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Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Titel: Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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einen Moment auf sich wirken. Im besetzten Judäa gab es ein ungeschriebenes Gesetz: »Gegen die Römer zu kämpfen ruft nur noch mehr Römer herbei.« Es war das Beste, sie gewähren zu lassen und dann weiterzusehen. Doch das hier ging zu weit. Die Männer stürzten sich in das Chaos auf der Straße, fest entschlossen, ihren Brüdern und Schwestern zu helfen, die Angreifer zurückzuschlagen. Sie hoben Steine auf und warfen damit auf die Bogenschützen in den Baumkronen, bewarfen und schlugen die Soldaten, die sich tiefer in das Getümmel vorarbeiteten.
    Balthasar kämpfte sich einen Weg frei, Maria im Schlepptau, da brach ein einzelner Soldat durch den Tumult und kam mit hoch erhobenem Schwert auf sie zugestürmt. Balthasar holte aus und traf den Soldaten mit einem Klirren seitlich am Helm, was den Mann so lange lähmte, dass Balthasar nochmals ausholen konnte. Der zweite Hieb erwischte den Soldaten am Kiefer und hinterließ einen klaffenden, blutigen Schnitt mitten auf dessen rechter Wange, so tief, dass ihm auch ein Stück Zunge abgeschnitten wurde. Die daraus resultierende Blutfontäne spritzte Maria ins Gesicht. Sie keuchte auf, widerstand jedoch dem Verlangen, die Hände zu heben und sich das Blut abzuwischen. Sie hielt einfach nur das Baby umklammert, während ihr die roten Tropfen die Wangen hinabliefen. Balthasar drehte sich um und erhaschte einen Blick auf ihr entsetztes Gesicht, gerade lange genug, dass ihn der Gedanke durchzuckte:
    Tränen aus Blut.
    Sobald der erste Soldat gefallen war, erschienen zwei weitere, Seite an Seite. Beide konnte Balthasar nicht abwehren, nicht solange er eine Hand auf dem Rücken hatte und Maria hinter sich herzog. Er würde nicht in der Lage sein, die Klingen beider Männer abzublocken. Balthasar sah genau vor sich, wie das Ganze ablaufen würde: Er würde sein Schwert heben und die Klinge des ersten Soldaten abwehren. Dann, während er die Waffe dort in der Luft hielt, würde der zweite Soldat ihm die seine durch den Magen rammen. Es sei denn, es geschähe ein Wunder, und sie holten beide gleichzeitig aus.
    Doch es geschah kein Wunder. Der erste Soldat hob sein Schwert und ließ es auf Balthasars Kopf niedersausen. Balthasar hob natürlich das eigene Schwert, um den Hieb abzuwehren, obwohl er wusste, dass er sich damit eine Blöße gab. Ihre Klingen stießen mit einem Klirren in der Luft zusammen, und Balthasar hielt sein Schwert mit aller Kraft hoch, fest damit rechnend, dass der andere Soldat ihn jeden Moment aufspießen würde. Doch der zweite Angriff blieb aus. Erst als Balthasar zu Boden blickte, wurde ihm der Grund klar: Der zweite Soldat war zu sehr damit beschäftigt, sich den eigenen Bauch zu halten und vergeblich zu versuchen, das daraus hervorströmende Blut aufzufangen.
    Caspar hatte ihn von der Seite angegriffen.
    Da nun ein Soldat blutete und der andere verwirrt war, griff Caspar erneut an, stach Balthasars Soldat in die Leibesmitte und trat zusammen mit seinen Reisegefährten die Flucht nach vorn an. Balthasar fragte sich, weshalb Caspar so lange gebraucht hatte, warum er nicht mit ihnen mitgelaufen war, als der Pfeilhagel eingesetzt hatte. Doch diese Fragen konnten warten. Jetzt kämpften sie sich erst einmal durch das sie umgebende Chaos: Die Straße der Palmen war ein Durcheinander aus Soldaten, wütenden Männern und panischen Frauen. Balthasar und Melchyor stürmten voraus, Josef und Caspar bildeten die Nachhut. Sie alle beschützten Maria und das Baby in der Mitte.
    Die Kamele.
    »Die Kamele!«, brüllte Balthasar den anderen zu.
    Er wusste, dass es ihre einzige Chance war: sich bis zu den Kamelen durchzukämpfen und in die Wüste zu reiten. Doch selbst wenn es ihnen gelingen sollte, die Tiere zu erreichen, würde der Plan beinahe sicher misslingen. Er hatte gesehen, wie viele Römer jenseits dieser Mauern warteten. Er hatte ihre Pferde gesehen. Trotzdem: Ziemlich aussichtslos war immer noch besser als komplett aussichtslos.
    Maria sah zur Seite, während Balthasar sie mit sich zog. Sie erhaschte einen Blick auf einen jungen Vater – in Josefs Alter –, der mit einem römischen Soldaten kämpfte, ihn mit beiden Händen an den Seiten des Helmes packte und versuchte, ihn zu Boden zu ziehen. Sie sah die junge Mutter – in meinem Alter – hinter ihm kauern und zwei kleine Kinder mit ihrem Körper abschirmen. Entsetzt beobachtete Maria, wie der Soldat das Schwert auf den Unterarm des Mannes niedersausen ließ und die Klinge hineinschlug, sodass der

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