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Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Titel: Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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Gedächtnis gebrannt hatten. Die ihm in all den Jahren unter dem dunklen Wüstenhimmel Gesellschaft geleistet hatten, während er das Reich nach diesem Mann hier absuchte und nach dem Anhänger, der immer noch dort hing, genau wie früher um Abdis Hals.
    Schenk mir dies eine, o Herr … schenk mir dies eine. Lass mich das Gesicht meines Feindes wiedersehen. Lass ihn mich töten für das, was er getan hat. Lass mich dies tun, bevor mein Leben auf Erden zu Ende ist. Lass mich dies tun, was auch immer mich jenseits der Kluft des Todes erwartet. Es spielt keine Rolle, wie viel Zeit es kostet oder wie meine Strafe lautet.
    Gott hatte ihn zu Balthasar geführt, wie Maria es vorhergesagt hatte. Bloß hatte er ihn nicht hierhergeführt, auf dass er getötet werden würde. Gott hatte den Zenturio gebracht, um Balthasar zu verhöhnen. Um ihn weiter zu bestrafen für all die schrecklichen Dinge, die er in seinem Leben getan hatte. Für all die Chancen und Schätze, die er gestohlen hatte.
    Und ich habe es verdient, verhöhnt zu werden.
    Der Admiral hingegen hatte keine Ahnung, wer das schmutzige, blutige Tier war, das da vor ihm hing. Es sah syrisch aus. Wie eine der kleinen Straßenratten in Antiochia. Der diebische kleine Abschaum, den ich zu ertragen hatte. Ich kann den Gestank immer noch riechen. Die Art, wie diese bestimmte Ratte ihn ansah, gefiel ihm nicht. Als wisse er etwas, das ich nicht weiß. Als würde er mich umbringen wollen. Und warum wandert sein Blick so oft zu meinem Anhänger?
    Wahrscheinlich wäre es dem Admiral ein Rätsel geblieben, hätte Balthasar sich nicht vor Wut auf die Lippe gebissen. Er biss so fest zu, dass ihm etwas Blut aus dem Mundwinkel sickerte. Und da sah der Admiral sie. Die kleine Narbe auf Balthasars rechter Wange. Diese charakteristische kleine Narbe in Form eines ›X‹.
    Die Narbe, die ich ihm verpasst habe …
    » SIEG !«, rief Herodes, den Magier neben sich.
    Es war bei Weitem nicht das passendste Wort, doch es war das Erste, das ihm entfuhr. Er blickte auf das Baby, das auf dem Tisch lag, nackt und nach seiner Mutter schreiend, mitten in einem überfüllten Thronsaal. Man hatte die Flüchtlinge gefangen, als sie draußen im Regen herumschlichen. Es war zu schön, um wahr zu sein. Herodes hatte damit gerechnet, bei dieser großen Verfolgungsjagd einen letzten Rückschlag hinnehmen zu müssen. Ein letztes Hindernis von dem sich einmischenden hebräischen Gott. Stattdessen war der kleine Bote des hebräischen Gottes – dieser sogenannte Messias – direkt vor seine Hintertür spaziert und hatte sich selbst ausgeliefert.
    »Sieg dem Volk Judäas! Sieg Rom und dem Kaiser!«
    Pilatus sah zu, wie der jämmerliche alte König feierte, sah Mutter und Vater des Neugeborenen in Ketten, in Tränen – von römischen Wachen in der Nähe des Eingangs zum Thronsaal gehalten. Bei ihnen war eine weitere Frau, ebenfalls gefesselt. Wahrscheinlich dieselbe, die ihnen in Be’er Scheva Unterschlupf gewährt hat. Allem Anschein nach hatte man sie halb tot geprügelt. Seine Wachen hatten ganze Arbeit geleistet und wurden von den Leibärzten des Königs behandelt. Zwei würden es überleben, hatte er sich sagen lassen, einer hingegen – derjenige, der niedergestochen worden war – würde wahrscheinlich an einer Infektion sterben. Wenigstens wird er als Held sterben.
    Herodes griff hinab und ließ seine Finger unter den Rücken des Babys gleiten. Meine Finger … nicht mehr von Blasen übersät. Nicht mehr krumm und voller Schmerzen. Er hob das Kind hoch und hielt es in die Höhe, damit alle es sehen konnten. Hielt es, wie ein Tempelpriester ein Opfer gen Himmel hält.
    Und ich werde ihn opfern, dachte er. Ich werde einen Gott opfern … seine Schreie hören.
    Er wollte, dass der hebräische Gott das alles deutlich sah. Wenn dieses Baby auserkoren war, die Königreiche der Welt umzustürzen – wenn es wahrhaftig, wie die Juden sagten, der »Sohn Gottes« war –, was war dann erst der König, der ihn in Händen hielt? Er ging durch den Raum und stellte das Kind vor den versammelten Kurtisanen und Offizieren zur Schau.
    Ja, ein Mensch konnte größer als ein Gott sein. Hier war der Beweis. Hier war ein König, der einen Gott in Händen hielt. Meine Hände … die sich zum ersten Mal seit Jahren schmerzfrei bewegen lassen. Er reichte das Kind einer römischen Wache.
    »Bring ihn in den Kerker, und warte auf uns … ich will es selbst tun.«
    Diese Worte entlockten Maria und Josef gequältes

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