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Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Titel: Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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pochende Schmerzen von Balthasars Wundnähten in seinen ganzen Körper aus. Und jetzt auch noch Babygeschrei in seinem gepeinigten Kopf.
    »Wir müssen anhalten«, sagte Maria.
    »Geht nicht«, sagte Balthasar.
    »Aber er hat Hunger.«
    »Wir haben alle Hunger.«
    »Ich muss ihn stillen.«
    »Dann still ihn beim Reiten. Ich schaue nicht hin.«
    »Das kann ich nicht. Nicht wenn das Kamel so schaukelt.«
    »Dann wird er wohl verhungern.«
    Wie konnte er das so nüchtern sagen?
    »Du willst einem hungrigen Baby seine Muttermilch verwehren?«, fragte sie.
    »Nein, ich will den Männern des Herodes die Chance verwehren, uns zu erwischen. Wir stoßen auf Nahrung oder Wasser? Dann halten wir an. Du bist hier die Frau – also lass dir was einfallen.«
    »Aber …«
    »Sieh mal, von mir aus kannst du gern absteigen und ihn stillen, aber ich werde währenddessen nicht auf dich warten.«
    Maria erwog, sich an Caspar oder Melchyor zu wenden, doch es war sinnlos. Sie würden ihr bloß das Gleiche sagen. Ihr kam in den Sinn, ihrem Mann vorne zuzurufen, er möge ihr doch bitte helfen, Balthasar dazu zu überreden anzuhalten. Doch sie wusste, dass Josefs Worte auf taube Ohren stoßen würden. Ihr stiegen Tränen in die Augen, und sie hasste sich dafür. Wer waren diese Männer, denen sie ihre Leben anvertraut hatten? Das Leben ihres Kindes? Doch ihr Ärger schlug in Angst um, als sie merkte, dass das Baby nicht mehr schrie.
    Vielleicht ist er zu erschöpft, um zu schreien. Zu ausgetrocknet. Zu hungrig und schwach. Vielleicht ist das der Anfang vom Ende. Vielleicht habe ich keine Ahnung, was ich tue. Vielleicht hätten wir Emmaus niemals verlassen sollen. Vielleicht ist das alles ein …
    »Seht!«
    Die Stimme kam von vorne. Caspar hatte sein Kamel zum Stehen gebracht und deutete auf etwas am Boden. Etwas im Sand, das in der Sonne glitzerte. Es war ein Bach – ein winziges Rinnsal Leben, das durch die Wüste tröpfelte, dreißig Zentimeter breit und bloß ein paar Zentimeter tief. Der Bach floss beinahe vollkommen gerade von links nach rechts, so weit das Auge in beide Richtungen reichte.
    Balthasar war schon viele Male durch diesen Teil der Wüste gereist, er konnte sich jedoch an keinen Bach erinnern. Tatsächlich hatte er noch nie ein Gewässer gesehen, das auf diese Weise über den Sand floss: darüber hinweg, ohne von den Körnern aufgesogen zu werden. Er hätte so etwas eigentlich für unmöglich gehalten. Doch hier war der Bach und floss klar und kühl von einem Horizont zum anderen.
    »Was machen wir?«, fragte Caspar.
    Balthasar ließ den seltsamen Anblick noch einen Moment auf sich wirken, dann drehte er sich zu Maria um.
    »Wir halten an.«

Der junge römische Offizier erkannte eine Chance, wenn sie sich ihm bot.
    Es war eine seiner Gaben: dazusitzen und zu beobachten und abzuwarten – andere die tief hängenden Früchte pflücken zu lassen, bis sich einem die richtige, reife Gelegenheit bot. Die Gabe zu wissen, wann man aggressiv vorzugehen hatte. Und zu wissen, wann Aggressivität nicht ausreichte, wann Skrupellosigkeit angesagt war.
    Diese Selbstdisziplin war an sich schon ein Talent. Doch in Verbindung mit nacktem Ehrgeiz wurde etwas Außergewöhnliches daraus, eine Waffe, die diesem Ausnahmeoffizier geholfen hatte, im Heer schneller aufzusteigen als so gut wie jeder andere in der Geschichte Roms. Aufzusteigen zum Unteroffizier, dann zum Hauptmann, bis er im Alter von zweiundzwanzig Jahren zum Kommandanten befördert wurde. Die meisten Rekruten unter seinem Befehl waren älter als er, doch das machte dem Offizier nicht das Geringste aus. Er konnte mit Macht umgehen. Dazu war er geboren.
    Flankiert von zwei Unteroffizieren marschierte er den Gang des kaiserlichen Palastes entlang. Ihre Absätze hallten auf dem Marmorboden wider, sie hielten die Helme an die Hüften gedrückt, an der Seite rasselten ihre Schwerter. In der Hand hielt der junge Offizier den Brief, den ein Reiter überbracht hatte. Ein Brief mit dem Siegel des Königs von Judäa.
    In dem Brief befand sich eine solche saftige Frucht. Der junge Offizier hatte es in dem Moment gewusst, in dem er ihn gelesen hatte. Obst, für das es sich lohnte, Aggressivität an den Tag zu legen. Hier bot sich die Gelegenheit, einen Mann namens »der Geist von Antiochia« zu fassen. Eine regelrechte Plage, die dem römischen Heer im Laufe der letzten zehn Jahre einige Kopfschmerzen bereitet hatte. Wichtiger noch: Hier bot sich die Gelegenheit, seinen geliebten Kaiser

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