Die Nachhut
noch - nicht zu fassen! JOSEF: Bitte, Sie müssen ihn entschuldigen. Wir haben einen anstrengenden Marsch hinter uns und ... Wo waren wir stehen geblieben? Ach so: Dieser Unsinn von wegen Kapitulation. Wir haben schon dem Pfarrer erklärt, dass wir uns solcherlei Geschwätz verbitten. Das können nur Propaganda-Lügen sein!
Wie Sie meinen. Sie müssen mich auch entschuldigen: Ich bin nur Kameramann, Chronist sozusagen , eigentlich nicht mal das ... Egal , andere Frage: Wie sind Sie zur Waffen-SS gekommen?
FRITZ: Das kann ich Ihnen ganz genau sagen. Im Dezember war ich mit meiner Schulklasse in einem HJ-Lager bei Prag ...
Dezember welchen Jahres - 1944?
FRITZ: 44, ja, sicher. Das Reich war zu dem Zeitpunkt vor allem im Osten bedroht, und wir hatten Glück: Ganz in der Nähe wurden gerade SS-Verbände neu aufgestellt und ... Entschuldigung - aber was meinen Sie mit Glück?
JOSEF: Na hören Sie mal! Nur die Besten, die Härtesten ... FRITZ: Mit Glück meine ich, dass die Heeresführung in dieser schwierigen Situation nicht mehr so wählerisch war. Wir wurden fast komplett in die Division Hitlerjugend eingegliedert, aber nicht sofort an der Front verwendet. Über Umwege kam ich dann zur Leibstandarte, schließlich zur Wachmannschaft für DB 10.
Und was heißt das: DB 10?
FRITZ: Ehrlich gesagt, weiß ich das auch nicht. Ich glaube, das ist nur ein Code, oder Josef?
JOSEF: Ein Sonderobjekt der Schutzklasse Eins: Sicher gegen Bomben, Gas - alles, was man sich von oben vorstellen kann ...
Also ein Bunker? Und wo soll der sein ?
FRITZ: Moment! Ich bin jetzt nicht mehr sicher, ob das - ich meine: Das ganze Kommando unterliegt strengster Geheimhaltung. Otto, sollen wir dazu lieber nichts sagen? Otto? OTTO: Ja? Nein. Natürlich nicht. Was sind das überhaupt für Fragen? Wer sind Sie überhaupt!?
Aber Sie haben das Interview eben selbst...
OTTO: Reden Sie keinen Quatsch! Ihr Dienstgrad? Einheit? FRITZ: Otto! Du hast es wirklich gerade selbst erlaubt. OTTO: Tatsächlich? Und wer ist der Kerl?
Kein Problem , ich kann mich auch ausweisen , wenn Sie wollen ... Dabei fällt mir ein: Dürfte ich denn auch Ihre Dienstausweise mal sehen und vielleicht auch die Tätowierungen? FRITZ: Tätowierungen? Welche Tätowierungen?
Nur falls mein Chef also mein Kompaniechef wegen der Identität - verstehen Sie? Sonst könnte ja jeder ... Sie sind doch in der Achselhöhle tätowiert oder etwa nicht?
FRITZ: Also, ich finde das übertrieben, beinahe ehrenrührig. Tut mir leid. Dann lassen wir das eben.
OTTO: Nein. Wieso? Also, Männer, Ihr habt es gehört: Ausweise raus und Arme frei. Kann mir mal einer helfen? Wunderbar ; genau so. Und wenn Sie vielleicht jetzt noch mal , während ich Arm und Ausweis filme , jeder seinen Namen , Rang und Dienstnummer ... laut und deutlich ...
JOSEF: Also, dann fange ich noch mal an: Stahl, Josef. SS-Nummer Acht-Drei-Sechs, Eins-Vier-Vier. Oberstgruppenführer, Blutgruppe: selbstverständlich Null. Das mit den Dienstgraden ist aber so eine Sache. Wir haben zwar nach DV 10/1242 regelmäßig befördert, immer vorschriftsmäßig aber nur gegenseitig. Die Generalsränge sind alle noch nicht bestätigt. Deshalb ...
OTTO: Ist doch egal, Stahl. Du kriegst deinen Stempel schon noch, spätestens in Berlin. Jetzt du, Hoppe!
KONRAD: Ich habe auch Null, aber noch keine Tätowierung. Bei uns war dafür keine Zeit mehr. Mein Ausweis - Augenblick: Drei-Zwei-Sechs, Fünf-Vier und - die letzte Ziffer ist nicht mehr zu erkennen - Drei oder Acht, könnte aber auch eine ...
Hintergrund-Off: Achtung , Achtung! Hier spricht die Polizei...
(Rumpeln , Flüstern , ein Hubschrauber) Tca Ende:
00:18:19:05
Über Megaphon klang Lars Schiller kaum anders als ohne, laut und anmaßend, und wie immer trug er ziemlich dick auf. Das Pfarrhaus war natürlich alles andere als umstellt. Schon aus der Luft hatte ich die klägliche Truppe bedauert, die sich da unten hinter ihren Autos versteckte, sechs Mann vielleicht, dazu Schiller und drei SoRex-Kollegen. Vier Streifenwagen der örtlichen Polizei standen im Halbkreis auf der Dorfstraße.
Alle hatten vermutlich gehofft, aus dem Hubschrauber würde sich gleich Verstärkung abseilen, endlich Feierabend - und dann das: Erst nach mehreren Anläufen war der Hubschrauber auf ein Feld gut 200 Meter entfernt herabgeschunkelt und nur eine einzige Person war ausgestiegen, eine Frau zudem, die es nicht mal besonders eilig hatte. Warum sollte ich auch rennen?
Immerhin erkannte ich in
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