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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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deinem Ziel vorbeigehen und einen anderen verletzen. Eine weise Frau verflucht nur äußerst selten. Ich hoffe, dass du nie jemanden verwünschst.» Schon beim Sprechen spüre ich den Schatten der Zukunft über ihr. «Und ich bete darum, dass du niemals Grund zum Verfluchen haben wirst.»
    Sie kniet sich für meinen Segen nieder. Ich lege ihr die Hand auf die hübsche Samthaube, die sie über ihrem hellen Haar trägt. «Sei gesegnet, meine Tochter. Mögest du reinen Herzens bleiben und mögen sich deine Wünsche erfüllen.»
    Mit leuchtenden Augen sieht sie zu mir auf. «Daran glaube ich!»
    «Ich auch.»

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    London
FRÜHJAHR 1452
    W ährend mein Gatte als Kommandant in Calais dient, kehre ich im kalten Januar an den Hof zurück, wo alle über den Verrat von Richard, Duke of York, sprechen. Es heißt, er plane eine Rebellion gegen seinen Cousin, den König, weil er den Duke of Somerset hasst.
    Die Königin ist entschlossen, sich der Bedrohung zu stellen und sie niederzuschlagen. «Wer sich gegen den Duke of Somerset stellt, stellt sich gegen mich», sagt sie. «Ich habe keinen besseren oder vertrauenswürdigeren Freund. Und dieser Richard, Duke of York, will, dass Somerset des Hochverrats angeklagt wird! Ich weiß, wer der Verräter ist! Aber wenigstens deckt er jetzt seine Karten auf und gibt zu, dass er sich gegen den König stellt.»
    «Er bittet die großen Lords nur darum, sich beim König für ihn zu verwenden», bemerke ich ruhig. «Er möchte, dass sie dem König seine Sache vortragen. Und bis dahin schwört er Treue.»
    Sie wirft die Streitschrift, die York in den wichtigsten Städten des Königreichs kursieren lässt, vor mich auf den Tisch. «Was glaubt Ihr, wen er damit meint? York sagt, der König sei von Feinden umgeben, von Gegnern und Übelmeinenden. Er greift die Ratgeber des Königs an. Das richtet sich genauso gegen Euch und Euren Gemahl wie gegen Somerset und mich.»
    «Gegen mich?»
    «Jacquetta, er bezichtigt mich, die Geliebte William de la Poles gewesen zu sein. Glaubt Ihr vielleicht, er würde davor zurückschrecken, Euch eine Hexe zu nennen?»
    Plötzlich wird es im Raum ganz still und kalt. Ich lege eine Hand auf meinen Leib, als wollte ich das neue Leben schützen. Die Hofdamen, die in Hörweite sitzen, sehen mich mit großen Augen an, aber sie sagen nichts.
    «Er hat keinen Grund für eine solche Anschuldigung», sage ich leise, auch wenn mein Herz wie wild hämmert. «Ihr wisst, dass ich niemals mit solchen Dingen spielen würde. Ich benutze keine Kräuter, außer für die Gesundheit meiner Familie, ich wende mich nicht einmal an weise Frauen. Ich habe nie etwas anderes gelesen als erlaubte Bücher …»
    «Er hat keinen Grund für irgendetwas», unterbricht sie mich. «Was für einen Grund gibt es, sich gegen Edmund Beaufort, den Duke of Somerset, zu wenden? Oder gegen mich? Aber vergesst nicht, dass er mein Feind ist und damit auch der Eure. Wenn er Euch vernichten kann, wird er es tun, nur um mir zu schaden.»
    Sie setzt sich ans Feuer. Ich lese die Streitschrift in Ruhe durch. Der Duke of York fordert, Edmund Beaufort des Verrats anzuklagen und ihn zu inhaftieren. Er warnt vor schlechten Ratgebern, die sich um die Königin scharen, Berater fremdländischer Herkunft, Übelmeinende. Ich werde nicht namentlich genannt. Trotzdem spüre ich den vertrauten Puls der Angst.

    Die Bedrohung seines Freundes Edmund, Duke of Somerset, macht den König wütend. Nichts konnte ihn aufwecken als der Angriff auf seinen geliebten Cousin. Plötzlich ist er aktiv, mutig, entschlossen. Er erklärt sein Vertrauen in Edmund Beaufort und in seine anderen Berater. Er erklärt, dass Richard, Duke of York, ein Aufständischer ist, und lässt in allen Städten und Grafschaften Männer rekrutieren. Die Armee des Königs sammelt sich aus dem ganzen Königreich. Niemand will den Duke of York unterstützen, nur seine Sippschaft und einige andere, die Edmund Beaufort aus eigenen Gründen hassen, scharen sich unter seiner Standarte zu einer Streitmacht zusammen.
    Wieder einmal ruft König Henry nach seiner Rüstung, wieder wird sein Schlachtross gesattelt. Die Stallburschen lachen den Standartenträger aus, er solle sich auf einen netten Ausritt gefasst machen und sie würden ihm das Abendessen warm halten, denn gewiss sei er vor Sonnenuntergang wieder zurück, doch die Berater und die Heeresführer lachen nicht mit.
    Die Königin sieht sich im Kreise ihrer Hofdamen auf der eisigen grünen

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