Die Nacht am See
der intimen Stelle, die er fast erreicht hatte, und seufzte.
Jocelyn bewegte sich, und er erkannte, dass sie sich unwohl fühlte. Das wirkte auf ihn, als hätte man ihm einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf geschüttet.
Sofort erhob er sich, setzte sich ans andere Ende des Sofas und strich sich die Haare aus der Stirn.
„Entschuldigung.” Er rang nach Atem. „Ich wollte nicht so weit gehen.”
Jocelyn zerrte am Ausschnitt ihres Kleides, um sich wieder herzurichten. „Es war auch meine Schuld.”
Es folgte ein unangenehmes Schweigen.
„Pass auf…”
Sie ließ ihn nicht zu Ende reden, sondern stand auf und ging zur Tür. „Vielleicht war es ein Fehler.”
„Nein, Jocelyn, warte! Geh nicht weg. Lass uns darüber reden.” Verdammt, jetzt hatte er es wirklich vermasselt. Er folgte ihr den Flur entlang.
„Es gibt nichts zu bereden”, erklärte sie. „Ich wusste, dass das passieren würde. Ich habe es kommen sehen, doch ich konnte es nicht verhindern, und das ist gefährlich, Donovan. Ich kann meinen Job so nicht machen. Ich sollte aufhören.”
Er griff nach ihrem Arm. „Aufhören! Wir haben uns doch nur geküsst…”
Es war ihm klar, wie lächerlich er klang. Es war viel, viel mehr als ein Kuss gewesen.
„Aber was ist beim nächsten Mal? Wohin führt das? Ich will ehrlich sein, ich fühle mich sehr zu dir hingezogen. Und zwar so sehr, dass ich Schwierigkeiten habe, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Ich denke nicht an potenzielle Gefahren, ich denke an dich. Und wie sehr ich mich danach sehne, zu …”
Sein Herz klopfte.
„Was, Jocelyn?”
„Das zu tun, was wir gerade getan haben.”
Er ließ ihren Arm los. „Mir geht es genauso. Trotzdem … bitte, bleib hier. Ich brauche dich. Zumindest, bis der Typ gefasst ist. Dann … dann können wir vielleicht über uns nachdenken.”
Eine geraume Weile stand sie einfach da und sah ihm in die Augen, während sie über seine Worte nachsann.
Bitte geh nicht, versuchte er ihr wortlos zu verstehen zu geben.
Aber als sie sprach, klang ihre Stimme wieder kühl und völlig beherrscht. Ihm sank der Mut. „Du bist in Gefahr, und ich bin nicht länger die beste Person, um dich zu beschützen. Es tut mir Leid, ich werde dafür sorgen, dass ein anderer Leibwächter meine Aufgabe übernimmt. Ich bleibe, bis er anfangen kann, aber danach werde ich gehen. Es geschieht zu deiner eigenen Sicherheit.” Sie ging in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Donovan lehnte sich gegen die Wand und rieb sich die Schläfen. Seine Sicherheit war das Letzte, woran er dachte, denn Enttäuschung machte sich in ihm breit, als ihm bewusst wurde, dass Jocelyn kein Wort über eine mögliche gemeinsame Zukunft verloren hatte.
„Ich stecke in der Klemme, Tess”, sagte Jocelyn am nächsten Morgen am Telefon zu ihrer Assistentin. Sie hatte Donovan sicher zum Operationssaal begleitet, und stand jetzt im Wartezimmer davor. „Ich brauche deine Hilfe.”
„Warum? Was ist passiert?”
Jocelyn spürte, dass die Spannung in ihren Schultern ein wenig nachließ. Tess war nicht nur ihre geschätzte Assistentin, sondern ihre beste Freundin. Sie war blond, hübsch, ein Aerobic-Fan und eine gute Zuhörerin. Sie arbeitete bei Jocelyn, seit diese vor vier Jahren ihren privaten Sicherheitsdienst eröffnet hatte.
„Ich habe gestern Abend gekündigt”, sagte Jocelyn, „und Dr. Knight braucht sofort einen neuen Leibwächter.”
Es folgte ein kurzes Schweigen am anderen Ende der Leitung. „Was, um alles in der Welt, ist geschehen? Er hat nicht versucht, dich anzumachen, oder? So wie dieser schleimige alte Exsenator in New Jersey?”
Jocelyn rieb sich über die Stirn. „Nein, nichts dergleichen. Na ja, es war… ich meine, er hat mich geküsst, Tess, aber das Problem war, ich hatte nicht das Geringste dagegen. Ich fürchte, ich habe ihn sogar ermutigt. Ich bin nicht sicher. Ich weiß kaum noch, was passiert ist.”
Es folgte wieder Schweigen. „Wie alt ist der Typ?”
„Er ist vierunddreißig und sehr attraktiv.”
„Das hast du mir nicht erzählt!”
„Ich weiß. Ich vermute, ich wollte nicht zugeben, dass ich es bemerkt habe.”
Tess pfiff leise. „Solange ich dich kenne, hast du so etwas nie zugelassen. Glaubst du, dass du dich in ihn verliebt hast?”
Jocelyn schloss die Augen. „Auch wenn ich es nicht wahrhaben will … Ja, ich glaube schon.”
„Warum kämpfst du dagegen an? Weil er dein Klient ist? Das Problem können wir heute noch lösen. Ich finde
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