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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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hatte Probleme mit dem Schlucken, und so spülte er den Bissen mit einem Mundvoll Kaffee hinunter. Er nahm seine Serviette, wischte das Öl und den Ananassaft weg, die über sein Kinn tropften, und sah Jane - oder wer immer sie war - dabei zu, wie sie ein Stück von ihrer vegetarischen Pizza abbiss.
    »Ist sie gut?«
    Sie nickte. »Köstlich.«
    Er musste sich zwingen, die Pizzaecke aufzuessen. »Haben Sie der Polizei von dem Typen erzählt, der Sie entführt hat?«
    Jane schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Verwendung für Bullen.«
    »Richtig, das hab ich vergessen.« Trotz der kühlen Luft im Restaurant schwitzte Blake. »Wieso erzählen Sie mir das alles? Wieso sind Sie in meinen Truck gestiegen? Dachten Sie, ich sei der Mörder Ihrer Tochter?«
    »Ich dachte, Sie könnten es sein. Hoffte es. Aber ich habe schnell gemerkt, dass Sie es nicht sind.«
    »Wie?«
    »Ihre Tattoos. Der Mann, den ich suche, hat eins auf seinem linken Arm. Er hat >Stirb, Mutter < tätowiert.
    Blake legte seine Stirn in Falten. »Stirb, Mutter?'
    Jane nickte. »Kennen Sie jemanden mit so einem Tattoo?«
    Blake schüttelte den Kopf und schob die Pizza von sich. Er hatte sie kaum angerührt - ihm war der Appetit vergangen.
    Er brauchte diese Frau und ihre Probleme nicht; er hatte genug mit seinen eigenen zu tun. Es war schrecklich, was mit ihrer Tochter passiert war und wirklich entsetzlich, was ihr selbst zugestoßen war, aber er wurde den Gedanken nicht los, dass sie teilweise selbst dafür verantwortlich war. Es war ihre Entscheidung, nach diesem Mann zu suchen, ihre Entscheidung, dass sie zu Fremden ins Auto stieg. Was wollte sie denn tun, wenn sie ihn irgendwann fand? Was konnte diese dürre kleine Frau schon gegen einen Mörder ausrichten? Und wieso glaubte sie, dass sie ihn überhaupt je finden würde? Wusste sie denn, ob der Mann, den sie suchte, nicht längst tot oder in einen anderen Bundesstaat oder ein anderes Land gezogen war?
    All diese Gedanken schwirrten Blake ihm Kopf herum, und als die Frau sagte: »Blake, ich brauche Ihre Hilfe«, wäre er am liebsten aufgestanden, hätte sich von ihr verabschiedet, ihr viel Glück gewünscht und wäre wieder in seinen Truck gestiegen und davongefahren.
    Stattdessen tat Blake Stewart, was er immer tat: er blieb. Wann immer jemand seine Hilfe brauchte, konnte er demjenigen einfach nicht den Rücken zukehren. »Ich weiß nicht. Kann sich die Polizei nicht darum kümmern?« Jane spitzte ihre dünnen, blutleeren Lippen. »Wenn Sie mir nicht helfen wollen, ist das in Ordnung. Dann verschwinde ich und Sie sehen mich nie wieder. Ich schaffe es auch ohne Sie. Ich dachte nur, Sie könnten mir vielleicht dabei helfen, ein paar Informationen zu beschaffen. Rumfragen. Ich meine, ihr Jungs seid doch so was wie ein Club, oder? Ihr wisst Dinge über einander, die andere Leute nie erfahren.«
    Wut und Beschämung stiegen in Blake auf. Er konnte es nicht glauben - sie wusste Bescheid? Woher kannte sie sein Geheimnis? »Sie denken, wir Schwuchteln kennen uns alle untereinander, so als seien wir alle Mitglieder in einem besonderen Club?« Er kochte innerlich. Jane sah ehrlich schockiert aus. »Sie sind schwul?« »Das haben Sie doch mit >ihr Jungs< gemeint, oder nicht?« »Nein, ich meinte, ihr Trucker seid wie ein Club.« Blake schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Entschuldigung«, sagte er, und kam sich wie ein Trottel vor. Er öffnete seine Augen wieder. »Es ist nur... Ich dachte, Sie machen sich über mich lustig. Ich wollte nicht, dass Sie es erfahren.« »Es ist mir egal.«
    Blake konnte in Janes Augen lesen, dass es sie wirklich nicht interessierte, aber er wollte ihr erzählen, wie schwer es ihm fiel, seine Homosexualität vor seiner Frau geheim zu halten, da er sie aufrichtig liebte und ihr auf keinen Fall wehtun wollte. Er wollte Jane erzählen, dass es ihn jedes Mal innerlich zerriss, wenn er das Gesicht seiner Frau sah und wusste, dass er ein so großes Geheimnis vor ihr verbarg. Dass er nachts wach lag und sich fragte, was er tun sollte. Seiner Frau die Wahrheit sagen und dadurch riskieren, ihre Ehe zu zerstören, oder seine Sexualität
    weiter geheim halten und vor lauter Schuldgefühlen zugrunde gehen?
    Aber er konnte Jane diese Gedanken nicht offenbaren - jedenfalls noch nicht.
    Sally kam an den Tisch und fragte, ob sie vielleicht ein Dessert oder noch etwas zu trinken wollten. Blake bat sie, sie möge bitte nur die Rechnung bringen.
    »Dann werden Sie mir helfen?«, fragte Jane.

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