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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Menschen wissen nun, dass der König an einer mysteriösen Krankheit leidet und vollkommen unfähig ist, sein Amt auszuüben. Die Gerüchte darüber, was ihm fehlen könnte, reichen von schwarzer Magie seiner Feinde bis zu Gift, das ihm seine Gemahlin und ihr Liebhaber eingeflößt haben. Sämtliche großen Lords bewaffnen ihre Männer und marschieren nach London in ihre Häuser. Sie bringen sie zu ihrem eigenen Schutz mit, bis die Stadt vor Privatarmeen nahezu birst. Der Bürgermeister verhängt eine Sperrstunde und versucht durchzusetzen, dass die Waffen an den Toren der Stadt abgegeben werden müssen. Alle Gilden und Haushalte wappnen sich für den Fall, dass Kämpfe ausbrechen. Spannung und Wut liegen in der Luft, aber kein Kriegsgeheul. Noch kann niemand die Gegner oder die Gründe benennen. Doch alle wissen, dass die Königin von England für sich in Anspruch nimmt, herrschen zu wollen, dass der Duke of York das Volk vor diesem Mannweib bewahren will, dass der Duke of Somerset im Tower von London eingesperrt ist, um die Stadt vor dem Untergang zu bewahren, und dass der König von England schläft – so wie Arthur unter dem See – und vielleicht erst erwacht, wenn sein Land in Trümmern liegt.
    Immer öfter werde ich gefragt, wo mein Gemahl ist und was er von alldem hält. Ich antworte grimmig, dass er sich auf dem Festland aufhält, dass er seinem König in Calais dient. Ich spreche nicht über seine Ansichten, die ich im Übrigen gar nicht kenne, und auch nicht über die meinen. Ich denke, dass die Welt verrückt geworden ist und drei Sonnen am Himmel stehen werden, bevor all dies hier vorüber ist. Ich schreibe Richard und lasse die Briefe von Handelsschiffen transportieren, die zwischen London und Calais verkehren, aber ich habe den Eindruck, dass ihn nicht alle erreichen. Anfang März schreibe ich ihm nur kurz: « Ich bin wieder guter Hoffnung », aber er antwortet nicht, und da weiß ich mit Gewissheit, dass er meine Nachrichten nicht bekommt oder nicht beantworten kann.
    Unter der Führung des Duke of Somerset wurde er zum Kommandanten von Calais ernannt. Jetzt ist der Duke of Somerset im Tower und wird des Hochverrats beschuldigt. Was soll ein treuer Kommandant in solch einer Lage tun?
    Erneut machen sich die Lords und das Parlament auf den Weg nach Windsor, um den König zu sehen.
    «Warum haben sie ihn schon wieder besucht?», will die Königin wissen, während sie zusieht, wie die Barkassen an den Stufen des Palastes festmachen und livrierte Diener den großen Herren in ihren pelzbesetzten Roben an Land helfen. Sie trotten die Stufen hoch wie Männer, deren Hoffnungen zerstoben sind. «Sie müssten doch wissen, dass er nicht aufwacht. Selbst als ich ihn angeschrien habe, ist er nicht aufgewacht. Warum sollte er aufwachen, wenn sie ihn aufsuchen? Warum erkennen sie nicht, dass sie mich zur Regentin machen müssen? Ich könnte den Duke of York in Schach halten und den Frieden in England wiederherstellen.»
    «Sie haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben», meine ich. Sie beißt die Zähne zusammen und richtet sich kerzengerade auf. Sie ist ganz Königin, und sie glaubt, Gott habe ihr eine noch größere Rolle zugewiesen.
    «Ich bin bereit zu dienen», erklärt sie. «Ich werde dieses Land wieder sicher machen und die Herrschaft an meinen Sohn abgeben, wenn er ein Mann ist. Ich werde meine Pflicht als Königin von England erfüllen. Wenn sie mich zur Regentin machen, bringe ich England Frieden.»

    Sie machen den Duke of York zum Regenten und ernennen ihn zum Lord Protector.
    «Was?» Marguerite ist außer sich. Sie schreitet in ihrem Privatgemach auf und ab und tritt so hart gegen eine Fußbank, dass diese durch das Zimmer fliegt und eine junge Hofdame sich schluchzend in eine Fensternische duckt. Die anderen Ladys sind starr vor Schrecken. «Wozu haben sie ihn ernannt?»
    Der unglückselige Ritter, der ihr die Nachricht vom Kronrat überbringt, steht zitternd vor ihr. «Sie haben ihn zum Lord Protector ernannt.»
    «Und was wird aus mir?», fragt sie ihn. Das soll eine rhetorische Frage sein. «Was schlagen sie vor, was ich tun soll, während der Herzog, der bloß irgendein Verwandter ist, ein erbärmlicher Cousin von mir, über das Königreich zu herrschen gedenkt? Was glauben sie denn, was ich, französische Prinzessin und Königin von England, tun werde, wenn ein Emporkömmling von Herzog aus dem Nirgendwo in meinem Land Gesetze zu verabschieden gedenkt?»
    «Ihr sollt nach Windsor Castle gehen

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