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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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geheim zu halten ist so schwer, dass ich manchmal glaube, es bringt mich um. Deshalb ist dieser Job so toll. Er ermöglicht mir ein paar Freiheiten.« Er kurbelte sein Fenster herunter, und eine kühle Brise wehte herein. Sein Gesicht glühte heftig - ihm war, als sei all seine Schuld an die Oberfläche geströmt und würde nun vom Wind fortgetragen. »Ich habe das noch nie
    jemandem erzählt, nicht einmal den Männern, mit denen ich zusammen bin. Und wissen Sie was? Ich fühle mich tatsächlich besser.«
    »Manchmal ist es gut, darüber zu reden. Ich muss es wissen, ich rede immer mit mir selbst, wenn ich allein bin. Manchmal spreche ich auch mit Rebecca. Dumm, ich weiß, aber es ist der einzige Weg für mich, damit fertig zu werden. Na ja, das und die Gewissheit, dass ich eines Tages den Mann mit dem Tattoo finden werde.«
    »Woher wissen Sie, dass er dieses Tattoo hat?«
    »Rebecca hat mich von unterwegs aus angerufen. Ich wollte nicht, dass sie nach Sydney fahrt; wir hatten einen heftigen Streit an dem Abend, bevor sie fuhr, weil sie ihren Dad treffen wollte. Als ich am nächsten Morgen runterkam, war alles, was ich fand, eine Nachricht. Darin stand, dass ich mir keine Sorgen machen solle, dass sie nach Sydney trampen und mich noch am selben Tag von unterwegs anrufe wolle, um mir mitzuteilen, dass es ihr gut gehe. Nun, sie hat mich angerufen und mir gesagt, der Mann, der sie mitgenommen hatte, habe ein Tattoo auf dem Arm, die Worte »Stirb, Mutter<. Das ist alles, was sie zu mir sagte, außer, dass ich mir keine Sorgen machen solle und dass sie mich anrufen würde, sobald sie bei ihrem Dad angekommen war. Sie hat nie wieder angerufen, und ein paar Tage später bekam ich Besuch von der Polizei, die mir mitteilte, man habe ihre Leiche am Lake Mokoan gefunden.«
    »Haben Sie der Polizei von dem Tattoo erzählt?«
    Jane zögerte. »Ja.«
    Blake wollte ihr verzweifelt die eine Frage stellen, die ihm auf der Zunge brannte. Er wollte unbedingt wissen, wie ihre Antwort lautete. Es widerstrebte ihm zwar, sie zu fragen, aber schließlich war die Neugier doch zu groß und es brach aus ihm heraus: »Was werden Sie tun, wenn Sie ihn gefunden haben?«
    »Sie können sich nicht vorstellen, wie oft ich darüber schon nachgedacht habe. Ich denke den ganzen Tag daran, oder wenn ich versuche, einzuschlafen. Oft wache ich mitten in der Nacht schreiend mit diesem Gedanken auf. Die Wahrheit ist, ich weiß es nicht«
    »Aber Sie suchen schon seit einem Jahr nach ihm?«
    »Ich wusste doch, dass Sie mich für verrückt halten«, erwiderte Jane.
    »Nein, es ist nur ... ich kann mir nicht vorstellen, für so lange Zeit von zu Hause fort zu sein. Ich werde schon wahnsinnig, wenn es zwei Wochen am Stück sind.«
    »Das hier ist mein Zuhause. Die Motels, die Restaurants, die Rastplätze. Sie sind das einzige Zuhause, das mir noch geblieben ist. Ich könnte nicht mehr in mein altes Leben zurück, selbst wenn ich es wollte. Ich bin schon zu weit weg und habe zu viel von mir selbst zurückgelassen. Dort gibt es nichts mehr für mich, nur die Geister der Vergangenheit.«
    Schauder tanzen Blakes Wirbelsäule hinauf und hinunter: Er kurbelte das Fenster wieder hoch.
    Im Radio sangen Crowded House von privaten Universen.
    Sie fuhren schweigend durch Albury, beide in ihre eigenen Gedanken versunken. Dichter Nebel legte sich über die kalte Nacht. Als sie Albury verlassen hatten und über den schmaleren, gefährlicheren Highway fuhren, war der Nebel so dicht, dass es manchmal unmöglich war, weiter als ein paar Meter zu sehen. Auch das Licht der Scheinwerfer wurde von der weißen Nebelwolke verschluckt.
    Glücklicherweise wusste Blake, wo sich der Rastplatz befand, und als sie schon fast da waren, ging er vom Gas und wartete, bis das Auto hinter ihnen sie überholt hatte, bevor er rechts abbog.
    Neben dem Highway parkte, ganz in der Nähe des Waldgebiets im hinteren Teil des Rastplatzes, bereits ein Sattelschlepper. Blake stellte seinen Wagen daneben, ließ den Motor laufen und die Scheinwerfer an, drehte sich zu Jane um und sagte: »Es dauert nicht lange.«
    Er sprang aus dem Truck, und seine Knie knacksten, als er auf dem Boden landete. Er ging zu Dales Truck hinüber und klopfte an die Fahrertür.
    Dales blasses, sommersprossiges Gesicht erschien im Fenster. Er sah zunächst misstrauisch aus, entspannte sich aber dann und schenkte ihm ein Lächeln.
    Blake machte einen Schritt zurück, als Dale die Tür öffnete und heraussprang. Während die Tür

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