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Die Nachhut

Die Nachhut

Titel: Die Nachhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Waal
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mach ick nämlich Feierabend?«
    Die Wirtin hatte sich absichtlich ins Bild gestellt und verlangte eine Antwort. Von eurem Tisch kam auch nur aufgeregtes Tuscheln. Ein unbekannter Bunker? Noch ein Tee? Immer diese schwierigen Fragen. Zum Glück zögerte die Wirtin nicht lange und war wieder verschwunden, als der Moderator den namenlosen Schattenmann vorstellte: Es war jedoch nur einer von diesen Freaks, die illegal nach Schätzen und dunklen Geheimnissen graben und deshalb lieber nicht erkannt werden wollen.
    »Grundsätzlich würde ich nicht ausschließen, dass eine Anlage so lange funktioniert«, sagte der Bunkerfan mit künstlich verzerrter Stimme. »War ja alles für die Ewigkeit gebaut. Allerdings - das muss ich schon sagen - habe ich auch noch nie einen Nazibunker geknackt, der noch in Betrieb war.«
    Das Publikum lachte. Zeitz schmunzelte. Er würde seinen Triumph vermutlich einen inneren Reichsparteitag nennen. Dagegen kamen auch die Einwände eines Bundeswehrsprechers nicht mehr an, der nun dran war. Deutsche glauben immer nur einem.
    »Unsere Piloten«, so setzte er mehrmals an, »ebenso vorher die Russen ...« Er hatte keine Chance.
    Selbst in der Kneipe von Gossow war keiner mehr richtig bei der Sache. Du warst plötzlich in ein altes Schulheft vertieft, als hättest du am nächsten Morgen eine Prüfung. Busch grinste wieder frech zu mir herüber. Nur das Mädchen notierte schnell noch den eingeblendeten Namen des Luftwaffenoffiziers.
    Was er sagen wollte, hatte er uns schon am Nachmittag erzählt: Sie seien jahrelang über der Heide geflogen und hätten mit modernster Zieltechnik jeden Ameisenhaufen aus der Luft erfasst. Er meinte bombardiert, aber so deutlich sagen das Militaristen nicht. Ein Förster, der die Heide ab und zu inspizieren durfte, hatte in seiner Vernehmung von einem komplett umgepflügten Wald berichtet, ebenso Leute der Bürgerinitiative, die heimlich immer mal wieder auf dem Übungsplatz waren. Tiefe Krater, meterhohe Baumbarrieren - hunderte Hektar unwegsames Gelände. Was sollte man da noch aus der Luft erkennen?
    7. Februar 1945 Verzeih mir, meine kleine Liesbeth! Verzeih vor allem, daß ich mich erst jetzt, nach Wochen, wieder melde und Dich obendrein so bitter enttäuschen muß. Auch ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als Dich bald wieder in den Armen zu halten - aber alles kommt anders in diesen Tagen.
    Erst wurde unser Lager überraschend auf den Übungsplatz Beneschau verlegt, 1400 HJler in einer Nacht - eine Hektik, kann ich Dir sagen. Keiner hat es vorher gewußt, die Gerüchte überschlugen sich: Nun gehe es geradewegs an die Front, die Russen stünden schon vor Prag und dergleichen. Viele haben ja bereits ihren Wehrpaß in der Tasche und können das Ende der Schulzeit kaum erwarten. Erst in den völlig überfüllten Schlafsälen von Beneschau machte sich Ernüchterung breit, denn ein Teil der Kaserne wird als Lazarett genutzt. Wir haben viele Verletzte gesehen, Krüppel, Sterbende, wirklich schlimm.
    Wir aber sollten nicht enttäuscht werden: Schon beim Morgenappell am nächsten Tag überbrachte uns ein hoch dekorierter Brigadeführer, dessen Namen ich mir vor Aufregung nicht gemerkt habe, die frohe Botschaft: Der Führer habe uns schon heute zu den Waffen gerufen! Unbeschreiblicher Jubel brach los, das kannst Du Dir ja vorstellen. Waffen-SS - ohne Eignungstest und Zugangsbeschränkung! Meine Gruppe wurde sofort geschlossen einem Obersturmbannführer übergeben. Schon mittags saßen wir mit 1000 Mann in Waggons Richtung Kienstlag, wo die Division Hitlerjugend neu aufgestellt werden sollte.
    Jeden Tag stießen neue Kameraden zu unserem Bataillon (nun Sturmbann in der Kampfgruppe Böhmen), junge Burschen aus allen Ecken Deutschlands, keiner über 18 Jahre, aber alle mit brennenden Herzen. Bewaffnung, Tätowierung und schließlich Vereidigung, alles lief wie am Fließband und teilweise noch im Braunhemd, denn die Uniformen reichen vorn und hinten nicht.
    Trotzdem: Endlich Soldat! Viel früher, als je erträumt, gehöre ich nun sogar zur Elite deutscher Kämpfer, ein Prätorianer wie Vater. Ich habe es auch Mutter gleich geschrieben, damit sie es ihm berichtet. Von Feld zu Feld, heißt es, dauert die Post manchmal noch länger. Er soll ruhig auch mal stolz auf mich sein dürfen!
    Natürlich gab es zuletzt noch mal ordentlich Schliff: Bettenbau, Nahkampf und Märsche, das ganze Programm. Ausbilder und Vorgesetzte stammen fast alle aus Marine- und Luftwaffeneinheiten, die

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