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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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gestürzt.
    Marguerite schreitet in ihrem Gemach auf und ab, aufgebracht über die Warterei, halb verrückt vor Ungeduld. Ihre Hofdamen drücken sich an die Wände und schweigen. Die Kinderfrau mit dem kleinen Prinzen halte ich in der Tür auf. Heute Nachmittag hat seine Mutter keine Zeit, um eine Stunde mit ihm zu spielen. Wir müssen herausfinden, was geschieht, doch wir erfahren nichts. Die Königin schickt weitere Boten nach London, und drei Männer erhalten den Befehl, dem Duke of Somerset in St. Albans eine private Nachricht von ihr zu überbringen. Dann bleibt uns nichts übrig, als zu warten. Zu warten und für den König zu beten.
    Als es dunkel wird, die Diener mit den Lampen hereinkommen und leise die Kerzen anzünden, reißt endlich ein Wachmann die Tür auf und verkündet: «Ein Bote des Königs.»
    Die Königin steht auf, und ich trete zu ihr. Sie zittert, doch das Gesicht, das sie der Welt zeigt, ist ruhig und entschlossen.
    «Ihr könnt hereinkommen und mir Eure Nachricht überbringen», befiehlt sie.
    Er tritt ein und sinkt mit dem Barett in der Hand auf ein Knie. «Von Seiner Gnaden, dem König», sagt er und zeigt einen Ring in seiner Faust. Marguerite nickt mir zu, und ich trete vor und nehme ihm den Ring ab.
    «Wie lautet Eure Mitteilung?»
    «Seine Gnaden wünscht Euch alles Gute und schickt dem Prinzen seinen Segen.»
    Marguerite nickt.
    «Er sagt, heute Abend sei er in guter Gesellschaft bei seinem aufrichtigen Verwandten, dem Duke of York, und morgen werde er in Begleitung Seiner Gnaden nach London reiten.»
    Marguerite hat den Atem angehalten, jetzt entweicht er als leises Zischen.
    «Der König bittet Euch, guten Mutes zu sein, und sagt, Gott werde alles richten und alles werde gut.»
    «Und was ist mit der Schlacht?»
    Der Bote blickt zu ihr auf. «Er schickt keine Nachrichten über die Schlacht.»
    Sie beißt sich auf die Unterlippe. «Sonst noch etwas?»
    «Er bittet Euch und den Hof, Gott dafür zu danken, dass er heute der Gefahr entronnen ist.»
    «Das werden wir tun», sagt Marguerite.
    Ich bin so stolz auf ihre Beherrschtheit und Würde, dass ich ihr heimlich zärtlich die Hand auf den Rücken lege. Sie wendet den Kopf und flüstert: «Schnappt ihn Euch, wenn er geht, und findet in Gottes Namen heraus, was los ist.» Dann wendet sie sich ihren Hofdamen zu und sagt: «Ich begebe mich gleich in die Kapelle und bringe Gott meinen Dank für die Sicherheit des Königs dar. Der Hof wird mich begleiten.»
    Sie verlässt ihr Gemach, um in die Kapelle zu gehen, und der Hof hat keine andere Wahl, als ihr zu folgen. Als sich der Bote hinter ihnen einreihen will, fasse ich ihn am Arm und schiebe ihn in die erstbeste Ecke, als wäre er ein wildes Pferd. So komme ich den anderen zuvor, die ihn hätten ausfragen wollen.
    «Was ist geschehen?», frage ich kurz und bündig. «Die Königin möchte es wissen.»
    «Ich habe die Nachricht überbracht, wie sie mir aufgetragen wurde.»
    «Nicht die Nachricht, du Narr. Was geschah während des Tages? Was hast du gesehen?»
    Er schüttelt den Kopf. «Ich habe nur ein Scharmützel in den Straßen, den Höfen und den Wirtshäusern mit angesehen. Eher eine Rauferei als eine Schlacht.»
    «Hast du den König gesehen?»
    Er sieht sich um, als fürchtete er, jemand könnte seine Worte hören. «Er wurde von einem Pfeil am Hals getroffen.»
    Ich keuche auf.
    Der Bote nickt, seine Augen vor Schreck so groß wie die meinen. «Ich weiß.»
    «Wie konnte er nur in Schussweite geraten?», frage ich ihn zornig.
    «Weil der Earl of Warwick seine Bogenschützen durch die Gassen geführt hat, durch die Gärten herauf und die schmalen Durchlässe. Er ist nicht auf der Hauptstraße aufmarschiert, wie alle erwartet haben. Niemand war darauf vorbereitet, dass er so vorrücken würde. Ich glaube, so einen Angriff hat es noch nie gegeben.»
    Ich fahre mir mit der Hand ans Herz. Ich bin unendlich froh, dass Richard in Calais war und nicht in der Leibgarde des Königs, als Warwicks Männer wie Mörder durch die engen Gassen geschlichen kamen. «Wo war die Leibgarde?», frage ich. «Warum hat sie ihn nicht beschützt?»
    «Niedergemetzelt oder weggelaufen», sagt er wortkarg. «Sie haben ja gesehen, was sie erwartet. Nachdem der Herzog tot war …»
    «Der Herzog?»
    «Niedergestochen, als er aus einem Wirtshaus kam.»
    «Welcher Herzog?», frage ich nach. Meine Knie zittern. «Welcher Herzog starb, als er aus einem Wirtshaus kam?»
    «Somerset.»
    Ich richte mich mit

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