Die Mutter
zeigen.«
»Die Einladung hab ich schon öfter gehört. Die bringt normalerweise nur Ärger.« »Meine Absichten sind ehrenwert. Ich schwöre es.« Mit einem Stöhnen hievte er sich aus dem Liegestuhl, klappte ihn zusammen und stieg die Leiter hinunter. Unten wartete er, bis Lucy ihren Stuhl ebenfalls zusammengeklappt hatte und zu ihm heruntergeklettert war.
»Folgen Sie mir«, sagte Gus und begab sich zum hinteren Teil des Vans. Als Lucy neben ihm stand, schloss er die Tür auf und öffnete sie schwungvoll. Rotes und gelbes Licht strömte in die Nacht hinaus. Lucy schnappte nach Luft, und im hellen Lichtschein sah Gus, wie sich ihre Augen weiteten. »Mein Gott«, stieß sie aus.
»Home sweet home«, sagte Gus und stieg in den Van. Er streckte seine Hand aus. Lucy ergriff sie und er zog sie hoch. Niemand hatte je zuvor sein Allerheiligstes gesehen; er war nervös, auch wenn er wusste, dass Lucy seine Arbeit ganz offensichtlich zu schätzen wusste.
»Ich war früher Elektriker, also hab ich den Van mit Strom ausgestattet - ich benutze beide Batterien und die Klimaanlage. Es macht das Leben einfach ein bisschen komfortabler.«
Lucy setzte sich aufs Bett und strich mit der Hand über die seidene Bettwäsche.
»Extravagant, ich weiß. Aber, hey, wenn ich schon jede Nacht hier drin schlafe, dann kann ich es mir auch genauso gut gemütlich machen, oder?«
Lucy wandte ihren Blick von der Seidenbettwäsche ab und schaute zu dem Kreuz hinauf, das über dem Bett hing und im bunten Licht erstrahlte; allzeit wachsam, nahm es fast die gesamte Fläche der hölzernen Wand ein, die den vorderen Teil des Vans vom hinteren trennte. Dann schaute sie sich ganz langsam im Rest des Raumes um.
Gus sah ihr zu, während sie alles in sich aufnahm. Er war stolz auf das, was er aus dem Van gemacht hatte. Hinter seinem Bett befand sich ein Minikühlschrank, in dem Grundnahrungsmittel wie Fleisch, Obst, Gemüse, Bier, Schokolade und jede Menge Knoblauch untergebracht waren. Gegenüber auf einem Regal stand ein kleiner Farbfernseher; nicht das allerneueste Modell, aber er erfüllte seinen Zweck. Er sah sowieso fast nie fern, außer Nachrichten, Sport und Dokumentationen. Manchmal erwischte er nachts einen Film mit Bela Lugosi, was ihn jedes Mal erheiterte.
Gus bemerkte, dass es weder der Kühlschrank noch der Fernseher oder auch das große Kreuz waren, was Lucy am meisten interessierte. Es war seine Waffensammlung - sein wertvollster Besitz.
»Unglaublich«, sagte Lucy.
Sie war in der Tat ein unvergesslicher Anblick.
An einer Wand hingen seine wichtigsten Waffen: Pistolenarmbrust, Compound-Armbrust, zwei altmodische Bogen mit Pfeilen und eine selbstgebastelte Pfeilpistole, die aussah wie eine normale Dienstwaffe, nur, dass sie statt Kugeln fünfzehn Zentimeter lange Pfeile abfeuerte. Die Sammlung seiner Martial-Arts-Waffen nahm die Hälfte der gegenüberliegenden Wand ein: eine Kama mit Holzgriff und Stahlklinge, ein 30 Zentimeter langes Paar Nunchaku mit Kette, ein halbes Dutzend hölzerner Wurfpfeile mit Quasten und drei sechsspitzige Wurfsterne aus Edelstahl. Die andere Hälfte der Wand war mit einer Reihe finster aussehender Jagdwerkzeuge und essenzieller Hilfsmittel bedeckt: ein 35 Zentimeter langes Bowie-Jagdmesser, eine 58 Zentimeter lange Machete, eine gotisch aussehende Streitaxt mit Holzgriff, eine Doppelklingenaxt, ein Streitkolben mit zwei gezackten Kugeln, Neck Knives in verschiedenen Größen sowie ein Holzspeer, eine Handsäge und seine ganz persönliche Version einer Bola für all die Blutsauger, die versuchten zu fliehen.
»Benutzen Sie die alle?«
»Natürlich. Einige öfter als andere, aber sie sind alle auf ihre eigene Weise sehr nützlich. Das sind meine Babys.«
»Ich bin beeindruckt«, sagte Lucy fasziniert und mit weit aufgerissenen Augen.
»Ich könnte Ihnen bei der Jagd nach diesem Kerl helfen. Ich reise sowieso durchs Land, und ich habe mehr als genug Waffen um ihn zur Strecke zu bringen.« Lucy schüttelte den Kopf. »Nein. Ich jage allein.« »Sind Sie sicher? Zwei Jäger sind besser als einer.« »Ich bin sicher.«
Gus wurde von einem Flattern erschreckt. Wenige Augenblicke später huschte ein großer Schatten an den offenen Türen vorbei. Er schaute Lucy an. »Was ist los?«, fragte sie.
»Haben Sie das nicht gehört? Haben Sie den Schatten nicht gesehen?«
Lucy schüttelte den Kopf. Dann begriff sie. »Sie denken, das war ein Vampir?«
»Möglich. Warten Sie hier.« Gus nahm die Doppelklingenaxt
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