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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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überfallen und sich ihr Essen zusammenstehlen. Manchmal kommt etwas, aber in derart kleinen Beträgen, dass wir davon gerade die angehäuften Schulden und ein Viertel des ausstehenden Solds zahlen können. Manchmal kommen Kerbhölzer, die wir in die Zollhäuser des Königs bringen, wo sie mit Bedauern sagen: «Ja, die sind gut, Mylord, ich räume Euch das Recht ein, bezahlt zu werden. Aber ich habe kein Geld, mit dem ich Euch auszahlen könnte. Kommt nächsten Monat wieder.» Und manchmal wird uns Geld versprochen und kommt nie an.
    Ich sehe zu, wie Richard in die kleinen Städte Devons reitet und die wütenden Vermieter beschwichtigt, weil ihnen diese hungrigen Horden aufgedrängt wurden. Richard verfolgt umherstreichende Banden, die eigentlich zu seiner Streitmacht gehören und nun zu Briganten werden. Er bekniet die Schiffseigner, ihre Schiffe seetüchtig und einsatzbereit zu halten, falls am nächsten Tag der Befehl kommt oder am übernächsten oder am Tag darauf. Und als aus Frankreich die Nachricht eintrifft, dass der französische König Bergerac und Bazas eingenommen hat, sehe ich Richard immer noch zu.
    Im Frühling hören wir, dass die Männer des französischen Königs auf die englischen Besitzungen zu beiden Seiten der Gironde zumarschieren, er belagert Fronsac an der Dordogne, wo die Stadtbewohner hinter den großen Mauern ausharren und schwören, nicht aufzugeben, denn sie sind sicher, dass ihnen unsere Armee zu Hilfe kommt. Unsere Armee liegt am Kai, die Schiffe schaukeln auf dem Wasser, als wir hören, dass Fronsac sich ergeben hat. Die englischen Siedler rufen nach Hilfe, sie schwören, dass sie kämpfen werden, dass sie Widerstand leisten werden, weil sie Engländer sind. Sie setzen ihr Leben für ihren Glauben an uns aufs Spiel, sie schwören, dass ihre Landsleute ihnen zu Hilfe kommen werden. Ich sehe zu, wie Richard versucht, Armee und Flotte zusammenzuhalten, wie er Botschaft um Botschaft nach London schickt, in denen er den Hof anfleht, ihm den Befehl zum Ablegen zu geben. Aber es kommt nichts.
    Richard sagt, wenn er den Befehl bekommt, Segel zu setzen, lässt er mich zurück. Er wagt es nicht, mich nach Bordeaux mitzunehmen, wenn die Stadt kurz vor einer Belagerung steht. Ich gehe an den Schutzmauern am Hafen spazieren und sehe hinüber, nach Süden, zu den Ländern Frankreichs, die mein erster Gemahl befehligt hat, und wünsche mir, wir beide wären sicher zu Hause in Grafton. Dann schreibe ich selber an die Königin, um ihr zu sagen, dass alles für die Rettung der Gascogne vorbereitet ist, dass wir aber ohne Geld für die Soldaten nicht in See stechen können. Dass sie auf den Bauernhöfen und in den Dörfern Däumchen drehen und sich über ihre Behandlung durch uns, ihre Herren und Lords, beklagen und dass die arbeitende Bevölkerung von Devon sieht, wie schlecht mit den Soldaten und Seeleuten umgesprungen wird. Dass sie sagen, in diesem Königreich werde ein Mann nicht dafür belohnt, wenn er seine Pflicht tue. Sie murmeln, dass die Männer aus Kent recht hatten – dass dieser König seine eigenen Länder weder hier noch im Ausland halten kann und dass er schlecht beraten ist. Sie flüstern, dass Jack Cade Richard, den Duke of York, gebeten hat, in den Rat des Königs aufgenommen zu werden und dass Jack Cade recht hatte und für seine Überzeugung gestorben ist. Sie sagen sogar – auch wenn ich ihr das nicht mitteile –, dass sie als Französin das Geld verschwendet, das an die Armee gezahlt werden sollte, damit ihr eigenes Land die Gascogne zurückerobert und England all seine Besitzungen in Frankreich verliert. Ich bitte sie inständig, ihren Gemahl dazu zu bewegen, seiner Flotte den Befehl zum Segeln zu geben.
    Aber es kommt nichts.
    Im Juli hören wir, dass Bordeaux an die Franzosen gefallen ist. Im September treffen auf ramponierten Schiffen die ersten Flüchtlinge aus Bayonne ein und erzählen uns, dass die ganze Grafschaft der Gascogne von den Franzosen eingenommen worden ist, während der Kriegszug, der sie retten sollte und der von meinem unglücklichen Gemahl befehligt wird, am Dock in Plymouth wartet, die Vorräte aufbraucht und der Befehle harrt.
    In diesem ganzen langen Jahr haben wir in einem kleinen Haus am Hafen gelebt. Richard nutzt ein Zimmer im ersten Stock nach vorne hinaus als Hauptquartier. Ich gehe die enge Stiege hinauf. Er steht am Fenster mit den Butzenscheiben und sieht hinaus auf die blaue See, wo eine steife Brise Richtung Frankreich bläst, bestes

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