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Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Titel: Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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Fußsoldaten würde in den Seitenstraßen der Straße der Palmen Stellung beziehen, allerdings nur zum Angriff übergehen, wenn etwas schiefging. Seine Opfer sollten in dem Glauben, etliche Tage Vorsprung vor ihren Verfolgern zu haben, nach Hebron einreiten.
    In dem Glauben, in Sicherheit zu sein.
    Pilatus hatte Ausschau gehalten, während sich seine Spione unter die Menschenmassen mischten und seine Männer auf den Dächern hockten. Er hatte all jene beobachtet, die von Norden nach Hebron geritten kamen, bis er endlich drei erschöpfte Kamele auf dem Weg durch das Nordtor entdeckt hatte, drei Schwertkämpfer, ein Paar mit seinem Kind auf dem Rücken. Er sah zu, wie der Geist von Antiochia und seine Gefährten sich trennten, der Geist und die anderen Diebe zum Basar, und das Paar mit dem Kind zur Höhle von Machpela gingen. Zwar kam es unerwartet, dass sie sich aufteilten, aber auch damit konnte er umgehen. Das Unerwartete war Pilatus’ Metier. Er hielt Ausschau von einem Fenster im ersten Stock, das auf die Straße der Palmen hinausging … in dem Wissen, dass er und das Schicksal einander bald finden würden, so oder so.
    Josef hatte seine Aufwartung gemacht und den Massen getrotzt, um eine Hand an das Monument zu legen, das die Höhle von Machpela verdeckte. Er hatte gerade einmal lange genug innegehalten, um ein stilles Gebet für die Toten zu sprechen, während Maria in der Nähe mit dem Baby wartete. Sobald sein Gebet beendet war, hatte er sie an der Hand genommen und den Weg zurückgeführt, den sie gekommen waren.
    Alles in allem war es nicht das Erlebnis, das er sich erhofft hatte. Der Platz war zu überfüllt. Das Monument zu unspektakulär. Und als Josef sich endlich dicht genug herangekämpft hatte, um den Stein mit der Handfläche zu berühren und Gott seine Gedanken zu senden, hatte er sich gehetzt gefühlt. Unfähig, sich zu konzentrieren. Nicht wegen des Lärms der anderen Pilger oder der Sorgen der letzten Tage. Es war etwas anderes. Selbst jetzt noch, während sie sich einen Weg durch die Massen bahnten, spürte Josef die Gegenwart von etwas Bösem außerhalb der Mauern seines Geistes, und er wusste nicht, weshalb.
    Maria und er kämpften gegen den Strom aus Leibern, bis sie die Straße der Palmen erreichten, gingen in der Mitte in südlicher Richtung auf die Stelle zu, wo sie die Kamele festgebunden hatten. Sie würden mühelos rechtzeitig das Südtor erreichen, um sich mit den anderen zu treffen.
    Und dann erblickte Josef ein Wunder … und sein Herz quoll über.
    Die Palmen, die die Straße säumten, verneigten die Köpfe. Verbeugten sich ehrfurchtsvoll, als Maria und Josef an ihnen vorübergingen. Ist es möglich? Verbeugen sie sich vor uns ? Josef drehte sich zu Maria, weil er sich fragte, ob sie es ebenfalls sah – doch ihr Blick war unverwandt nach unten auf das Kind gerichtet. Das Kind , dachte Josef. Sie verbeugen sich vor dem Kind! Bevor er ganz fassen konnte, was er da sah, enthüllte sich seinem Geist unvermittelt eine Passage aus der Heiligen Schrift. Eine Prophezeiung vom Kommen des Messias:
    Trompetenstöße von Engeln sollen sein Kommen verkünden. Sein Name wird von den Berggipfeln gepriesen werden, und Himmel und Erde werden sich vor ihm verneigen …
    Und so war es auch. Die Prophezeiung hatte sich erfüllt. Hier war die Natur, die sich vor einem Säugling verneigte. Hier war die Bestätigung von allem, woran er glaubte, und eine vollständige Zerstörung der Heere des Zweifels, die seinen Geist belagerten. Die Visionen, die Rettung vor den Männern des Herodes, der Bach in der Wüste und jetzt das hier? Bäume, die die Köpfe neigten? Nein, es gab keinen Zweifel! Sein Sohn war tatsächlich der Messias! Gott sei gepriesen!
    Und dann flogen die Pfeile.
    Sie kamen aus den Gipfeln der sich neigenden Palmen. Fielen vom Himmel hernieder – so zahlreich, so dicht, dass ihre schwarzen Schäfte wie Insektenschwärme wirkten. Insekten, die sie erblickt hatten, ihn und Maria und das Baby, und zum Angriff übergegangen waren. Und in den Sekunden, in denen diese Pfeile in der Luft hingen, huschte Josefs Blick zurück zu ihrem Ursprung. Erst da sah er, weshalb die Palmen sich wirklich verbeugten. Nicht in Ehrfurcht vor ihrem neugeborenen König, sondern weil sie voller Bogenschützen waren, Attentätern, die auf die Bäume gestiegen waren und dort warteten.
    Ein Hinterhalt.
    Josef blieb bei dem Anblick staunend stehen. Maria befand sich immer noch in seliger Unwissenheit.
    Das kann nicht

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