Die Mutter
cleveres Kerlchen. Er schuldet mir Geld.«
Mick nickte. »Na, keine Sorge, ich w-w...werde ihm nichts sagen. Ich mag den Typ sowieso nicht, deshalb ist es mir e-e...egal, wieso du ihn treffen willst. Aber ich hatte noch kein F-F...Frühstück, und mit vollem Magen lüge ich normalerweise besser.«
Blake verdrehte die Augen. Das hätte er kommen sehen müssen. »Wie viel?«
»Hundert sollten reichen.«
»Das nenn ich ein Frühstück. Hast du vor, das ganze Restaurant leer zu essen? Fünfzig, und wir sind quitt.«
»Siebzig, und ich blas dir noch g-g...gratis einen.«
»Sechzig, und du kannst deine Zunge drinlassen.« Obwohl das Angebot wirklich verlockend war.
»Abgemacht«, sagte Mick und streckte seine Hand aus.
Blake war sich nicht sicher, ob er wollte, dass Mick zur Besiegelung ihres Vertrags einschlug oder ob er das Geld kassieren wollte. Blake nahm an, dass es das Geld war, also angelte er nach seiner Brieftasche und knallte drei Zwanziger in Micks Hand.
»Bitteschön. Gib nicht alles auf einmal aus.«
»Bestimmt nicht.« Mick steckte das Geld ein und sprang aus dem Truck.
Als Blakes Füße den Boden berührten, war der Kleine schon im Café verschwunden. Jane stand schon im nächsten Moment neben Blake, mit hochrotem Kopf und weit aufgerissenen Augen.
»Und?«
Zärtlich umfasste Blake ihre beiden Hände. »Meine liebe Jane, wir haben deinen Mann gefunden.«
»Sie müssen heute Nacht nicht mitkommen.«
Es war das Erste, was Jane seit über einer Stunde gesagt hatte, seit Blake ihr erzählt hatte, dass sie den Mann mit dem Tattoo gefunden hatten.
Sie saßen im Gras am Albury-Ufer des Murray River; da sie nichts Besseres wussten, wo sie hätten hingehen können, um sich die zwölf Stunden bis zu dem Treffen zu vertreiben.
»Sie haben Ihren Teil getan«, fuhr sie fort »Sie haben ihn gefunden und das Treffen arrangiert. Sie müssen nicht bei dem mitmachen, was heute Nacht passiert, was immer das auch sein wird. Sie haben selbst wichtige Dinge zu erledigen und jemanden, der auf Sie wartet.«
»Ich kann Sie nicht allein da hingehen lassen. Das ist zu gefährlich
»Glauben Sie immer noch, Sie müssten mich beschützen? Ich habe über ein Jahr allein hier auf der Straße überlebt, und Sie denken, ich brauchte Schutz? .Ich bin dankbar für all Ihre Hilfe und schätze Ihre Freundschaft sehr, aber was Ihre Pflichterfüllung angeht, ist Ihr Teil getan.«
»Wollen Sie nicht, dass ich mitkomme?«
»Nein, will ich nicht«, sagte Jane bestimmt. »Aber ich kann Sie auch nicht davon abhalten.«
Blake hob seine Mütze hoch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich will dabei sein. Zu Hölle, ich bin schon so weit mit Ihnen gekommen, und außerdem brauchen Sie ja eine Mitfahrgelegenheit zurück nach Melbourne.«
Jane zog eine Augenbraue hoch. »Wer sagt, dass ich nach Melbourne zurückgehe?«
»Wo wollen Sie denn sonst hin, wenn das alles vorbei ist?«
Jane sah auf den Fluss hinaus. Sie ließ ihre Antwort vom kalten Wind forttragen. »Dann haben Sie sich also entschieden?«
»Was soll ich sagen? Ich steh auf Jungfrauen in Not.«
»Ich wollte Ihnen nur die Chance geben, auszusteigen, bevor es übel wird. Ich will nicht, dass Sie meinetwegen in irgendetwas reingezogen werden, das Sie später bereuen könnten.«
»Zu spät«
Beinahe brach ein Lächeln durch Janes ernste Fassade. »Es gibt einen Ort, den ich Ihnen gern zeigen würde. Ich finde, Sie haben es verdient, ihn zu sehen.« Jane hielt inne. »Es ist der Ort an dem Rebeccas Leiche gefunden wurde.«
Blake war sprachlos. Ihm fiel nichts Bedeutsames ein, was er hätte sagen können.
»Nur, wenn Sie wollen. Wenn Sie denken, es sei irgendwie seltsam oder morbide, dann sagen Sie es einfach. Ich verstehe das.«
Blake streckte eine Hand aus und legte sie auf ihre rechte Schulter. »Es wäre mir eine Ehre«, sagte er.
Sie fuhren fast zwei Stunden durch dichte Nebelschwaden, bis sie den Lake Mokoan erreichten. Die Stille zwischen ihnen war überhaupt nicht unangenehm; die ungezwungene Nähe zwischen ihnen glich mittlerweile der zwischen zwei alten Freunden. Blake war noch nie am Lake Mokoan gewesen und hatte auch noch nie davon gehört, bevor Jane ihn erwähnt hatte. Als er in Betsys warmem Führerhaus saß, stellte er sich einen kleinen See vor, der von herrlich grünem Weideland umgeben war, das hier und da von einem kleinen Wäldchen durchbrochen wurde.
Wie sehr er sich doch irrte.
Auf der Fahrt über die schmale Landstraße, die zum See
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