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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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habe mich verteidigt, weil es stimmt: Ich bin eine Jungfrau, so rein, dass ich ein Einhorn fangen könnte.
    Aber es kommt schlimmer, viel schlimmer. Sie sieht mich nur mit ruhigem Blick an, und meine Entrüstung verpufft, denn sie fragt mich gar nicht, was ich mit ihrem Gemahl getan habe, sie sieht mich an, als wüsste sie es längst. Sie mustert mich von oben bis unten. Und dann lächelt sie mich an wie eine Komplizin, als wäre ich eine kleine Diebin, die sie beim Griff in ihre Tasche erwischt hat.

    Lord John, der Duke of Bedford, bekommt, was er will, ebenso wie der große Earl of Warwick und all die anderen großen Männer Englands. In ihrer Einsamkeit, ohne schützende Berater, überlegt Johanna sich das mit der Beichte, streift die Frauenkleider ab und zieht sich die Jungensachen wieder über. Sie ruft, sie habe die Stimmen zu Unrecht geleugnet, sich zu Unrecht schuldig bekannt. Sie sei keine Ketzerin, keine Götzendienerin, keine Hexe, kein Hermaphrodit und kein Ungeheuer, sie könne sich nicht überwinden, Sünden zu beichten, die sie nie begangen habe. Sie sei ein Mädchen, das von Engeln geleitet werde, um den Prinzen von Frankreich zu suchen und ihn an die Macht zu bringen. Engel hätten ihr befohlen, dafür zu sorgen, dass er zum König gekrönt werde. Das sei die Wahrheit vor Gott, verkündet sie – und die Klauen Englands packen sie mit festem Griff.
    Von meinem Gemach in der Burg kann ich den Scheiterhaufen sehen, den sie jetzt noch höher aufschichten. Für die Edelleute wird eine Zuschauertribüne gebaut, damit sie das Spektakel mit ansehen können wie beim Tjosten, und Absperrungen werden errichtet, um die Tausenden von Zuschauern zurückzuhalten, die erwartet werden. Schließlich erklärt meine Tante, ich solle mein bestes Kleid anziehen und die hohe Samthaube aufsetzen, um sie zu begleiten.
    «Ich bin krank, ich kann nicht mitkommen», flüstere ich, doch sie bleibt streng. Ich kann mich nicht entschuldigen lassen, ich muss dabei sein. Ich muss neben meiner Tante gesehen werden und neben Anne, der Duchess of Bedford. Wir müssen unsere Rolle in dieser Szene spielen, wir sind die Zeugen, wir sind die Frauen, die sich der Herrschaft der Männer beugen. Ich werde dort sein, um zu zeigen, wie Mädchen sein sollten: Jungfrauen, die keine Stimmen hören, Frauen, die nicht glauben, dass sie es besser wissen als Männer. Meine Tante, die Herzogin und ich verkörpern Frauen, wie Männer sie mögen. Johanna hingegen ist eine Frau, wie Männer sie nicht dulden können.
    Wir stehen im warmen Maisonnenschein, als warteten wir auf die Eröffnungstrompete beim Tjosten, inmitten einer lauten und fröhlichen Menschenmenge. Nur wenige sind still, einige Frauen halten Kruzifixe, ein oder zwei umklammern ein Kreuz, das sie um den Hals tragen, doch die meisten freuen sich über den Ausflug, knacken Nüsse und trinken aus ihren Flaschen, begeistert über die Abwechslung an einem sonnigen Maitag mit dem Spektakel einer öffentlichen Verbrennung als Höhepunkt.
    Dann öffnet sich die Tür, die Männer der Garde marschieren heraus und drängen die Menge zurück, die flüstert, zischt und buht, als sich die innere Tür öffnet und alle Köpfe sich recken, um sie zuerst zu sehen.
    Sie sieht nicht aus wie meine Freundin Johanna – das ist mein erster Gedanke, als sie sie aus dem kleinen Ausfalltor aus der Burg bringen. Sie trägt wieder ihre Jungenstiefel, aber sie kommt nicht in ihrem lockeren, selbstbewussten Gang heraus. Sie müssen sie gefoltert haben, und vielleicht haben sie ihr die Füße zerschlagen, vielleicht wurden ihr auf dem Streckbett die Zehen gebrochen. Sie zerren sie heraus, und sie geht mit unsicheren, tastenden Schritten, als liefe sie über schwankenden Boden.
    Auch die Jungenkappe auf dem kurzgeschnittenen braunen Haar fehlt, denn sie haben ihr die Haare geschoren, und sie ist kahl wie eine schändliche Hure. Auf den entblößten kahlen Kopf mit eingetrockneten Blutkrusten, wo das Rasiermesser ihr in die blasse Haut geritzt hat, haben sie ihr einen hohen Hut gesetzt, ähnlich einer Bischofsmitra, auf dem in ungelenken Buchstaben ihre Sünden stehen, damit alle sie lesen können: Ketzerin. Hexe. Verräterin. Sie trägt ein unförmiges weißes Gewand, das in der Taille mit einer schäbigen Kordel gebunden ist. Und dennoch ist es ihr zu lang. Sie stolpert über den Saum und gibt ein lächerliches Bild ab, wie eine Witzfigur. Die Leute pfeifen sie aus und lachen, einer wirft mit Matsch nach ihr.
    Sie

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