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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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hielt das erste Szenario für wahrscheinlicher.
    »Hören Sie«, seufzte Heath. »Könnten Sie mir einen Ersatzschlüssel für mein Zimmer bringen? Ich muss meine Sachen holen.«
    Mit einem weiteren Nicken eilte das Mädchen den Balkon entlang und die Treppe hinunter.
    Heath wusste, dass es äußerst wahrscheinlich war, dass sie dem Manager von dem dreckigen Kerl erzählen würde, der über den Balkon gekotzt hatte, und dass dieser wiederum die Bullen rufen würde.
    Wen interessiert's?, dachte er, als er zur Tequilaflasche hinüberwankte. Er hob sie auf - sie war vollkommen leer. »Verdammt«, sagte er und ließ die Flasche wieder fallen.
    Na und, dann kamen die Bullen eben und nahmen ihn mit.
    Er konnte nirgendwo hingehen und hatte nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnte.
    Er hatte noch nicht mal mehr eine Waffe.
    In einer Gefängniszelle zu schlafen, war vermutlich gemütlicher als im Auto - und sie war definitiv geräumiger. Außerdem würde er kostenlos etwas zu essen bekommen.
    Als er sich gegen die Tür lehnte, fühlte sich sein Magen an als habe er hundert äußerst hungrige Kakerlaken verschluckt Er schaute zur offenen Tür von Zimmer 15 hinüber, in dem die verzweifelte Frau (bzw. Jungfrau Maria oder Waffendiebin) gewohnt hatte und hoffte, dass sie wirklich die Polizei rufen würden.
    Glenda hatte die ganze Zeit recht gehabt - er war wirklich ein Versager.
     
    GEORGE UND MARTHA, DAS PÄRCHEN
     
    Sie saß gegen einen Eukalyptusbaum gelehnt, ihre Hände ruhten auf einer abgenutzten alten Baseballmütze, die in ihrem Schoß lag, ihre Augen waren geschlossen und ihr Haar nass vom ständig einsetzenden und abreißenden Regen, der den Autofahrern schon den ganzen Morgen Schwierigkeiten machte -und sie schnarchte. Sie trug eine rosafarbene Uniform - eine, wie sie Kellnerinnen oder Putzfrauen tragen. Wie dem auch sei, sie schlief neben einem der meistbefahrenen Highways Australiens, mitten an einem nassen Frühlingstag. Eine Elster pickte an ihrem Rucksack, der wie ein treuer alter Hund neben ihr saß.
    George wollte sie nicht aufwecken, aber er würde sie auch nicht irgendeinem Psychopathen als Beute überlassen. Er wusste besser als die meisten, dass es davon mehr als genug gab.
    Er hockte sich neben sie - und dabei spürte er jedes der 74 Jahre, die in seinem Körper steckten - und schüttelte sie sanft.
    Die Frau schreckte hoch und verscheuchte dabei die Elster. Wie ein Kaninchen, das von einem Fuchs überrascht wird, wich sie vor George zurück und keuchte: »Lassen Sie verdammt noch mal die Finger von mir, Sie Perverser.« Dann fügte sie hinzu: »Was wollen Sie?«
    George hatte eine solche Reaktion erwartet, also lächelte er trotz der dröhnenden Kopfschmerzen, die ihn seit der vergangenen Nacht plagten. (Seine Kopfschmerzen waren zwar in letzter Zeit nicht so schlimm gewesen, aber wenn er diese als Vorzeichen bewerten sollte, kamen sie wohl mit ihrer alten Vehemenz zurück.) Er sagte: »Ich will Ihnen nicht wehtun. Ich bin nur vorbeigefahren und habe Sie hier schlafen sehen; und ich fand, es wäre besser, wenn Sie das hier nicht täten.«
    Die Frau sah ihn argwöhnisch an. »Ja, na und? Ist das gegen das Gesetz?«
    »Nun...«
    Nein, du bist kein Polizist mehr. Sie schadet ja niemandem.
    George wollte gerade hinzufügen: »Nun, ich bin nicht sicher«,
    als er von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt wurde. Er wandte sich ab, keuchend und röchelnd, sein mächtiger Körper von Schmerzen gequält, während sich in seinem Mund der kupferartige Geschmack von Blut ausbreitete. Als es vorbei war drehte er sich wieder zu der Frau um, entschuldigte sich und sagte: »Und, ist Ihr Wagen liegen geblieben oder ...?«
    »Was geht Sie das an?«
    »Ich bin nur ein besorgter Mitbürger. Neben dem Highway zu schlafen ist ein gefährliches Hobby ... in vielerlei Hinsicht.«
    »Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
    »Da bin ich mir sicher«, entgegnete George lächelnd und versuchte, die Übelkeit zu verbergen, die ihn überkam. »Aber erinnern Sie sich an die Backpacker-Morde? Ich bin sicher, dass Sie nicht wie diese armen Menschen enden wollen.«
    Die Frau sah an George vorbei auf den Highway. »Wo ist Ihr Auto?«
    Er hob einen knochigen Arm und zeigte in Richtung des Rastplatzes, der ein paar hundert Meter entfernt lag. »Mein Wohnmobil steht da hinten.«
    »Wohnmobil?«
    George nickte. »Ich kann Sie mitnehmen, wenn Sie möchten.« Als er spürte, dass die ersten Tropfen eines neuerlichen Frühlingsschauers auf

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