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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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skeptisch, und Shaun fand, dass sie jedes Recht dazu hatte. Sie humpelte auf ihn zu.
    Shaun wollte einen Schritt zurücktreten, tat es aber nicht. »Deine Freunde haben mich gerade vergewaltigt und dir tut es leid, dass du mich reingelegt hast?«, fuhr Emma fort. Sie kicherte - ein schwaches, erschöpftes Lachen. »Du hast doch keine Ahnung.«
    »Brauchst du einen Arzt oder so? Ich könnte einen Krankenwagen für dich rufen, sobald wir weg sind.« Shaun wusste nicht, was er sonst sagen sollte.
    »Du weißt, dass deine Freunde mich nicht gehen lassen werden, vor allem nicht Paul. Er ist gefährlich. Ich habe beim Trampen schon viele Menschen wie ihn getroffen. Verängstigt und unsicher, aber gewalttätig. Er wird mich nicht am Leben lassen.«
    »Natürlich wird er das«, erwiderte Shaun. »Er ist vielleicht ein gemeines Arschloch, aber er ist kein Mörder.« Emma starrte ihn an, und sie zitterte noch immer. »Hör zu, ich geh jetzt besser und hol...« »Wie hieß deine Schwester?«
    Shaun runzelte die Stirn. Wieso interessierte sie sich für seine Schwester? Aber er antwortete: »Caroline.«
    »Caroline«, wiederholte Emma, und sprach den Namen absichtlich besonders deutlich aus. »Wie alt war sie, als sie starb?«
    »Sechzehn.« Shauns Herz raste, ihm brach der kalte Schweiß aus. Er wollte raus aus der stinkenden, viel zu grellen Toilette, weit weg von dieser blutigen, geschundenen Frau. Und ganz bestimmt wollte er nicht über seine Schwester reden. Er dachte nicht gerne darüber nach, was mit ihr passiert war. Dadurch kamen zu viele schlechte Gefühle wieder hoch, und sie machten ihm Angst, wenn er ihnen nachgab. Heute Abend, im Auto, hatte er seit langer Zeit zum ersten Mal wieder von ihr gesprochen. »Vermisst du sie?«
    Shaun atmete tief ein. In seinem Kopf konnte er Carolines Lachen hören. Der Klang schmerzte ihn zwar, richtete ihn aber auch auf. Er hatte sich seit dem Unfall nicht mehr an ihr Lachen erinnert, und er musste sehr dagegen ankämpfen, nicht von seinen Gefühlen übermannt zu werden. Er nickte.
    »Ich weiß, wie das ist, Shaun. Der Schmerz, der Verlust Ich kenne das Gefühl der Leere, das du in dir spürst. Du würdest alles tun, um dieses Loch zu füllen, den Schmerz abzutöten. Wir alle tun Dinge, auf die wir nicht stolz sind, um die Leere zu füllen.«
    Shaun sah, wie für einen kurzen Moment der Schmerz in ihren Augen aufflackerte. Es war die erste echte Emotion, die er an ihr bemerkt hatte.
    »Wieso trampst du?«, fragte er. Er war ehrlich neugierig.
    »Ich muss. Es ist das, was ich tue. Menschen wie du und deine Freunde sind unvermeidbar. Das ist Teil meines Lebens. Vor etwa zwei Wochen haben mich fünf Männer gegen meinen Willen in ein Hotel verschleppt - alle Geschäftsmänner, alle verheiratet - und mich vergewaltigt. Hinterher haben sie mir gesagt, ich solle mir nicht die Mühe machen, zur Polizei zu gehen, weil die mir ohnehin nicht glauben würde. Sie sagten, niemand würde den Worten einer dreckigen Anhalterin mehr Glauben schenken als ein paar wichtigen Geschäftsleuten. Wahrscheinlich hatten sie recht, aber das spielte keine Rolle - ich wollte den Bullen sowieso nichts erzählen. Die Bullen sind mir keine Hilfe, Shaun. Sie sind für meine Lebensweise sogar eher hinderlich. Aber was diese Geschäftsmänner nicht wussten, war, dass ich sie genauso benutzt hatte wie sie mich. Genau wie ich dich und deine Freunde benutzt habe.«
    Shaun verstand nicht. Ein Teil von ihm wollte ihr helfen und es verstehen, aber vor allem wollte er einfach weit weg von ihr. Emmas Gesellschaft beschwor einfach zu viele unerwünschte Erinnerungen an Caroline herauf.
    »Ich hol deine Tasche aus dem Wagen. Warte hier.«
    Shaun eilte aus dem Toilettenhäuschen. Er war froh über die kühle Luft und darüber, den widerlichen Blutgestank los zu sein. Er atmete so tief ein, wie er konnte.
    Er ging zum Commodore. Beide Vordertüren standen offen. Paul lümmelte auf dem Fahrersitz, Jimmy hatte es sich auf dem Beifahrersitz gemütlich gemacht. Ethan saß immer noch hinten und schien wieder eingeschlafen zu sein. Als sie Shaun kommen sahen, sprangen Paul und Jimmy mit einem riesigen Clownslachen im Gesicht und einem Bier in der Hand aus dem Wagen. »Na, wie war sie?«, fragte Jimmy.
    »Hast du sie schön hart durchgevögelt?«, wollte Paul wissen. Shaun lächelte. Es fiel ihm schwer. »Ja, es war spitze.« Er ging zum hinteren Teil des Autos. Paul stellte sich neben Shaun vor den Kofferraum. »Ist das alles, was du zu

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