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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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einen Schluck von seinem Kaffee. Er war stark und heiß und schmeckte fantastisch.
    Jane trank einen ausgiebigen Schluck Wasser. Sie atmete tief ein, bevor sie wieder zu sprechen begann: »Ich reise schon fast ein Jahr lang über den Hume. Mein Zuhause sind Motelzimmer,
    Autos, sogar Rastplätze, wenn die Umstände es verlangten. Ich bin schon in so vielen Autos gewesen und habe so viele Leute getroffen, dass mein Verstand ganz taub und meine Erinnerung ganz vernebelt ist. Alles, was ich weiß, ist, dass ich ihn immer noch nicht gefunden habe, auch wenn ich schon ein paarmal glaubte, ich hätte ihn. Ich habe so viele Geschichten über mein Leben erfunden, dass ich gar nicht mehr weiß, was real ist und was nicht. Für mich ist nur real, dass meine Tochter nicht mehr lebt und dass der Mann, der sie umgebracht hat, immer noch irgendwo da draußen ist. Und ich werde ihn finden.«
    Vermutlich zum ersten Mal in seinem Leben fehlten Blake die Worte.
    »Sie denken, ich bin verrückt, nicht wahr? Sie glauben, ich hätte das alles nur erfunden.«
    »Nein, ich bin nur ... ein bisschen überrascht, das ist alles. Wie hieß Ihre Tochter?«
    »Rebecca. Ich hatte ein Foto von ihr, aber es ist kaputt. Sonst hätte ich Ihnen gezeigt, wie sie ausgesehen hat. Sie wollte nach Sydney trampen, um ihren Vater zu treffen. Sie ist zu irgendeinem Kerl ins Auto gestiegen, der ihr gesagt hat, dass er sie die ganze Strecke mitnimmt, aber sie ist nie angekommen. Man hat ihre Leiche in einem Waldstück am Lake Mokoan gefunden.«
    »Und Sie denken, der Typ, der sie mitgenommen hat, ist dafür verantwortlich?«
    »Natürlich.«
    »Hat die Polizei denn keine Anhaltspunkte? Keine Verdächtigen?«
    »Seit wann tut die Polizei denn irgendetwas, um den Unschuldigen zu helfen?«, fragte sie bitter.
    »Und jetzt versuchen Sie selbst, den Mann zu finden?«
    Jane nickte.
    »Ist das nicht gefährlich? Ich meine, da draußen laufen doch jede Menge Wahnsinnige rum.«
    Jane lachte. Es war ein lautes, barsches Lachen, das von einigen der anderen Gäste mit mürrischen Blicken quittiert wurde. »Ich habe die letzten paar Monate im Krankenhaus verbracht, um mich von einem dieser Wahnsinnigen zu erholen. Ich habe ihnen erzählt, mein Name sei Caroline, und dass ich in Melbourne lebe, dass ich keine Familie habe und mein Ausweis gestohlen wurde, als man mich verschleppt hat. Ich bin abgehauen, bevor sie an meiner Geschichte zu zweifeln begannen oder in der Lage gewesen wären, mich wirklich zu identifizieren. Der Mann, der mich ins Krankenhaus gebracht hat, dachte, er hätte mich getötet. Er hat mich gefesselt in seinem Haus gefangen gehalten, in einer Grube im Keller, und hat mir Elektroschocks verpasst, mich hungern lassen und mich schließlich so lange stranguliert, bis er dachte, ich sei tot. Dann hat er mich halbnackt am Straßenrand abgelegt und zum Verrotten zurückgelassen. Glücklicherweise ist jemand vorbeigekommen und hat mich gefunden. Als der Notarzt kam, schaffte er es, mich weiter am Leben zu halten - angeblich war ich dem Tod schon sehr nahe, zumindest hat man mir das erzählt. Das Letzte, woran ich mich erinnere, bevor ich ins Krankenhaus eingeliefert wurde, ist sein entstellter Körper. Es dauerte zwei Monate, bis ich mich so weit erholt hatte, dass ich wieder halbwegs funktionierte; zwei Monate, in denen ich nur im Bett lag, mir beschissene Seifenopern ansah, widerliches Essen zu mir nahm und ganz genau wusste, dass der Mann, der Rebecca getötet hat, noch immer dort draußen ist. Aber ich war zu schwach, um nach ihm zu suchen, und all das nur, weil ich zu irgendeinem Irren ins Auto gestiegen war, weil ich hoffte, er sei derjenige. Aber wissen Sie, worüber ich am wütendsten war? Dass er nicht derjenige war. Ich war mir so sicher gewesen, endlich den Mann gefunden zu haben, der für den Mord an meiner Tochter verantwortlich war, aber dann musste ich feststellen, dass er nur irgendein weiteres krankes Arschloch war. Das tat mir mehr weh als all die Qualen, die er mir bereitet hatte. Und deshalb geht die Suche weiter. Mein Leben - wenn man es so nennen kann - geht weiter.«
    Die Pizzas waren noch immer nicht da, als Jane zu Ende gesprochen hatte. Blake war dankbar dafür - er brauchte noch Zeit, um zu verdauen, was er eben gehört hatte. Das Essen kam kurz darauf, aber obwohl die Pizza wunderbar aussah - dick und saftig, mit Schinken, Ananas und Käse - war er plötzlich gar nicht mehr so hungrig. Trotzdem nahm er sich ein Stück und biss ab. Er

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