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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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vorsichtig, die Türen.
    Er ging wieder zur Fahrertür, blieb stehen, steckte seinen Kopf durch das offene Fenster, flüsterte: »Eine halbe Stunde«, und schlich dann in Richtung Haus.
    Er erinnerte sich an damals, als er ein Haus in den Blue Mountains beobachtete, das von noch weitaus dichterem Wald umgeben und eigentlich eher eine Hütte gewesen war. Er hatte einen großen Vampir in diesem Haus erledigt, hatte ihn überrascht, als er eines Nachts spät nach Hause kam, gleich in dem Moment, als er durch die Tür trat. Das Biest hatte sich wie der Teufel gewehrt, aber am Ende triumphierte das Gute immer über das Böse, und Gus hatte jenes Versteck zwar blutig und angeschlagen, aber siegreich verlassen.
    Er hoffte, dass dieser hier nicht so zäh war, aber nach allem, was Lucy ihm erzählt hatte, klang der Typ nicht sonderlich aggressiv. Wenn eine so zarte Frau wie Lucy seinen Fängen entkommen konnte, dürfte Gus gewiss keine Probleme haben, ihn in die Hölle zu schicken.
    Je weiter er sich dem Haus näherte, desto schwerer wurden der Blutgeruch und der Gestank nach Abfall. Das ist nicht der Abfall. Das ist das Biest selbst. Aus der Nähe sah das Haus sogar noch baufälliger aus. Das glänzende Mondlicht erhellte eine schmutzige, verfallene Fassade mit abblätternder Farbe, dreckigen Fenstern und einer Regenrinne, die wie durch ein Wunder noch oben hing. Rund um das Haus reichte das Gras Gus bis zur Hüfte. Ein typisches Vampirhaus.
    Er erreichte die Verandatreppe. Er nahm jede Stufe mit äußerster Vorsicht, da er nicht durch die Bretter fallen und sich ein Bein brechen wollte. Ohne Zwischenfall erreichte er die Tür, und das Adrenalin pulsierte in seinen Venen.
    Wenn man einen Vampir in seinem Versteck stellte, das hatte er inzwischen festgestellt, war es das Beste, ihm direkt gegenüberzutreten. Wenn die betreffende Person doch kein Vampir war, hatte man keinen Schaden angerichtet. Wenn man hingegen einbrach und die Person überraschte, lief man eher Gefahr, einen
    Unschuldigen umzubringen, da die Menschen dazu neigten Fremde anzugreifen, die in ihr Haus eindrangen. Wohnte dort hingegen ein Vampir, würde man ohnehin bis zum bitteren Ende kämpfen müssen. Er klopfte an der Tür.
    Als niemand antwortete, klopfte er erneut, dieses Mal stärker. Schließlich öffnete sich die Tür. Hinter einer beinahe völlig schwarzen Fliegengittertür schaute ein Gesicht hervor. Gus konnte außer den schmalen, verschlagen aussehenden Augen nichts erkennen. Die Atmosphäre des Todes wurde dichter. »Ja?«
    Gus roch seinen Atem: wie faule Eier und vergammeltes Fleisch.
    In ihm brodelte es vor wilder Entschlossenheit und Wut, äußerlich blieb er jedoch völlig ruhig und setzte ein freundliches Lächeln auf. »Ja, hi, tut mir leid, dass ich Sie störe, aber mein Auto ist nicht weit von hier liegen geblieben und ich hab mich gefragt, ob ich wohl Ihr Telefon benutzen dürfte.«
    Nicht besonders originell, aber normalerweise funktionierte es.
    Der Mann - solange Gus nicht eindeutig entschieden hatte, ob er es wirklich mit einem Vampir zu tun hatte, sah er den Mann noch als ganz normales menschliches Wesen an - starrte ihn unangenehm lange an. »Hab kein Telefon«, sagte er. Verdammt!
    »Wirklich nicht? Na ja, könnte ich dann mal bei Ihnen auf die Toilette gehen? Ich bin echt verzweifelt, Mann.«
    Der Geruch nach Blut war beißend; er übertraf beinahe den faulen Atem des Mannes.
    Versuch doch mal zu behaupten, du hättest keine Toilette, du dreckiges Vieh.
    »Hier sind überall Bäume. Benutzen Sie doch einen von denen.«
    Gus wollte sich nicht mit Gewalt Zutritt verschaffen, nicht, wenn er es vermeiden konnte, aber im Moment sah es aus, als lasse der Mann ihm keine Wahl. »Ich will doch nur mal Ihre Toilette benutzen. Im Wald gibt's
    kein Klopapier, und außerdem ist es dunkel. Und dann sind da noch Gott weiß was für Tiere. Komm schon, Kumpel, hilf einem Mann in Nöten. Ich mach auch ganz schnell.«
    »Ein großer Kerl wie du hat Angst vor ein paar kleinen Tierchen?«
    Gus zuckte die Achseln. »Was soll ich sagen? Ich bin ein Stadtkind.«
    Der Mann schaute ihn noch eine Weile durch die Fliegengittertür an, bevor er schließlich sagte: »Okay, du kannst meine Toilette benutzen. Aber mach schnell.«
    Gus stieß seinen aufgestauten Atem aus und lächelte aufrichtig, als sich die Gittertür öffnete. Er trat ein.
    Er bemerkte, dass der Mann sich für einen Moment draußen umschaute, bevor er sie Tür schloss.
    Der Kerl war nervös

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