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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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aber er ermahnte sich, nicht so paranoid zu sein. Man würde ihn nie mit all den Verbrechen in Verbindung bringen, auch nicht mit dem letzten und abscheulichsten. Aber selbst wenn sie ihn fassten, war er gewillt, den Preis dafür zu bezahlen. Er hatte lange mit der Entscheidung gekämpft, sich selbst zu stellen, doch dann entschieden, dass er der Welt als freier Mann am besten diente, indem er das Wort verkündete und den verlorenen Seelen zurück auf den rechten Weg half. Wenn es Gott jedoch für das Beste hielt, ihn durch eine Verhaftung zu bestrafen, dann sollte es so sein. Er erblickte einen leeren Tisch, ging hinüber und setzte sich. Er legte seine Brille auf den Tisch. Als er den Duft von Kaffee und Essen roch, grummelte sein
    Magen, und erst da wurde ihm bewusst, wie hungrig er eigentlich war.
    Am Nebentisch nervte ein Kind seine Mutter. Greg beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Er konnte nicht vermeiden, mitzuhören. »Sie sieht komisch aus, Mum. Was hat sie denn?«
    Die Mutter ermahnte das Kind, still zu sein, und errötete. »Sei nicht so unhöflich, Jay.«
    »Aber sie bewegt sich komisch und sie riecht komisch«, beharrte das Kind. »Ich will nicht, dass sie unser Essen bringt.«
    Die Mutter runzelte die Stirn, sah zu der Kellnerin hinüber, die ganz in der Nähe einen Tisch abwischte, drehte sich dann wieder zu ihrem Sohn um und flüsterte: »Ich schau mal, ob wir eine andere Kellnerin bekommen. Und du bist inzwischen einfach still, okay?« »Sie sieht aus wie ein Zombie.«
    »Jaiden Lewis Hanner!«, schimpfte die Mutter. »Ich will kein einziges Wort mehr von dir hören.«
    Als eine andere Kellnerin vorbeihuschte, die gerade ein paar Teller balancierte, streckte die Mutter einen Arm aus und hielt sie auf. »Entschuldigung, wir möchten bitte bestellen.« »Okay, ich hole nur schnell...« »Nein, wir möchten jetzt bestellen.« Die Kellnerin seufzte, schenkte ihr dann aber ein flüchtiges Lächeln. »Okay, einen Moment bitte.«
    Sie stellte die Teller auf einem leeren Tisch hinter sich ab, drehte sich wieder um und holte ihren Notizblock heraus.
    Greg sah die Kellnerin an, die ohne ihr Wissen vom Tisch des Jungen und seiner Mutter gefeuert worden war. Sie tat ihm leid.
    Obwohl er nachvollziehen konnte, was das Kind meinte. Sie war außergewöhnlich dünn; ihre Uniform hing ihr am Körper, als sei sie zwei Nummern zu groß, obwohl es vermutlich die kleinste Uniform war, die das Restaurant hatte. Ihr Haar war lang und fast völlig grau, aber vereinzelte schwarze Strähnen und sehr verblasstes Blond verliehen ihm einen bizarren mehrfarbigen Touch.
    Sie räumte das Geschirr so langsam und steif wie ein Roboter vom Tisch ab.
    Oder wie ein Zombie.
    Greg fragte sich, wie sie in einem Job hatte überleben können, in dem es auf Flinkheit und hohen Umsatz ankam. Vielleicht war sie die Besitzerin oder die Schwester des Besitzers, oder vielleicht war sie einfach schon so lange hier, dass es dem Manager grausam vorkam, sie zu entlassen.
    Greg dachte an das letzte Mal zurück, als er hier gewesen war. Er konnte sich nicht erinnern, sie gesehen zu haben, doch das musste nichts heißen. Vielleicht hatte sie an dem Tag frei gehabt. Sie sah aus, als könnte sie heute auch einen freien Tag gebrauchen.
    Oder fünf.
    Greg wartete, und schon bald trat sie an seinen Tisch.
    Aus der Nähe sah sie sogar noch älter aus - ihr Gesicht war verlebt und blass und schrecklich vernarbt. Kein Wunder, dass der Junge nicht wollte, dass sie ihn bediente. Sie konnte jedem Kind einen ganzen Monat lang Albträume verschaffen. Und sie roch wirklich. Nicht abstoßend, nicht nach Müll, aber modrig, wie ein alter Buchladen.
    Ihr Gesichtsausdruck störte Greg nicht - er war der Letzte, der andere verurteilte. Außerdem waren in Gottes Augen alle Menschen gleich.
    Greg war sich sicher, dass er diese Frau noch nie zuvor gesehen hatte, aber als er ihr in die Augen schaute, hatte er das Gefühl, einen entfernten Verwandten anzusehen, den er vor vielen Jahren einmal getroffen hatte. Er nahm an, dass es möglich war, dass sie doch hier gearbeitet hatte, als er das letzte Mal hier gewesen war und er sich nur nicht daran erinnerte. Vielleicht war er ihr auch irgendwann in der Vergangenheit auf der Straße begegnet.
    Greg schob diese Gedanken beiseite, als die Kellnerin - Cynthia, wie ihr Namensschild sagte - herunterleierte: »Willkommen bei Conrad's. Was darf ich Ihnen bringen?«
    Greg bestellte Fish & Chips und eine Flasche Orangenlimonade zum

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