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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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mir in meinem Haus Vorschriften machen zu lassen. Auch nicht von der Polizei. Ihr Gerät schlagen Sie sich aus dem Kopf.»
    Ich konnte nicht so schnell denken, wie sie sprachen. Nicht so schnell umschalten von Hennessen auf einen grauen Kleinbus. Jürgen war außer sich: «Das ist ein Privatanschluss, die Gespräche, die darauf eingehen, sind ausschließlich privat. Hier kann nicht irgendein Fremder anrufen. Unsere Privatnummer steht nicht im Telefonbuch und ist auch über die Auskunft nicht zu erfahren. Ich bin Arzt, falls Sie das vergessen haben. Ich hätte daheim keine ruhige Minute, wenn ich jederzeit telefonisch erreichbar wäre.»
    Klinkhammer nickte verstehend, aber er lächelte nicht. Seine Haare wurden ihm wieder lästig. Er wischte sie nach hinten und behielt die Rechte am Kopf. Die Geste gab ihm etwas Nachdenkliches, etwas von Wissen und Erfahrung. Mit einem Blick auf Anne meinte er, unsere Nummer sei gewiss weiter verbreitet, als wir uns vorstellen könnten. Und auch für einen Fremden, der noch nie mit der Familie zu tun gehabt habe, sei es kein Problem, sie in Erfahrung zu bringen, wenn er ein Mitglied der Familie in seiner Gewalt hätte.
    Endlich ein klarer Satz, auf Anhieb zu begreifen. Ein Satz wie ein Messer. Gewalt! Ein grauer Kleinbus! Platz genug – ein Mädchen hineinzerren, ein Fahrrad verstauen, Gas geben und keine Spur hinterlassen. Ich hörte mich schreien, genauso wie in der Nacht, als ob ich der armen Frau Bost dabei zuschaute. «Ich will mein Kind wiederhaben! Bringt mir mein Kind zurück!»
    Jürgen fauchte: «Reiß dich zusammen, Vera!» Dann holte er aus und schlug mir ins Gesicht. Das Schreien riss ab. Nur Anne heulte noch einmal auf.
    Ich schaute Klinkhammer an: «Da steht das Telefon. Rufen Sie an, damit jemand herkommt und das Gerät anschließt.»
    «Das kommt überhaupt nicht in Frage», brüllte Jürgen. «DieseAnrufe haben nichts mit dem Verschwinden unserer Tochter zu tun. Absolut nichts.»
    «Womit dann?», fragte Klinkhammer ruhig.
    Jürgen schaute mich an, als wolle er mir mit einem Blick das Hirn verkleistern. «Das ist Privatsache», schnaubte er. «Nichts, wofür die Polizei sich interessieren müsste.»
    Klinkhammer zog eine Augenbraue hoch. «Wie Sie meinen, Herr Doktor. Aber ich mache Sie darauf aufmerksam, dass jede Art von Erpressung strafbar ist.»
    «Ich werde nicht erpresst», sagte Jürgen.
    Es war wie eine Mauer, die sich quer durch die Diele zog. Auf der einen Seite stand ich, auf der anderen Jürgen. Er hatte mich geschlagen, zum ersten Mal! Nun stand er allein. Ich nicht. Ich blieb auch nicht auf meiner Seite. Anne legte mir einen Arm um die Schultern und führte mich ins Wohnzimmer. Klinkhammer und Olgert folgten. Jürgen blieb zurück, lehnte sich demonstrativ gegen den Rahmen der Küchentür, verschränkte die Arme vor der Brust und heftete die Augen auf das Telefon. Klinkhammer und Olgert hefteten sie auf mich.
    Privatsache! Ich werde nicht erpresst! Die Worte rotierten in meinem Hirn. Natürlich nicht! Wir konnten es uns nicht leisten, erpresst zu werden. Sechshunderttausend hatte der Hof gekostet, die Renovierung noch einmal halb so viel verschlungen. In der Praxis war nicht mehr so viel zu tun, seit sich die junge Gynäkologin niedergelassen hatte. Ein grauer Kleinbus? Vielleicht nur einer, der sich verfahren hatte, der kurz bei Hennessens Einfahrt anhielt, um auf der Karte nachzusehen. Kurz vor der Einfahrt stand ein Ortsschild.
    Anne drückte mich in einen Sessel, ging in die Küche, holte ein Glas Wasser und eine von den Pillen. Ich trank einen Schluck, die Pille behielt ich in der Hand. Anne wollte mir etwas zu essen machen. Nur ein paar belegte Brote. Sie schaute die beiden Männer an. «Möchten Sie auch noch etwas essen?»
    Klinkhammer nickte. Olgert sagte: «Nur Kaffee.»
    Anne ging wieder in die Küche. Niemand sprach. Sie schauten mich nur an. Sie mich und Jürgen das Telefon. Warten! Auf das Klingelzeichen! Auf einen Erpresseranruf? Ruf schon an, Weib! Sag, was du von uns willst. Nicht von uns! Nur von Jürgen! Ich will den Doktor sprechen, persönlich und sofort! Ich hatte zu viel im Kopf, sonst hätte ich es eher begriffen.
    Anne schnitt Brot in der Küche, klapperte mit Geschirr und Besteck. Die Kaffeemaschine zischte, ansonsten war es still. Fragt mich etwas! Fragt mich endlich, ob ich derselben Meinung bin wie Jürgen. Diese Anrufe haben nichts mit Renas Verschwinden zu tun! Ja, ich bin derselben Meinung. Hennessen hat meine Tochter

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