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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Rena. Jetzt hol mir mal den Doktor an die Strippe.»
    Anne: «Wer ist denn da?»
    Frau: «Ist doch egal. Tu einfach, was ich dir sage.»
    Anne: «Ich will zuerst wissen, wer Sie sind und was Sie wollen.»
    Frau: «Ich will den Doktor sprechen, persönlich und sofort.»
    Anne: «Mein Vater ist im Augenblick nicht da.»
    Frau: «Mich kannst du nicht verscheißern, er muss da sein. Schaff ihn an den Apparat und sorg dafür, dass Olga aus der Leitung bleibt. Wer ist das überhaupt? Hört sich an wie ein Gaul.»
    Anne: «Ich wüsste nicht, was Sie das angeht. Sie sagen mir ja auch nicht, wer Sie sind.»
    Frau lacht: «Du würd’s es auch sicher nicht gern hören. Jetzt pass mal auf, Mädchen. Dass bei euch der Teufel los ist, hab ich schon mitgekriegt, dass du lieber mit Rena reden möchtest als mit mir, weiß ich auch. Vielleicht tu ich dir den Gefallen, aber erst tust du mir einen. Du schaffst jetzt den Doktor an die Strippe. Und dann sehen wir weiter. Ich meld mich in zehn Minuten wieder.»
    Und Olgerts Notiz:
Ende
.
    Anne lief los. Aber sie und Jürgen schafften es nicht rechtzeitig. Bevor sie das Haus erreichten, ging der fünfte Anruf ein. Olgert sah sich gezwungen, noch einmal zum Hörer zu greifen. Er versuchte es mit einem Trick, meldete sich mit dem Namen Zardiss. Nur kam er nicht dazu, mehr zu sagen. Die Frau bemerkte den Betrug. Sie wurde wütend. «So läuft das nicht. Jetzt habe ich die Schnauze voll. Ich lass mich nicht linken von euch. Ich ruf in einer halben Stunde nochmal an. Exakt in einer halben Stunde. Kapiert? Und wenn der Doktor dann immer noch nicht für mich zu sprechen ist, wird’s ihm Leid tun. Ich kann nämlich auch anders. Ich könnte zum Beispiel ein Wörtchen mit dem Teufel reden.»
     
    Und plötzlich standen sie vor einem Berg. Was Olgert ein paar Stunden vorher angeführt hatte, nur um uns das Gegenteil zu beweisen, schien sich zu bewahrheiten. Entführung!
    Klinkhammer hatte vom Tierarzt etwas erfahren, was die These stützte. Als der Arzt Hennessens Hof verließ, rammte er mit seinem Wagen einen grauen Kleinbus, der so dicht bei der Einfahrt geparkt war, dass er ihn nicht rechtzeitig bemerkte. Ein Mann stieg aus, betrachtete den Schaden am Bus, winkte ab und gab sich großzügig. Eine kleine Beule und zwei Kratzer im Lack, dafür brauche man keine Polizei und keine Versicherung zu bemühen. Ob sonst noch jemand im Bus gewesen war, hatte der Arzt nicht feststellen können. Die Scheiben seien beschlagen gewesen.
    Klinkhammer hatte dieser Aussage zuerst keine Bedeutung beigemessen. Zu diesem Zeitpunkt erschienen ihm andere Auskünfte noch wichtiger. Zuvor hatte er nämlich mit Armin und Ilona gesprochen. Beide nahmen ihre Stunden donnerstags. Und beiden hatte Hennessen kurz nach Mittag abgesagt. Bei dem Wetter könne man nicht raus. Und im Stall wolle er Ruhe haben wegen Mattho. Eine fadenscheinige Ausrede bei der großen Halle, in der man bei jedem Wetter reiten konnte.
    Und warum hatte Hennessen nicht bei uns angerufen und dafür gesorgt, dass Rena daheim festgehalten wurde, statt sich auf Sturm und Regen zu verlassen? Wo er doch genau wusste, dass sie sich von nichts und niemandem abhalten ließ! Und warum hatte er nicht den Veterinär zu seiner Stute gerufen, den er normalerweise kommen ließ? Warum diesen jungen, unerfahrenen Arzt mit einer Kleintierpraxis in der Stadt? Einen Mann, der sich mit Katzen, Hunden, Meerschweinchen und Hamstern auskannte und von Pferden so viel Ahnung hatte wie Jürgen von einer Herztransplantation?
    Diese Fragen musste Klinkhammer sich ebenso gestellt haben wie ich. Nach der Unterhaltung mit Armin und Ilona war Hennessen sein Favorit gewesen. Die fünf Anrufe gaben dem grauen Kleinbus ein anderes Gewicht und brachten Klinkhammer von der Fährte ab. Er wollte veranlassen, dass sofort irgendein Gerät an unser Telefon angeschlossen wurde.
    Mit einem richterlichen Beschluss dauere es zu lange, meinte er. Auch eine Fangschaltung zu beantragen nehme im Moment zu viel Zeit in Anspruch und würde uns über das Wochenende nicht weiterbringen. Aber dieses Gerät könne er schnell beschaffen. Ich sollte mein Einverständnis geben.
    «Und bis es angeschlossen ist», sagte er ausschließlich zu mir, «nehmen Sie kein Gespräch mehr entgegen.»
    Was er mir verschwieg: Jürgen hatte sein Ansinnen bereits abgelehnt. Auch jetzt protestierte er wieder. «Wie stellen Sie sich dasvor? Und wie wollen Sie mich daran hindern, ein Gespräch anzunehmen? Ich denke nicht daran,

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