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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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»Ich hab auch eins. Hab ich bestanden?«
    Er nickte und steckte die Kette wieder unter das Hemd.
    »Wir sollten lieber noch ein gutes Stück zwischen uns und Danny bringen, nur für den Fall, dass jemand anhält, um zu sehen, ob er Hilfe braucht, und dann die Bullen ruft.«
    »Nicht sehr wahrscheinlich«, erwiderte Gus. »Er hat Sie angegriffen. Hat Ihnen ein ganz schönes Veilchen verpasst«
    Lucy legte eine Hand auf ihr linkes Auge, das angeschwollen war und langsam schwarz wurde. »Stimmt. Trotzdem würde ich mich besser fühlen, wenn wir möglichst weit von ihm weg wären.«
    »Wie Sie meinen ... Wo soll ich Sie rauslassen?«
    Lucy sah mit einem Mal sehr traurig aus. »Es tut mir leid. Ich halte Sie auf. Schließlich ist Weihnachten - Sie wollen sicher schnell zu Ihrer Familie. Albury wäre prima.«
    Gus lächelte. »Ich hab keine Familie. Ein Vampirjäger hört nie auf zu jagen - Vampire interessiert es nicht, dass Jesus morgen Geburtstag hat. Ich war unterwegs zum Mount Samaria. Da campe ich normalerweise, wenn ich in diesem Teil von Australien bin.«
    »Schlafen Sie in Ihrem Van?«
    Gus nickte.
    »Na ja, ich hab auch keinen Ort, an den ich gehen könnte. Stört es Sie, wenn ich mich Ihnen anschließe?«
    Gus hatte noch nie jemanden getroffen, der sich »ihm anschließen« wollte; er war vollkommen überrascht. Er konnte aber nicht sagen, dass die Vorstellung ihm widerstrebte.
    »Sicher, es wäre nett, ein bisschen Gesellschaft zu haben. Ihnen ist aber schon klar, dass es da, wo ich hingehe, keine Toiletten oder fließendes Wasser gibt. Nur die Natur, wie Gott sie geschaffen hat.« »Das stört mich nicht. Ich kann Motels nicht mehr sehen.« »Also gut. Auf zum Mount Samaria.« Er lenkte den Van wieder auf den Highway. »Wo genau ist der Mount Samaria?« »Ungefähr eine halbe Stunde Fahrt von Benalla entfernt. Wird noch ein paar Stunden dauern, bis wir da sind.« »Er liegt in Victoria?«
    In Lucys Stimme lag ein Anflug von Furcht, was Gus eigenartig vorkam. Er drehte sich um und sah in ihr blasses Gesicht und ihre nervösen Augen. »Ja. Warum, was ist denn los?«
    »Nichts.« Lucy drehte sich nach vorne und versuchte, entspannt auszusehen, was ihr nicht gelang.
    Gus fragte sich, wo das Problem lag. Aber was es auch war, er war sich sicher, dass eine ordentliche Dosis Bergluft und ein paar Bier es schon aus ihr rauskitzeln würden. Sie wirkte, als müsse sie so einiges loswerden.
    »Was ist dahinter?«, fragte Lucy und zeigte auf die Trennwand zwischen dem vorderen und dem hinteren Teil des Vans.
    »Mein Zufluchtsort. Vielleicht zeige ich es Ihnen später.« Normalerweise zeigte er niemandem den hinteren Bereich seines Vans, aber er fühlte sich Lucy irgendwie verwandt, obwohl er nicht hätte sagen können, warum; er hatte sie schließlich eben erst kennengelernt. Vielleicht lag es daran, dass sie sich nicht darüber lustig machte, womit er sein Leben verbrachte und ihn deswegen nicht verurteilte oder völlig seltsam fand. »Nachts ist er unerlässlich.« »Nachts?«
    Er nickte. »Dann kommen die Vampire zum Spielen raus.«
    Gus saß in einem der selbstgebastelten Klappstühle, die er auf dem Dach seines Vans festgeschraubt hatte und zusammenklappte, wenn er sie nicht brauchte. Er hatte gleich zwei gebaut (man wusste ja nie, wann Besuch kam), als er die Nase voll davon hatte, auf versifften Picknicktischen oder auf dem Boden zu sitzen. Außerdem gefiel ihm die Vorstellung, näher an der Flugbahn der Vampire zu sitzen.
    Lucy war irgendwo zwischen den Bäumen und ging einem menschlichen Bedürfnis nach.
    Er nahm einen Zug von seiner Zigarre, trank einen großen Schluck eiskaltes Bier und blickte über den Campingplatz und den umliegenden Wald. Er fragte sich, was für Geschöpfe dort draußen in der Dunkelheit lauerten, ihn beobachteten und warteten. Er hatte die starke Vermutung, dass er heute Nacht noch einem Vampir begegnen würde, hatte dieses Kribbeln auf der Haut und dieses Gefühl der nervösen Vorahnung.
    Wann immer er sich in diesem Teil von Victoria befand, übernachtete er im Mount Samaria State Park. Hier war es friedlich und normalerweise menschenleer, besonders in den kühleren Monaten. Im Sommer campten hier oft Familien oder Gruppen von Freunden, was ihn nicht störte - manchmal war es gut, unter normalen Menschen zu sein, ums Lagerfeuer zu sitzen, zu plaudern und Marshmallows zu grillen - aber trotzdem war er immer am glücklichsten, wenn der Campingplatz leer war, wenn er eintraf, genau wie

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