Hof fuhr. Da hat er dann auch von Udos Unfall gehört. Er sagte, sein Sohn sei seit dem Tod der Schwester nicht mehr klar bei Verstand.»
    Neben mir begann Anne leise zu weinen. Jürgen nickte, als habe er keine andere Auskunft erwartet. «Und seine Frau, Udos Mutter, wie äußert sie sich dazu?»
    «Sie hatte an dem Nachmittag vom Arzt ein starkes Beruhigungsmittel bekommen und hat bis zum nächsten Morgen durchgeschlafen. Sie wurde erst durch einen Streit zwischen ihrem Mann und ihrem Sohn geweckt. Und sonst war niemand auf dem Anwesen. Sie erinnern sich vielleicht, der Alte hat Ihnen ja am Telefon gesagt, dass er am frühen Abend das Tor verschloss, weil sie nicht gestört werden wollten.»
    Jürgen nickte erneut und presste für eine Sekunde die Lippen aufeinander. «Und was denken Sie?»
    «Ich habe Ihnen heute Morgen gesagt, was ich denke. Von Wirth hat sein Auto gezielt demoliert. Vielleicht sogar auf Anweisung seines Vaters.»
    «Der Alte ist ein eiskalter Hund», sagte Jürgen, «und ein gerissener. Ich traue ihm das zu.»
    «Ja», sagte Klinkhammer nur und erklärte nach ein paar Sekunden Schweigen: «Wenn Udo sie im Auto getötet hat, hat es vermutlich auch eindeutige Spuren gegeben, aus denen sich der Tathergang hätte rekonstruieren lassen. Für ein paar Kopfhaare und Fasern von ihrer Kleidung hätte sich eine simple Ausrede gefunden. Er hat sie mehr als einmal in seinem Wagen mitgenommen. Wenn es sich so abgespielt hätte, wie er uns weismachen will, hätten wir nicht mehr finden können als ein paar Haare und Fasern. Und da muss mehr gewesen sein, viel mehr. Er besaß den Wagen erst seit ein paar Monaten. Niemand steckt ohne triftigen Grund dreißigtausend Mark in die Schrottpresse.»
    Annes Weinen steigerte sich derart, dass die Couch das Zucken ihres Körpers auf mich übertrug. Jürgen setzte sich neben sie, zog sie an sich und strich ihr übers Haar. Er räusperte sich. «Und wie geht es jetzt weiter?»
    Klinkhammer zuckte nur mit den Achseln.
    Olgert steckte den Schlüsselbund in die Hosentasche und sagte: «Das hängt davon ab, ob Udo von Wirth seine Aussage ergänzt oder ob wir einen hieb- und stichfesten Beweis dafür finden, dass sein Vater die Leiche weggeschafft hat. Das muss nicht unbedingt mit Udos Wagen geschehen sein. Wir werden uns nochmal mit den Feuerwehrleuten unterhalten. Und wir suchen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln.»
    Jürgen nickte schwerfällig. «Und wenn Sie meine Tochter finden, werden Sie feststellen, warum er Ihnen nicht sagen will, was er mit ihr gemacht hat. Ich kann es Ihnen jetzt schon sagen. Weil es so war, wie er es Armin heute Morgen erzählt hat. O mein Gott! Er hat sie   …»
    Er brach ab, schaute mich an und

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