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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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Tramper mit der...« Er wollte schon sagen »Narbe im Gesicht«, aber er reagierte noch rechtzeitig. »Kamera«, beendete er den Satz. »Aber die meisten Tramper, die ich sehe, tun mir leid, und wie Sie schon sagten, ich hab gern Gesellschaft. Dann muss ich nicht mit mir selbst sprechen, das kann nämlich ganz schnell langweilig werden. Fahren Sie oft per Anhalter?« »Manchmal.«
    »Schon oft bei Truckern mitgefahren?« »Öfter, als mir vielleicht lieb sein kann. Das ist nicht persönlich gemeint.«
    Blake lachte. »Kein Problem. Ich weiß, dass manche Trucker ein wenig ... ungehobelt sein können. Ich hoffe, Sie sind noch nie bei einem von denen mitgefahren.«
    Janes Schweigen sagte ihm mehr, als ihr vermutlich klar war. Aber vielleicht war das ja auch ihre Absicht. Manche Dinge waren einfach zu schwer in Worte zu fassen.
    »Nun, es dürfte Sie freuen, zu erfahren, dass ich so zahm bin wie ein Kätzchen«, versicherte Blake. »Ich bin so nett, dass mir die ganzen Insekten leidtun, die auf meiner Windschutzscheibe zermatscht werden. Und, wie bemitleidenswert finden Sie das?«
    Jane lächelte, aber es war ein seltsames Lächeln. Es sah aus -und Blake fand es merkwürdig, dass ihm dieser Gedanke überhaupt kam - wie das Lächeln einer Puppe: falsch und aufgemalt. Hinter ihrem Lächeln schien keinerlei Gefühl zu liegen. Das beunruhigte Blake - und er ließ sich normalerweise nicht so schnell beunruhigen.
    »Nun, Sie sehen ganz bestimmt nicht wie ein Kätzchen aus«, sagte Jane, und ihr Lächeln verblasste.
    Blake wusste, dass sie auf seinen massigen Körper anspielte. Er hatte einen dicken Hals, sein Gesicht war fleischig, aber nicht schwabbelig, und seine tief liegenden Augen sahen aus wie geröstete Mandeln. Dann waren da noch seine raue Stimme, gegen die Sly Stallones absolut lächerlich war, die zahlreichen Tattoos, die seine muskulösen Unterarme zierten, und die alte blaue Mütze, die mittlerweile ebenso ein Teil von Blakes Körper war wie seine Arme oder Beine. Er sah aus wie ein Kerl, wegen dem man die Straßenseite wechselte - eben ein Typ, der einen bestenfalls ausrauben und schlimmstenfalls vergewaltigen und umbringen würde.
    »Das Aussehen kann trügerisch sein«, sagte er, und dabei fragte er sich, ob sie die Anspielungen auf ihre eigenen äußerlichen Widersprüche verstand.
    Er hatte Jane eben erst getroffen, und trotzdem hatte er schon das Gefühl, dass sie ihm etwas vorspielte - und damit war Blake sehr vertraut.
    Zunächst einmal: wo war ihr Koffer? Sicher brauchte sie mehr als nur einen Rucksack, wenn sie zu Besuch zu ihrer Schwester fuhr. Außerdem passten ihre schlanke Figur und ihre sanfte Stimme überhaupt nicht zu ihren dunklen, beinahe leblosen Augen, die Blake an die eines Hais erinnerten. Und obwohl sie aussah wie ein Junkie, der in der letzten Woche nicht mehr als fünf Stunden geschlafen hatte, zeigte sie keines der typischen Merkmale eines Drogensüchtigen. (Es würde sich noch zeigen, ob sie ihm als Bezahlung fürs Mitnehmen Sex anbot. Nicht, dass er Interesse an so einem Angebot gehabt hätte, aber nach all den Jahren, in denen er nun schon Anhalter mitnahm, konnte er unmöglich noch nachvollziehen, wie oft ihm Sex versprochen worden war, wenn er die entsprechende Person hier- oder dorthin fuhr.)
    Dieser alte Song von Kris Kristofferson traf Jane eigentlich ziemlich gut - sie war definitiv ein wandelnder Widerspruch -und sie hatte etwas Unechtes und zutiefst Bekümmertes an sich, das Blake sowohl interessierte als auch beunruhigte. Vielleicht identifizierte er sich deshalb mit ihr, weil er spürte, dass sie ihr wahres Ich verbarg. Was immer es auch war, dass ihn zu der Überzeugung brachte, dass sie ihm etwas vormachte, er schob es für den Moment beiseite. Sein Magen fühlte sich allmählich hohl an, und sein trockener Mund brauchte dringend etwas zu trinken. Er schaute auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass es schon fest sechs war. »Ich weiß ja nicht, wie's Ihnen geht, aber ich krieg langsam Hunger«, sagte er. »Macht es Ihnen was aus, wenn wir was essen gehen?« »Überhaupt nicht. Ich hab's nicht eilig.« Blake ließ die Bemerkung auf sich beruhen, auch wenn es seltsam war, dass sie das sagte, wo sie doch auf dem Weg zu ihrer Schwester war. »Also gut. Wir sind nicht mehr weit von Albury weg. Wir könnten dort rausfahren und bei KFC oder McDonald's was essen. Oder Pizza oder chinesisch, wenn Ihnen das lieber ist.« »Wie wär"s mit Pizza?«
    Blake sah zu Jane hinüber. Sie

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