Die Mutter der Königin (German Edition)
Schiff finden, das uns nach Hause bringt. Wir sind in Greenwich gelandet.»
«Ist Anthony bei dir?»
«Selbstverständlich. Gesund und munter.»
Ich drehe mich in seinen Armen, um meinen Sohn zu sehen, der mich von der Haustür anlächelt. Richard gibt mich frei, und ich laufe zu Anthony. Er kniet nieder, um meinen Segen zu empfangen. Als ich seinen warmen Schopf unter meiner Hand spüre, weiß ich, dass ich glücklicher nicht sein könnte. Ich wende mich wieder meinem Gemahl zu und schließe ihn noch einmal in die Arme.
«Hast du Neuigkeiten?»
«Die yorkistischen Lords gewinnen überall», antwortet Richard knapp. «London hat sie wie Helden empfangen. Lord Scales wurde bei dem Versuch, aus dem Tower zu entkommen, getötet, und der Duke of York marschiert auf London zu. Ich denke, sie werden ihn zum Lord Protector ernennen. Der König ist im Westminster Palace in Sicherheit, aber unter Warwicks Aufsicht. Man erzählt sich, er habe wieder den Verstand verloren. Was ist mit der Königin?»
Ich sehe mich um. Selbst vor der eigenen Haustür fürchte ich mich vor Spähern, die sie verraten könnten. «Sie ist zu Jasper Tudor geflohen», flüstere ich. «Und will von dort wohl nach Frankreich oder Schottland.»
Richard nickt. «Komm herein», sagt er freundlich zu mir. «Du bist gewiss müde. Du warst nicht in der Nähe der Schlacht, oder? Du warst auf den Straßen nicht in Gefahr?»
Ich lehne mich an ihn und spüre die vertraute Erleichterung, ihn an meiner Seite zu wissen. «Jetzt fühle ich mich jedenfalls sicher.»
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Grafton, Northamptonshire
WINTER 1460–1461
W ir leben wie früher, da wir frisch verheiratet waren, als hätten wir keine andere Arbeit, als uns um unsere Ländereien hier in Grafton zu kümmern, als wären wir nur ein Gutsherr und seine Gattin. Wir möchten nicht die Aufmerksamkeit der yorkistischen Lords auf uns ziehen, während sie sich das Land zu eigen machen, den Lords, die sie jetzt Verräter nennen, große Geldstrafen auferlegen und den Männern, die sie geschlagen haben, Posten und Lehensgüter wegnehmen.
Gier und Rachedurst beherrschen das Land. Ich wünsche mir nur, dass all das an uns vorüberzieht. Wir leben ruhig und hoffen, ihrer Aufmerksamkeit zu entgehen. Reisende, die um ein Bett für die Nacht bitten, und gelegentliche Besucher tragen uns zu, dass der König ruhig im Westminster Palace in den Räumen der Königin lebt, während sein siegreicher Cousin, Richard, Duke of York, sich in den königlichen Gemächern breitgemacht hat.
Ich denke an meinen König in den Zimmern, die mir so vertraut sind, und bete, dass er nicht wieder in den Schlaf gleitet, um einer Welt zu entfliehen, die so hart mit ihm umspringt.
Der Duke of York schmiedet ein außergewöhnliches Abkommen mit dem Kronrat und dem Parlament: Bis zum Tod des Königs wird er Regent und Lord Protector sein, dann wird er selbst zum König gesalbt. Ein Hausierer, der in seinem Bündel weiße Bänder und weiße Seidenrosen für York feilbietet, berichtet, der König habe dem zugestimmt und werde als Mönch in ein Kloster gehen.
«Er ist nicht im Tower?», dringe ich in ihn. Der Gedanke, der König könnte in den Tower geschickt werden, erfüllt mich mit Entsetzen.
«Nein, er lebt frei wie ein Narr am Hof», berichtet er. «Und York wird der nächste König.»
«Dem wird die Königin niemals zustimmen», sage ich unvorsichtig.
«Es heißt, sie sei in Schottland», erwidert er und breitet seine Waren vor mir aus. «Die wären wir los. Meinetwegen kann sie da ruhig bleiben. Wollt Ihr etwas Pfeffer? Ich habe Pfeffer und eine so frische Muskatnuss, dass Ihr sie ganz essen könntet.»
«In Schottland?»
«Man erzählt sich, sie trifft sich mit der schottischen Königin, und sie werden mit einer Armee von Harpyien über uns herfallen», meint er fröhlich. «Eine Armee von Frauen … stellt Euch nur so etwas Entsetzliches vor! Vielleicht ein kleiner polierter Spiegel? Oder schaut, Haarnetze aus Goldfäden … aus echtem Gold, jawohl.»
Weihnachten feiern wir in Grafton. Elizabeth kommt mit ihrem Gemahl, Sir John, und den beiden Jungen zu Besuch. Thomas ist jetzt fünf Jahre alt und Richard gerade zwei. Alle meine Kinder kehren über die Weihnachtstage heim, und das Haus ist erfüllt von ihrem Singen und Tanzen. Auf der Treppe spielen sie Fangen. Für die sechs jüngsten Kinder, von Katherine – die mit ihren zwei Jahren nur hinter den älteren Geschwistern herstapfen kann und sie anfleht,
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