Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Titel: Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
Vom Netzwerk:
stiegen sie die Treppen zur New York Public Library hinauf, die zu beiden Seiten von »Geduld« und »Tapferkeit«, den beiden berühmten Steinlöwen, flankiert wurden, durchquerten Astor Hall und betraten den Hauptlesesaal, der kaum Schäden davongetragen hatte – in den chaotischen Tagen des Umsturzes hatte sich niemand für Bücher interessiert. Zwar war einer der riesigen Kronleuchter auf einen Lesetisch gestürzt, aber dafür konnte auch der allmähliche Verfall des Gebäudes verantwortlich sein; immerhin war es seit zwei Jahren nicht mehr gewartet worden. Etliche Stühle waren umgekippt, und hier und da lagen noch aufgeschlagene Bücher auf den Tischen. Es war beängstigend still.
    Ein fahles Licht fiel durch die hohen Fenster, und der Ammoniakgestank, den die strigoi hinterlassen hatten, war so intensiv, dass es schien, als hätte es den Vampiren eine unbändige Freude gemacht, ihren Kommentar zu zweitausend Jahren menschlicher Kultur abzugeben.
    »Müssen wir wirklich nach unten?«, fragte Gus und deutete auf die schier endlosen Reihen von Buchrücken an den Wänden. »Was ist mit den Schinken hier?«
    »Wir brauchen ein wirklich altes und gleichzeitig gut erhaltenes Buch, um eine Attrappe für das Occido Lumen zu basteln. Ich war schon einige Male hier – Ratten und Mäuse sind ganz scharf auf schimmeliges Papier. Aber die wichtigen, die alten Sachen sind gut verwahrt im Keller.«
    Sie blieben an der Treppe stehen und legten die Nachtsichtgeräte an. Der Haupttrakt der Bibliothek war auf dem ehemaligen Croton-Reservoir errichtet worden, das Manhattan bis zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts mit Wasser versorgt hatte. Ausreichend Platz also für das unterirdische Magazin, das sich über sieben Geschosse und seit der letzten Renovierung bis unter den nahegelegenen Bryant Park erstreckte.
    Vorsichtig führte sie Vasiliy die Treppe hinunter bis ins dritte Untergeschoss – wo sie von Quinlan bereits erwartet wurden. Das Licht von Gus’ Taschenlampe fiel auf das kalkweiße Gesicht des Blutgeborenen. Quinlan nickte, worauf der Mexikaner sein Schwert aus der Scheide zog und flüsterte: »Passt auf, hier sind Blutsauger.«
    »Wenn sie herausfinden, dass Eph bei uns ist«, sagte Nora, »melden sie das sofort dem Meister. Und dann sind wir hier gefangen.«
    Dr. Goodweather und ich warten hier , erklang Quinlans Stimme. Ich errichte eine telepathische Schutzmauer.
    »Gut«, erwiderte Nora und schaltete ihre Lumalampe ein.
    »Na dann, lassen wir’s krachen«, sagte Gus, der mit Joaquin bereits auf dem Weg nach unten war.
    Vasiliy und Nora folgten den beiden, während Quinlan mit Eph das Lager im dritten Untergeschoss betrat. Schränke mit alten Periodika und Tonbändern standen an den Wänden. Quinlan ging zielstrebig auf eine der Audioboxen zu, öffnete die schalldichte Tür und zog Eph mit hinein.
    Zu zweit hatten sie dort drin gerade ausreichend Platz, um sich nicht auf die Füße zu steigen. Eph nahm das Nachtsichtgerät ab und lehnte sich gegen die Wand. Er fürchtete, dass der Blutgeborene versuchen würde, seine Gedanken zu lesen – also konzentrierte er sich auf irgendwelche belanglosen Dinge. Es war ein äußerst schmaler Grat, auf dem er sich bewegte: beide Seiten im Glauben zu belassen, dass nur einer seine Loyalität gehörte, während er in Wirklichkeit einzig und allein an seinen Sohn dachte. Was war schlimmer: seine Freunde zu verraten oder die Ewigkeit in einer Welt des Grauens zu verbringen?
    Ich hatte einmal eine Familie.
    Quinlans Stimme traf Eph wie ein Schlag.
    Der Meister hat sie verwandelt, und ich musste sie töten. Wir beide haben viel gemeinsam.
    Eph nickte. »Aber er hatte einen Grund, hinter dir her zu sein. Es gibt eine Verbindung zwischen euch. Mich verbindet nichts mit dem Meister – ich war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    Doch, es gibt eine Verbindung. Wir wissen nur noch nicht, welcher Art sie ist.
    »Denkst du, es hat etwas mit meinem Sohn zu tun?«
    Für einige Zeit war es still, dann: Da ist eine Parallele zwischen mir und deinem Sohn. Ich wurde verwandelt, als ich noch im Bauch meiner Mutter war. Dadurch wurde der Meister zu einem Ersatzvater für mich. Und durch seinen Versuch, deinen Sohn psychisch zu formen, will er dich ebenso als Vater ersetzen.
    »Du meinst, der Meister verhält sich also nach einer Art Muster? Aber dann gibt es ja noch Hoffnung! Immerhin hast du dich gegen ihn gewandt – und sein Einfluss auf dich ist weitaus größer. Vielleicht …

Weitere Kostenlose Bücher