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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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und an die Armee, die nach einem Jahr Wartezeit ausgelaugt war, während unsere Landsleute vor Bordeaux gestorben sind.
    «Sieh mich nicht so an, ich hätte es nicht sagen sollen. Gewiss kommst du heil dort an und wirst Calais für uns halten», füge ich schnell hinzu.
    «Ja, aber ich möchte dich nicht hier zurücklassen, solange der König sich an Somerset klammert und York immer mehr Männer um sich schart, die genau wie er finden, dass der König schlecht beraten wird.»
    Ich zucke die Achseln. «Es gibt aber keinen Ausweg, Geliebter. Deine Tochter ist unterwegs, und ich bekomme sie lieber hier, als mit dir nach Calais zu kommen und sie in einer Garnison zur Welt zu bringen.»
    «Du denkst, es wird wieder ein Mädchen?»
    «Durch die Mädchen kommt unsere Familie groß heraus», prophezeie ich. «Warte es nur ab.»
    «Krieg führende Königinnen?»
    «Eines unserer Mädchen wird eine Ehe eingehen, die unser Schicksal besiegelt», sage ich. «Warum sollte Gott sie sonst so schön machen?»

    Wenn ich mit Richard spreche, versuche ich, tapfer zu sein, doch als er seine Männer antreten lässt und aus dem Hof die Straße nach London hinunter marschiert, wo sie ein Schiff nach Calais nehmen wollen, bin ich sehr niedergeschlagen. Meine Tochter Elizabeth entdeckt mich, als ich in einen dicken Umhang gehüllt, die Hände tief im Fellmuff vergraben, am Fluss spazieren gehe, dessen bereifte Ufer und eisiges Schilf meiner Stimmung entsprechen. Sie kommt auf mich zu, hakt sich unter und geht im Gleichschritt neben mir her. Ich bin jetzt nur noch einen Kopf größer als sie, und sie kann gut Schritt mit mir halten.
    «Vermisst du Vater schon?», fragt sie mich sanft.
    «Ja. Ich weiß, ich bin die Frau eines Soldaten und sollte immer bereit sein, ihn gehen zu lassen, aber es ist jedes Mal schwer, und es wird immer schwerer, nicht leichter.»
    «Kannst du seine Zukunft vorhersagen?», fragt sie leise. «Kannst du nicht sehen, dass er wieder nach Hause kommt? Ich bin gewiss, dass er diesmal sicher ist. Ich weiß es einfach.»
    Ich drehe mich um und sehe sie an. «Elizabeth, kannst du Dinge nach Belieben vorhersehen?»
    Ganz leicht hebt sie die Schultern. «Ich bin mir nicht sicher», erwidert sie. «Ich weiß es nicht genau.»
    Einen Moment lang versetze ich mich in jenen heißen Sommer zurück, bin wieder im Gemach meiner Großtante Jehanne, als sie mir ihre Karten zeigt und mir das Armband mit den Glücksbringern übergibt, als sie mir die Geschichte der Frauen unserer Familie erzählt.
    «Es ist nichts, wozu ich dich drängen würde», sage ich. «Es ist eine Bürde wie jede Gabe. Und die Zeiten sind nicht danach.»
    «Ich glaube nicht, dass du mich dazu drängen kannst», antwortet sie nachdenklich. «Ich glaube nicht, dass es eine Gabe ist, die man verschenken kann, oder? Nur habe ich manchmal ein Gespür für Dinge. In Groby gibt es eine Ecke am Kloster in der Nähe der Kapelle, und wenn ich dort spazieren gehe, kann ich jemanden sehen, eine Frau, oder den Geist einer Frau. Sie steht dort mit geneigtem Kopf, als lauschte sie, sie wartet, fast als wartete sie auf mich. Aber in Wirklichkeit ist niemand dort.»
    «Du kennst die Geschichte unserer Familie?», frage ich sie.
    Sie lacht laut. «Ich erzähle den Kleinen doch jeden Abend Melusines Geschichte», ruft sie mir in Erinnerung. «Wir lieben sie.»
    «Dann weißt du auch, dass einige Frauen unserer Familie Melusines Gabe erben. Die Gabe des Sehens.»
    Sie nickt.
    «Meine Großtante Jehanne hat mich gelehrt, wie ich die Gabe nutzen kann, und ich musste für meinen Lord, den Duke of Bedford, mit den Alchemisten arbeiten. Er hat mir auch eine Frau geschickt, die mich in Kräuterkunde unterwiesen hat.»
    «Was hast du mit den Alchemisten getan?» Verbotene Magie fasziniert sie wie ein Kind. Kräuterkunde ist hingegen zu gewöhnlich, darüber hat sie alles in meinem Destillationsraum gelernt. Jetzt will sie etwas über die dunklen Künste erfahren.
    «Ich habe Bücher mit ihnen gelesen. Manchmal habe ich auch eine Mixtur angerührt oder ausgegossen, damit sie abkühlt.» Ich erinnere mich an die Schmiede im inneren Hof und an den großen Raum, der wie eine riesige Küche war, in dem Flügel der Burg, in dem sie die Flüssigkeiten und Steine gekühlt haben. «Und mein Lord hatte einen großen Spiegel, er wollte, dass ich darin die Zukunft voraussage. Er wollte mehr über die Zukunft der englischen Besitzungen in Frankreich erfahren. Jetzt bin ich froh, dass ich sie nicht

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