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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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bekannt, daß Di Callare gelegentlich in
Kontakt mit Diem steht, und so beschließt er – weil ihm
sonst nichts Besseres einfällt –, auf eines von Jesses
Datenpäckchen aufzuspringen. Aufgrund dieses Vorgangs klingelt
Dis Telefon fast drei Millisekunden später, aber dadurch wird
zugleich ein bisher geheimer Datenkanal zwischen dem Weißen
Haus und den Forschungseinrichtungen enttarnt, ein Kanal, der noch
viele alte Codes von Harry Diem enthält. Ein ziemlich
ungewöhnlicher Ort, aber das, was Randy sucht, befindet sich
ohnehin an ungewöhnlichen Orten.
    Der Späher schaut sich um, befindet, daß es eine gute
Jagd war und übermittelt Datenpäckchen an andere in Randys
Diensten stehende Späher, damit sie ihm Kopien schicken. Noch
macht er sich nicht die Mühe, Randy von dem Fund zu informieren.
Wenn wieder etwas Interessantes hereinkommt, wird er aber Meldung
machen.
     
    Bei der NOAA hat Di Callare die Beine auf den Schreibtisch gelegt
und betrachtet ein Diagramm, das während seiner Kommunikation
mit dem Computer permanent die Konturen wechselt. Was er da zu
implementieren versucht, ist ein Netzplan für seine Leute.
    Peter ist ein netter Mensch und hat von allen Mitarbeitern des
Teams das beste Gespür für meteorologische
Zusammenhänge, aber er ist der geborene Zauderer, einer, der
sich fürchtet, selbst die eindeutigsten Schlüsse zu ziehen.
Talley ist hochmotiviert, phantasiebegabt und außerdem oft sehr
innovativ, aber manchmal schießt sie über das Ziel hinaus
und verfügt nicht über das geringste politische
Gespür. Außerdem ist Lori wegen ihrer
außerordentlichen Intelligenz und ihres Humors ein klein wenig
eifersüchtig, und wenn Di einige Wochen zu eng mit Talley
zusammenarbeitet, wird es zu Hause sicher Ärger geben.
    Wenn er ihr indessen einen anderen Partner zuweist, treibt sie den
Betreffenden in der Regel zum Wahnsinn. Niemand außer Di
scheint in der Lage zu sein, ihr einmal auch etwas abzuschlagen; das
liegt unzweifelhaft an ihrer Schönheit, aber Di vermag nicht
recht einzusehen, warum sie deshalb immer ihren Kopf durchsetzen
sollte.
    Mohammed und Wo Ping sind versierte Mathematiker, und sie arbeiten
gerne zusammen. Eigentlich erleichtert das die Aufgabenzuweisung
für die beiden, aber wenn sie dann ein Team bilden, neigen sie
dazu, scheinbar absurde Spekulationen nicht an die anderen
weiterzuleiten – und gerade jetzt ist er auf wüste
Spekulationen angewiesen. Vielleicht kann er Gretch, die Assistentin,
die immer während der Sommerferien hier arbeitet, noch in ihr
Team integrieren. Ihre mathematischen Fähigkeiten sind zwar
lausig, weshalb die beiden sie nicht mögen, aber ihre Intuition
ist fast so gut wie die von Peter, und sie verfügt über
zuwenig Erfahrung, um eine Idee einfach als ›absurd‹
abzutun.
    Es ist wirklich ein großartiges Team. Es hat lange gedauert,
bis er es zusammengestellt hatte. Er wünschte sich nur,
daß er die Leute nicht mit einer so unglaublich komplexen
Aufgabe betrauen müßte, aber das ist etwas; worauf weder
er noch Henry Pauliss irgendwelchen Einfluß hatten.
    Die Nachricht mit dem Inhalt »Di Callares Telefon klingeln
lassen, wenn es nicht auf ›Priorität‹ eingestellt
ist«, geht in vier Tranchen über zwei Satelliten und zwei
Glasfaserleitungen in Washington ein, wird in einer Sub-Station sechs
Häuserblocks von seinem Büro entfernt rekonstruiert,
schlüpft durch eine Lücke in die Leitung zum Weißen
Haus – verharrt dort noch für drei Millisekunden,
während ein Späher sich vom Signal löst und
weitersucht – und trifft dann schließlich im
Speicherregister von Dis Telefon ein, welches unter dem Ausdruck
einer Statistik mit den Ergebnissen von einer Billiarde Berechnungen
des NOAA-Hauptmodells verborgen ist.
    Das Telefon klingelt, er greift nach dem Hörer, und Telefon
und Ausdruck rutschen gemeinsam in den Papierkorb. Er kippt den
Papierkorb aus, um das Telefon zu bergen, und sagt: »Bin
beschäftigt. Nimm den Anruf bitte für mich entgegen und
lege ihn auf den Bildschirm und die Lautsprecher.«
    Das Konterfei seines jugendlichen Bruders erscheint auf dem
Bildschirm.
    »Jesse! Was gibt’s?«
    »Ach, dieses und jenes. Äh… hättest du
vielleicht mal zehn Minuten Zeit. Es ist nicht gar so
wichtig.«
    »Sicher, ich könnte jetzt eine Pause
gebrauchen.«
    Jesse schenkt ihm ein angedeutetes Lächeln, das Di deshalb
als solches identifiziert, weil er es auch von ihrer Mutter kennt,
und dann sagt Jesse: »Ich will keine unzulässigen

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