Die Mutter
verstanden?«
Greg versuchte, sein amüsiertes Grinsen zu verstecken und nickte.
Als Cynthia zurückkehrte, hatte sie einen kleinen schwarzen Rucksack bei sich und trug eine dünne rote Strickjacke über ihrer rosafarbenen Uniform. »Fertig?«, fragte Greg. Cynthia nickte.
»Du ruhst dich aus, okay?«, sagte der Mann. »Ja, Sir«, erwiderte Cynthia.
Diese Frau hatte irgendetwas Eigenartiges an sich. Sie war nur fünf, vielleicht auch zehn Jahre älter als der Mann und nannte ihn >Sir<.
»Bis dann«, sagte Greg zu dem Mann, und dann ging er mit Cynthia hinaus.
Draußen auf dem Parkplatz wehte inzwischen ein kräftiger Wind, und der Himmel war kohlrabenschwarz. Wenn Greg es nicht besser gewusst hätte, hätte er geschworen, es würde bald regnen.
»Ich kann Sie auch nach Hause fahren, wenn Sie wollen. Das ginge schneller.«
»Hören Sie«, sagte Cynthia und drehte sich zu ihm um, während ihre Strickjacke im Wind flatterte. »Sie müssen mich nicht nach Hause begleiten. Solange die denken, Sie hätten es getan, ist alles in Ordnung.«
Im fahlen Zwielicht spürte Greg erneut das unbestimmte Gefühl der Vertrautheit. Irgendetwas in ihren Augen rief unerfreuliche Erinnerungen hervor - böse Dinge aus seiner Vergangenheit, die er hinter sich zu lassen versuchte.
Es war offensichtlich, dass sie seine Hilfe nicht wollte, und eine leise Stimme in seinem Kopf riet ihm, sie einfach gehen zu lassen, aber er konnte sie nicht alleine nach Hause schicken, nicht in dieser Dunkelheit. Er hatte geschworen, Menschen in Not zu helfen, und deshalb entgegnete er mit einem Lächeln, das hoffentlich aufmunternd wirkte: »Ich habe gesagt, dass ich Sie sicher nach Hause bringe, und das werde ich auch tun. Also, bleiben wir jetzt hier stehen und quatschen, oder machen wir uns auf den Weg? Natürlich steht das Angebot mit dem Auto ... Scheiße«, entfuhr es ihm, als er die ersten Regentropfen auf seinem Kopf spürte. »Ist das zu fassen? Ich denke, wir haben Sommer, verdammt noch mal.«
Innerhalb weniger Sekunden verwandelte sich der leichte Schauer in einen heftigen Platzregen.
Greg nahm Cynthia bei der Hand und sagte: »Kommen Sie.«
Sie folgte ihm ohne große Gegenwehr.
Als Greg seine Schlüssel hervorgeangelt hatte, waren sie beide völlig durchnässt. Greg schloss die Beifahrertür seines alten Toyota Cressida auf und Cynthia sprang hinein. Er rannte zur Fahrertür und rettete sich ebenfalls ins Auto.
Sobald sie im Wagen saßen, klang der Regen weniger heftig. Greg schüttelte sich das nasse Haar aus der Stirn und versuchte, fröhlich zu klingen, als er anmerkte: »Verrücktes Wetter.
Bloß gut, dass ich hier war, sonst wären Sie jetzt eine ziemlich durchnässte Kellnerin. Also, wo geht's zu Ihnen nach Hause?«
Er startete den Motor, schaltete die Scheinwerfer an und wartete.
Cynthia sah nass und elend aus und seufzte.
»Was ist denn?«
»Ich hab kein Zuhause.«
Greg runzelte die Stirn. »Wie meinen Sie das?« »Ich wohne in Motels. Ich will nicht, dass irgendjemand im Restaurant das herausfindet, also sagen Sie ihnen bitte nichts ja?«
Greg wandte sich in seinem Sitz, und es lag nicht nur an seinen nassen Klamotten, dass er sich unwohl fühlte. Von Cynthias Wohnverhältnissen zu erfahren, versetzte ihn in jene Zeit zurück, als er auf der Straße geschlafen hatte. Ihre Situation war nicht so ernst wie seine eigene damals, aber die Erinnerungen ließen ihn erschaudern. »Hey, das E-E...Essen ist sowieso scheiße«, sagte er mit zitternder Stimme. »Ich hab nicht vor, da noch mal hinzugehen. Das soll keine Beleidigung sein.« Er sagte ihr die Wahrheit, auch wenn seine Entscheidung, nie wieder ins Conrad's zu gehen, mehr damit zu tun hatte, seine inneren Dämonen zu besänftigen, als mit der Qualität des Essens. »Wohin also dann?«
»In Albury ist ein Lucky Star. Ich schätze, Sie können mich dorthin fahren.« »Gibt´s in Holbrook keine Motels?« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich steige lieber in Albury ab.« »Okay, nächster Halt: Lucky Star.«
Er fühlte sich noch immer unwohl, als er durch den Sommer-regen vom Parkplatz auf den Hume Highway fuhr.
Greg stoppte den Wagen neben dem Büro des Lucky Star und drehte sich zu Cynthia um. »Da sind wir.«
»Danke«, erwiderte sie. »Bis dann.« Sie wollte gerade die Tür öffnen, als Greg sagte: »Hey, nicht so schnell. Ich brauche auch ein Zimmer.«
Cynthia drehte sich wieder zu ihm um. »Was?«
»Ich bin den ganzen Tag rumgefahren. Ich wollte mir sowieso ein
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