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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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oder
inoffiziellen Auskünfte von dir, aber sehr viele meiner Freunde
fragen sich, ob das mit dem Methan eine größere Sache ist
oder nicht, und ich habe ihnen versprochen, daß ich mich
erkundige, nur für den Fall, daß es etwas gibt, das du
vorab sagen kannst, bevor es offiziell in den Nachrichten gebracht
wird…«
    Wenn Jesse auch nur annähernd Ähnlichkeit mit Di hat,
als dieser im gleichen Alter war, dann handelt es sich bei den sehr
vielen Freunden wahrscheinlich nur um eine Person, die wahrscheinlich
weiblichen Geschlechts ist. »Nun«, meint Di,
»zufällig kann ich jetzt etwas mehr sagen als beim
letztenmal. Es kommt zwar auch in den Nachrichten, wird aber
wahrscheinlich im Hintergrund der verschiedenen Spekulationen
untergehen, einschließlich dessen, was zwei Astrologen, drei
Baptistenprediger und die Vegetarische Liga zu sagen haben. Aber wir
haben Prognosen, und die sehen nicht gut aus.«
    »Die Atmosphäre wird so mit Methan gesättigt,
daß weltweit kein Kuhfurz mehr entweichen kann?«
    »Diese Hypothese haben wir bereits ad acta gelegt. Nein, wir
betrachten fünf mögliche Negativentwicklungen. Auf jeden
Fall beschert es uns den bisher heißesten Sommer in der
nördlichen Hemisphäre, und es hat nicht annähernd den
Anschein, daß die Hitze wieder nachläßt, bevor wir
auch in der südlichen Hemisphäre den heißesten Sommer
aller Zeiten bekommen. Also basieren unsere ganzen Überlegungen
auf diesem Modell. Zum einen wird die Luft sich erwärmen,
wodurch die Luftfeuchtigkeit sich ebenfalls erhöht, und dieses
Wasser wird nicht gleichmäßig aus allen Quellen abgezogen.
Das könnte für einige Regionen eine schwere Dürre
bedeuten – oder sintflutartige Regenfälle in anderen.
    Dann werden mehrere überdurchschnittlich warme Jahre die
bereits existierende Verschiebung der Baumgrenzen beschleunigen, was
bedeutet, daß die Baumgrenze sich zunächst nach Norden
verschiebt, dann zurück nach Süden und zum Schluß
wieder nach Norden. Und weil ein Wald in einem Jahrzehnt nur
anderthalb Kilometer wandern kann, wenn die an der Südseite
absterbenden Bäume durch junge Bäume an der Nordseite
ersetzt werden sollen, wird es darauf hinauslaufen, daß die
Wälder schrumpfen und im Norden und Süden jeweils von einem
Streifen extrem abnormen Gestrüpps begrenzt werden. Daraus
werden dann alle möglichen ökologischen Echos
resultieren.«
    »Ökologische Echos?« Jesse mustert ihn fragend, als
ob er sich Notizen machen würde.
    »Veränderungen, die Veränderungen verursachen,
welche ihrerseits wieder Veränderungen verursachen. Wie der
riesige Waldbrand des Jahres 1910 im Nordwesten die Ökologie
dieses Waldes weit über ein Jahrhundert auf nachhaltige Art
beeinflußte, obwohl fast keiner der einzelnen Organismen so
lange lebte.
    Zum dritten stellt zusätzliche Wärme zusätzliche
Energie dar, und ein Phänomen, zu dem atmosphärische
Wärme konvertiert wird, sind Hurrikane, besonders, wenn man die
Wechselwirkung mit Oberflächenwasser berücksichtigt.
Stärkere Hurrikane, mehr Hurrikane, Hurrikane, wo es früher
nie welche gegeben hätte… wir haben ein Team, das sich nur
damit beschäftigt.
    Viertens könnte es sein, daß aufgrund der
zusätzlichen Wärme zu Beginn des Frühjahrs
Schneefelder großflächig abschmelzen und im Herbst nicht
mehr restauriert werden, so daß die Albedo der Erde abnimmt und
eine Rückkoppelung eintritt, wodurch die Erwärmung sich
solange fortsetzt, bis es nur noch im Himalaya und in den Anden
Schnee oder Eis gibt. Du kennst den Begriff
›Albedo‹?«
    »Rückstrahlung. Wieviel Sonnenlicht zurück in den
Weltraum reflektiert und wieviel hier in Wärme umgewandelt wird.
Einführung in Astronomie und Planetenkunde, Astro 1103; ich habe
eine ›Signifikante Leistung‹ erzielt.«
    »Gut, Junge. Familientradition; ich hatte selbst eine Drei
plus im Grundstudium.«
    »Wie hast du dann den Doktortitel erlangt?«
    »Ich habe geheiratet und aufgehört, jedem Rock
nachzulaufen. Gut – zum fünften, der Pol erwärmt sich,
so daß die Luftmassen dort nicht mehr wie üblich absinken
und somit auch nicht zu den mittleren Breiten abfließen.
Während des ganzen Sommers tritt im Grunde eine globale
Inversion ein; die stetigen Luftbewegungen kommen zum Erliegen, und
es entstehen auch keine von West nach Ost ziehenden Stürme mehr.
Globale Dürre, ganz zu schweigen von der sich über den
Städten aufbauenden unglaublichen Luftverschmutzung. Wenn dann
der Winter kommt, sind Amerika und Eurasien

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