Die Nacht am See
zurzeit mit keiner von ihnen liiert bin. Ich war in letzter Zeit sehr beschäftigt und habe ziemlich zurückgezogen gelebt. Und anders als Sie denken, sind diese Nachrichten nicht alle von dem Tag, als Sie bei mir angefangen haben. Sie haben sich im Laufe der letzten Monate angesammelt, und ich habe sie nur deshalb nicht gelöscht, weil ich nie die Zeit gefunden habe, zurückzurufen.”
„Aber was ist, wenn diese armen Frauen alle vor dem Telefon sitzen und auf Ihren Anruf warten?”
„Ich bezweifle, dass auch nur eine von ihnen das tun würde. Sie werden sich alle schnell dem nächsten Mann zugewandt haben.”
„Wie können Sie da so sicher sein? Vielleicht wartet die eine oder andere wirklich auf Ihren Anruf. Vielleicht behandeln Sie sie nachlässig und wissen es nicht einmal.”
„Nein, Jocelyn, das würde ich nicht tun.” Seine Stimme klang so aufrichtig und direkt, dass sie ihm einfach glauben musste. „Außerdem war keine von ihnen wirklich mit dem Herzen bei der Sache. Sie hatten nur gewisse Ambitionen.”
„Was für Ambitionen?”
„Na, Sie wissen schon - ‘Wäre Mom nicht stolz, wenn ich mir einen reichen Arzt schnappen könnte?’”
„Woher wissen Sie das?”
„Ich weiß es einfach. Und mir war noch nie an solch einer oberflächlichen Beziehung gelegen, unabhängig davon, wie attraktiv oder erfolgreich die Frau ist.”
Sie schaute in seine funkelnden grünen Augen, erstaunt über alles, was er sagte. Sie wusste, dass sie ihn die ganze Zeit über falsch beurteilt hatte, aber ihr war nicht bewusst gewesen, wie sehr. Sie hatte gedacht, er wäre einer dieser Männer, die andere Menschen zu ihrem Vergnügen ausnutzten, doch es schien eher umgekehrt der Fall zu sein. Es war etwas, was ihm missfiel.
Nein, oberflächlich war er wirklich nicht.
„Haben Sie deshalb nie geheiratet?”
„Ja und nein. Ich habe die richtige Frau noch nicht gefunden, aber ich habe auch nicht so richtig nach ihr gesucht. Die Ehe steht nicht ganz oben auf meiner Prioritätenliste.”
„Womit beschäftigen Sie sich dann im Moment?” fragte Jocelyn. „Außer sich vor Verfolgern in Acht zu nehmen?”
„Ich habe Gelder für ein Beratungszentrum für trauernde Kinder gesammelt.”
„Tatsächlich?” Sie wurden vom Kellner unterbrochen, der den Wein brachte. Nachdem Donovan sein Okay gegeben hatte, begann er Jocelyn etwas einzuschenken. Schon nach den ersten Tropfen hielt sie ihn auf. „Das reicht, danke.” Sie trank nie, wenn sie im Dienst war.
„Lassen Sie sich jemals gehen?” wollte Donovan wissen.
„Wie bitte?”
„Ich meine, werden Sie jemals vergessen, dass Sie meine Leibwächterin sind, und einfach eine Frau sein?”
Jocelyn schluckte. Es war eine beunruhigende Frage, um das Mindeste zu sagen.
„Das wäre zu gefährlich, denn wenn ich eine Sekunde lang nicht aufpasse, könnte genau in dem Moment etwas Furchtbares passieren. Daher ist permanente Aufmerksamkeit die wichtigste Regel meiner Branche.”
Von den anderen Gründen, warum es gefährlich war, sich in seiner Gegenwart gehen zu lassen, wollte sie lieber nicht sprechen.
Donovan saß gegenüber von Jocelyn und bewunderte ihr Aussehen im Kerzenschein. Das elegante, schulterfreie Kleid sowie die Ohrringe, die Doris für sie ausgesucht hatte, standen ihr wirklich ausgezeichnet.
An der Art, wie Jocelyn sich gab, merkte er, dass sie nicht die leiseste Ahnung hatte, wie gut sie aussah.
Oder wie sie ihn verrückt machte, indem sie ihn auf Abstand hielt und ihre Leibwächterregeln stets parat hatte. Er hatte dieses Restaurant aus gutem Grund ausgesucht.
Er wollte, dass sie sich einmal für ein paar Stunden entspannte, denn er wollte endlich die Frau in ihr herauslocken.
Dass es sie gab, daran zweifelte er nicht im Geringsten. Auch nicht daran, dass sie faszinierend und leidenschaftlich sein würde. Er konnte es an ihren dunklen, mysteriös funkelnden Augen ablesen.
Außerdem bildete er sich nicht nur ein, dass da etwas zwischen ihnen war - etwas, das sie mit aller Kraft bekämpfte.
Der Kellner kam heran und nahm ihre Bestellung auf, bevor er sich verneigte und verschwand.
„Und warum haben Sie nie geheiratet?” fragte Donovan und trank einen Schluck Wein. Er bemerkte, dass Jocelyn ihren nicht anrührte.
Sie beugte sich vor und stützte die Ellenbogen auf dem Tisch ab. „Ich glaube weder an ewige Liebe noch an Happy Ends und ziehe es vor, allein zu sein.”
„Wirklich?”
„Ja.”
„Was ist mit Ihren Eltern? Wo leben
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